PS-Limit und null Promille PS-Limit und null Promille: Im Dialog mit der Mitteldeutschen Zeitung wird im Netz heiß diskutiert
Halle (Saale)/MZ. - Sachsen-Anhalt macht sich deshalb nun dafür stark, dass junge Autofahrer bis 25 Jahre keinen Alkohol trinken dürfen, wenn sie sich ans Steuer setzen wollen. Das kündigte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) gegenüber der MZ an. Bisher gelten "null Promille" nur für 18- bis 21-jährige Fahranfänger. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) forderte außerdem eine PS-Obergrenze für junge Fahrer: 75 PS. In Australien dürfen Führerschein-Neulinge schon jetzt nur Autos mit maximal 75 PS steuern.
Ist die PS-Begrenzung auch in Deutschland praktikabel? Oder ist nicht die PS-Zahl, sondern die Selbstüberschätzung der jungen Fahrer die Hauptursache für die Unfälle? Diese Fragen stellt die Mitteldeutsche Zeitung auf ihrer Webseite und bei den Portalen Facebook und meinVZ ihren Lesern und Usern. Mehrere Hundert Antworten gingen bisher ein.
Ein PS-Limit für Fahranfänger wird dort eher kritisch diskutiert. Eine reine Drosselung der Stärke eines Wagens scheint den meisten zu kurz gedacht zu sein. Ein Leser schreibt auf mz-web.de: "Die Idee ist eigentlich in Ordnung, denn was beim Motorrad funktioniert und sinnvoll ist, kann auch beim Pkw laufen. Doch leider verhindert ein PS-begrenztes Fahrzeug keine riskanten Überholmanöver und überhöhte Geschwindigkeiten. Auch die Autowahl wird schwierig - benötigt man einen großen Wagen, so sind heutige Modelle mit kaum weniger als 90 PS motorisiert."
"Auch PS-begrenzte Autos fahren schnell"
Ein anderer mz-web.de-User sagt: "Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht bei der Leistung der Motoren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt dann immer noch bei über 160 km/h. Außerdem gibt es kaum noch Neuwagen, die dieses Limit auch einhalten. Bleiben also nur ältere Modelle. Die haben dann aber auch keine entsprechende Sicherheitsausstattung (ABS, ESP, Airbag, Gurtstraffer . . .), die gerade bei Unfällen extrem helfen können." Er glaubt: "Es fehlt auch nicht an Regeln wie Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ganz im Gegenteil: Es gibt davon zu viele und teilweise unsinnig scharfe, die dann nicht eingehalten werden." Ein anderer Beitrag im Netz plädiert dafür,gefährliche Stellen im Straßenverkehr mit großen Hinweistafeln zu kennzeichnen und mit Geschwindigkeitsbeschränkungen zu belegen. Diese Stellen sollten außerdem auf Dauer regelmäßig kontrolliert werden.
Das Problem der fehlenden Kontrollen sehen viele, die bei dem Thema online mitdiskutieren - sowohl beim PS-Limit als auch bei "null Pomille". Ingo Götze schreibt auf Facebook zum PS-Limit: "Eine solche Maßnahme ist nur sinnvoll, wenn es auch Kontrollen gibt." Er glaubt, dass die Polizei dazu auf den Straßen zu wenig präsent ist. "Ein PS-Begrenzer und eine dafür entwickelte Plakette, sichtbar in der Windschutzscheibe, könnten aber schon etwas bewirken."
Haiko Haun sieht das ähnlich. Er hält zudem ein PS-Limit für die falsche Lösung und schreibt auf Facebook: "Die Leistungsreduzierung bringt wenig. Auch mit 70 PS kann man schwere Verkehrsunfälle verursachen." Seine Idee: Die Fahrzeuge von "Rasern" sollten bei einem Fehlverhalten für bestimmte Zeit sichergestellt werden - das würde sie empfindlich treffen.
Der Vorschlag zu "null Promille" bei allen Fahrern bis 25 Jahre stößt bei der Mehrheit der Leser auf Zustimmung. Die meisten, die im Internet bei dem Thema mitreden, halten ihn für eine sinnvolle Maßnahme. Ein User schreibt dazu bei meinVZ: "Wir brauchen dringend mehr Polizeikontrollen und null Promille bei unter 25-Jährigen - gute Sache meiner Meinung nach. Hab die Erfahrung gemacht, dass wirklich noch viele einfach nur unreif sind und auf 'cool' machen, weil sie was gesoffen haben . . . "
Null Promille für alle?
Andere wollen "null Promille" gleich für alle, auch über den 25. Geburtstag hinaus: "Wieso ein Verbot nur für Fahranfänger? Generell null Promille für alle, die ein Fahrzeug führen", fordert ein Leser bei mz-web.de mit dem Hinweis, dass das in anderen EU-Ländern längst Realität sei. "Was soll der Blödsinn, es gehöre ein Glas Bier oder Wein zum Essen zur deutschen Esskultur", fragt er. "Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich trinke gern und gut mein Bier oder auch mal was anderes. Aber nicht, wenn ich fahren will oder muss."
Ähnlich sieht es eine meinVZ-Userin: "Was ist das denn für eine Logik: nur bis 25 Jahre Null-Promille-Grenze? Auch Fahrer über 25 verursachen unter Alkoholeinfluss schwere Unfälle. Die Wirkung von Alkohol ist doch die gleiche, ob 23 oder 45 Jahre alt." Eine andere Userin schreibt: "Kaum jemand kann sich unter Alkohol realistisch einschätzen und nicht jeder ist verantwortungsbewusst genug. Auch ich trinke gern mal ein Glas Wein - fahren würde ich danach aber nie. Null Promille für alle ist logisch und gerecht." Und Torsten Maue via Facebook: "Ich bin schon weit über 25 und fahre dennoch nur bei null Promille. Gegen so eine Grenze hätte ich absolut nichts einzuwenden."
Einige Stimmen halten gerade die Kombination aus PS-Limit und Null-Promille-Grenze für sinnvoll. Und viele haben noch Vorschläge für zusätzliche Maßnahmen, die schwere Unfälle junger Fahrer verhindern könnten: Tuning-Autos sollten grundsätzlich nur mit "null Promille" gefahren werden dürfen zum Beispiel. Oder die PS-Begrenzung sollte nicht automatisch mit dem 25. Geburtstag enden, sondern durch den Nachweis einer bestimmten Zahl von gefahrenen Kilometern und Dauer des Führerscheinbesitzes, sowie möglichst wenigen Strafzetteln.