Naturschutzgebiet in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen Naturschutzgebiet in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen: Nationalpark Harz feiert zehnjähriges Bestehen
Goslar/Schierke - Stephan Weil legte ein persönliches Bekenntnis zum Harz ab. Er wandere seit 35 Jahren regelmäßig durch das Mittelgebirge, sagte der niedersächsische Ministerpräsident am Donnerstag in Goslar. Speziell der Nationalpark Harz sei mit seinen rund 7200 wildlebenden Tier- und Pflanzenarten ein „Schatz der Natur“. Der SPD-Politiker und sein Amtskollege Reiner Haseloff (CDU) aus Sachsen-Anhalt nahmen am Donnerstag an der Feier zum zehnjährigen Bestehen des ersten länderübergreifenden Nationalparks in Deutschland teil.
„Hier wächst seit zehn Jahren im wahrsten Sinne des Wortes etwas zusammen“, sagte Haseloff. Der Nationalpark Harz sei eine „großartige Erfolgsgeschichte“. Sie zeige, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg möglich ist. Die Fusion sei gut für die Natur des Harzes und für die beteiligten Bundesländer.
Hochmoore, Bergwiesen und Gewässer
Ursprünglich gab es im Harz zwei Nationalparks direkt nebeneinander: Seit 1990 ein rund 8.900 Hektar großes Schutzgebiet in Sachsen-Anhalt und seit 1994 ein 15.800 Hektar umfassendes Areal in Niedersachsen. Nach jahrelangen mühsamen Verhandlungen zwischen beiden Ländern trat am 1. Januar 2006 der Vertrag über die Fusion in Kraft. Der gemeinsame Nationalpark umfasst seither rund 247 Quadratkilometer. Er ist vor allem von Wald bedeckt, aber auch von Hochmooren, Bergwiesen und Gewässern.
Im Harz sei „an der Schnittstelle von Ost und West“ ein „wichtiger Ort mit Vorbildcharakter für den Schutz von Natur und Landschaft entstanden, sagte der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Der gemeinsame Waldnationalpark ermögliche es, „den ursprünglichen Zustand des Waldes in Mitteleuropa zu erleben“.
Mehr als 60 Prozent der Gesamtfläche gehörten inzwischen zur sogenannten Natur-Dynamikzone, in der menschliche Eingriffe nicht mehr erforderlich seien, sagte Nationalpark-Chef Andreas Pusch. „Dort kann Natur Natur sein.“ Bis zum Jahr 2022 soll dieser Anteil auf 75 Prozent steigen.
Haseloff erinnerte dran, dass noch vor wenigen Jahren besonders im östlichen Teil des Nationalparks vom Borkenkäfer befallene absterbende Fichtenbestände zu sehen waren. Das habe ihn immer wieder in Erklärungsnot gebracht, sagte Sachsen-Anhalts-Regierungschef. „Es war nicht leicht rüberzubringen, dass dies eine Zwischenphase auf dem Weg zum Mischwald war.“
Aus Sicht der beteiligten Landkreise Goslar und Harz ist der Nationalpark mittlerweile der wichtigste Motor für den Tourismus in der Region. Man könne die Bedeutung des Schutzgebietes gar nicht hoch genug einschätzen, sagte Goslars Landrat Thomas Brych (SPD). „Der Nationalpark mit dem Brocken ist die Krone des Harzes und ein Besuchermagnet“, meint auch der Landrat des Kreises Harz in Sachsen-Anhalt, Martin Skiebe (CDU).
Bei allem Lob für das Schutzgebiet forderte Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU) in der Region mehr länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Außer dem Nationalpark, dem Heimat- und Naturschutzbund Harzklub und dem Tourismusverband gebe es kaum gemeinsame Projekte.
Leicht getrübt wurde die allgemeine Feierlaune in Goslar durch Berichte über den Vorschlag einer Investorengruppe, eine Seilbahn von Torfhaus mitten durch den Nationalpark auf den Brocken zu bauen. Die Ministerpräsidenten sprachen sich während der Feier indirekt gegen ein solches Projekt aus. Der Vorsitzende des Nationalpark-Beirates, Werner Grübmeyer, sagte es direkt: „Das ist Blödsinn.“