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Orangerie Seeburg Orangerie Seeburg: Terrasse am Schloss

Von Margit Boeckh 18.08.2014, 11:00
Die Terrassenfenster spiegeln den Süßen See.
Die Terrassenfenster spiegeln den Süßen See. J. lukascheck Lizenz

Seeburg - Auf dem Weg zum neuesten Restaurant mit dem Anspruch „Gourmet“ weit und breit kommt man nicht umhin, erst einmal die Gegend zu rühmen.

Adresse: Seestraße (am Schloss), 06317 Seegebiet Mansfelder Land/Ortsteil Seeburg

Kontakt und Reservierung: Telefon: 0179 / 11 32 927

Internet: www.orangerie-seeburg.de

Öffnungszeiten: Di 17-23, Mi bis Fr 12-23, Sa 11-23, So 11 bis 21 Uhr

Angebote: Hauptgerichte etwa 11 bis 22,90 Euro

Die „Orangerie Seeburg“ hat sich nämlich an einem der allerfeinsten Fleckchen von Sachsen-Anhalt etabliert. Klare Sicht bis weit ins Land, eine Luft zum Durchatmen. Dazu der lockend glitzernde See, Segelboote, ringsum Weinberghänge, Obstplantagen, ein romantisches Schloss - wir sind am Süßen See. Nah an der Kitschgrenze überkommt er einen unvermeidlich, der so strapazierte Begriff: Toskana des Ostens. Lässt sich die Assoziation zum südländischen Flair noch toppen? Oh, ja, das geht. Wenn nämlich das Seepanorama begleitet wird von feiner mediterraner Küche, genossen in einem Ambiente, das unaufdringlich leichte Lebensart zitiert.

In der jüngst eröffneten „Orangerie Seeburg“ ist es zu erleben. Ein treues Stammpublikum kennt die rührigen Gastronomen bereits vom Schloss-Café, das sie mehrere Jahre betrieben haben. Die beliebte Lokalität musste diesen Sommer Knall auf Fall schließen, seit das Seeburger Schloss einen neuen Eigentümer hat und künftig nur noch privat genutzt wird. Angesichts dieser nicht vorhersehbaren, unter Umständen existenzbedrohenden Entwicklung scheint es wie die Vorsehung, dass das Gastronomen-Team einen anderen Trumpf im Ärmel hatte. Schon länger reifte der Plan, unterhalb des Cafés eine Einkehrstätte mit höherem Anspruch zu installieren. Und just in diesem Frühsommer war es so weit: die „Orangerie Seeburg“ wurde eröffnet.

Da sind wir nun zu Gast. Lichtdurchflutet umgibt uns der gar nicht mal so große Raum dank der gläsernen „Wand“ zur Seeseite. Noch näher am Wasser kann man an Zweiertischen auf der schmalen Terrasse sitzen. Die Speisekarte wird flink vom überhaupt sehr aufmerksamen Personal gebracht. Fünf Vorspeisen, sechs Pasta-Variationen und ebenso viele Fleischgerichte. Ein klares Konzept ohne Chichi. Anders gesagt: Die Beschränkung deutet auf eine frische Küche, die ohnehin nur durch Convenience-Produkte zu erreichende Vielfalt gar nicht erst vorgaukelt.

Zum Entree sollen es Vitello tonnato und Mozarella di Campana (je 6,90 Euro) sein. Gängige Antipasti südländischer Karten. Doch so kunstvoll, wie sie auf diesen Tellern angerichtet sind, bieten sie schon mal einen appetitanregenden Augenschmaus. Die hauchdünnen Kalbfleischscheiben werden von der Thunfischsauce raffiniert begleitet. Der handgeschöpfte Büffelmozarella schmeichelt cremig der Zunge, ein Produkt, das Welten von supermarktgängigen Angeboten trennt. Eine hauchzarte Blätterteigkappe, Zwiebel-„Stroh“ und ein paar Perlchen Rosa Pfeffer schaffen Extra-Reize für den Gaumen.

Muss man eine Weinkarte vermissen? Denn unsere Weinauswahl wird mündlich abgemacht. Der erfragte Weißburgunder kommt vom Weingut Schloss Seeburg gleich nebenan und erweist sich als dezenter Begleiter für alle Fälle (4,50 Euro für 0,2 Liter). Als Hauptgericht wählen wir Fisch und Fleisch. Dem Butterfischsteak (14 Euro) verschafft ein kräftiger Halm Zitronengras mehr Deko als Würze; auch in der getrüffelten Weißweinsauce bleibt das Herausschmecken des Edelpilzes etwas für supersensible Zungen. Die Rinderfilet-Medaillons (22,90 Euro) machen neugierig durch die Beigabe von Garnele auf Malzbierjus. Und was gibt es dazu? Beilagen verzeichnet die Karte nicht. Die kann man sich auf einer Wandtafel aussuchen, weil sie täglich wechseln, je nach dem aktuellen Angebot von Erzeugern in nächster Nähe. Auch Fleisch, Pasta und Holzofenbrot kommen da her, Wildbret liefern Jäger der Gegend. Ein streng durchgehaltenes Konzept der kurzen, frischen Wege und eindeutiger Herkunft, das sich in Qualität auszahlt.

Was die Zubereitung betrifft, kann übrigens jeder Gast die Küchengeheimnisse der „Orangerie“ gerne selbst erkunden - bei einem Blick durch die Scheiben der „gläsernen Küche“. Hier ist zu sehen, wie es gelingt, Fleisch und Fisch so besonders zart und schmackhaft zu machen. Unser Butterfisch hat eine leicht säuerliche Note, durchaus angenehm. Ein extra Fischbesteck wird allerdings nicht aufgelegt. Auch das Filet muss ohne eigenes Steakmesser auskommen. Dafür ist es auf den Punkt medium, zergeht butterzart auf der Zunge. Getrocknete Orangenscheiben sind eine exquisite, gaumenkitzelnde Beigabe. Schade, dass den Kartoffelhälften dazu der (getrocknete?) Rosmarin etwas Dumpfiges verleiht. Gewiss frisch, jedoch reichlich bissfest ist das von der Tagestafel gewählte Gemüse. Mit etwas längerer Garzeit wäre dabei wohl geschmacklich noch mehr herauszuholen.

Die Portionen lassen – nach einer Espressopause – noch angenehm Platz fürs Dessert. Das Beerenkompott (6,90 Euro) unter der Amarulafrucht-Zabaione samt Bourbonvanille-Eis verheißt einen frischen Abschluss. Es kommt gewohnt schick angerichtet, aber leider lauwarm und etwas pampig.

Fazit: Speisen und deren Präsentation, Ambiente, Konzept und Philosophie sind in der „Orangerie“ schon top, fürs Drumherum bleibt noch etwas Luft auf der nach oben offenen Gourmetlokal-Skala. (mz)

So wird Vitello tonnato in der „Orangerie“ serviert.
So wird Vitello tonnato in der „Orangerie“ serviert.
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Durchs alte Schloss-Tor zur neuen See-Terrasse
Durchs alte Schloss-Tor zur neuen See-Terrasse
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