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Planet Harz Planet Harz: Neustart zur Wahlkampfzeit

Von Johannes Dörries 06.04.2001, 16:20

Blankenburg/MZ. - Heinz Albert Behrens sieht es sportlich. Der erste Anlauf endete mit einer Bauchlandung, als das Magdeburger Wirtschaftsministerium im Frühjahr 1999 das Projekt "Planet Harz" für gescheitert erklärte. Jetzt gebe es eben einen zweiten Anlauf. Der Bürgermeister des Harzstädtchens Blankenburg gibt sich optimistisch: Die Investoren hätten aus ihren Erfahrungen gelernt. Und überhaupt weise das 500 Millionen Mark teure Projekt in die richtige Richtung, das Konzept sei "europaweit anerkannt". In rund 30 Einzelvorhaben sollten Golfplätze, eine Hotel, Ferienwohnungen und Freizeitanlagen entstehen.

Mit seinem Optimismus steht Behrens ziemlich allein. Kritiker in Blankenburg sprechen von Wahlkampfgetöse: In der Kleinstadt mit 17 000 Einwohnern wird am 6. Mai ein neuer Bürgermeister gewählt. Und zu den knapp ein Dutzend Bewerbern gehört auch der parteilose Behrens.

"Das ist reiner Wahlkampf", sagt Birgit Kayser, CDU-Ratsfrau und Mitbewerberin um das Bürgermeisteramt, zu dem neuen Auftakt für das totgesagte Mammutprojekt. Zugleich geht ihre Kritik weiter: Als sie von dem feierlich inszenierten Baustart am Donnerstag (MZ berichtete) erfuhr, war sie "frustriert und empört". Denn damit habe Behrens sich über einen Beschluss des Stadtrates zur Informationspflicht hinweggesetzt. So gab es im Hof der Domäne Blankenburg Freyburger Sekt und vollmundige Ankündigungen ? nur vom Stadtrat war niemand dabei. Aber Behrens gehörte zu denjenigen, die auf den Neustart des Großprojektes anstießen. Er sei "geladen worden", sagte er gestern der MZ. Und irgendjemand hatte dafür gesorgt, dass handverlesene Journalisten von der Aktion berichten konnten.

Zu den Akteuren in der Domäne gehörte Bernd Kühl. Er ist Objektkoordinator der Planet Harz GmbH. Die halte an ihren Plänen fest. Geschäftsführer der Gesellschaft ist laut Kühl der Münchener Investor Wilfried Hampe - der Mann, dessen Finanzkonstruktionen dem damaligen Magdeburger Wirtschaftsminister Matthias Gabriel (SPD) nicht solide genug waren, um die zuvor angekündigten Landeszuschüsse auszuzahlen. Dieses Geld, immerhin knapp 200 Millionen Mark, versucht Hampe nun einzuklagen.

Kühl befindet sich unterdessen offenbar in einer Zwickmühle: Einerseits verkündet er die Auferstehung des totgesagten Harz-Projektes. Andererseits hütet er sich davor, die in Blankenburg begonnenen Bauarbeiten als tatsächlichen Start zu bezeichnen. Denn für das Vorhaben gibt es keine juristische Grundlage. Die entsprechenden Anträge hat Kühl angekündigt. Für die laufenden Bauarbeiten sind, so betont Kühl indes, keine weiteren Genehmigungen erforderlich. Es handele sich um vorbereitende Arbeiten, die Frank Haseley, Chef des Wernigeröder Kreisbauamtes, Donnerstag mündlich genehmigte.

Schließlich ist der Zustand des früheren Staatsgutes desolat. Die Planet Harz GmbH hatte sich beim Kauf verpflichtet, innerhalb vereinbarten Fristen Auflagen wie das Pflastern des Hofes oder das Schaffen von Arbeitsplätzen zu erfüllen. Die Fristen sind mittlerweile längst abgelaufen und der Verkäufer, die Stadt Blankenburg, hat laut Behrens juristische Schritte eingeleitet, mit denen die Planet Harz GmbH dazu gebracht werden sollte, ihre Pflichten zu erfüllen. Das werde sich mit den nun begonnen Arbeiten erledigen, hofft Behrens.

Für Kayser bleiben die Ankündigungen eines Neustarts für den Planet Harz "suspekt". Was jetzt geschieht, sei reines Pflichtprogramm zur Sicherung.