Nach Überfall in Ballstädt Nach Überfall in Ballstädt: 38-Jähriger sitzt in U-Haft

Ballstädt/dpa - Nach dem brutalen Überfall Rechtsextremer auf eine Kirmesgesellschaft in Ballstädt vor einer Woche sitzt ein 38-Jähriger in Untersuchungshaft. Gegen den Mann sei am Sonntag Haftbefehl erlassen worden, teilte das Landeskriminalamt (LKA) in Erfurt mit. Insgesamt hatte die Polizei am Wochenende fünf Beschuldigte im Alter von 24 bis 38 Jahren festgenommen. Drei Männer und eine Frau seien inzwischen jedoch wieder auf freiem Fuß, hieß es.
Beamte hatten am Samstag mit einem Großaufgebot elf Privatwohnungen in Thüringen durchsucht und dabei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. In dem kleinen Ort Ballstädt (Kreis Gotha) hatte in der Nacht zum 9. Februar eine Gruppe von Rechtsextremen eine Kirmesfeier gestürmt und dabei zehn Menschen verletzt. Laut LKA ist inzwischen ein Großteil der Tatverdächtigen namentlich bekannt. Im Fokus der Ermitter stünden derzeit 13 Personen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Raubes seien aber noch nicht abgeschlossen.
Zu den am Samstag durchsuchten Objekten gehörte auch die im Sommer vergangenen Jahres von rechten Anhängern gekaufte alte Bäckerei in Ballstädt, das sogenannte gelbe Haus. Razzien gab es außerdem in Wohnungen in der Saalfelder und Suhler Region. Dem LKA zufolge waren bei den Durchsuchungen 120 Polizeibeamte sowie mehrere Diensthunde im Einsatz. In Ballstädt sitzt auch Tage nach dem Angriff die Angst noch tief. Das Innenministerium hatte von einem „generalstabsmäßig“ geplanten Überfall gesprochen.
Seit dem Immobilienkauf formiert sich in der „Ballstädter Allianz gegen Rechts“ Widerstand dagegen. Die Allianz zählt nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 500 Unterstützer. Bereits im August 2013 wurden bei einer Razzia in Privatwohnungen in Crawinkel, Ballstädt und Erfurt zahlreiche Waffen sichergestellt. Medien berichteten danach von Kontakten zur österreichischen Neonazikameradschaft „Objekt 21“.