Nach Sexualverbrechen Nach Sexualverbrechen: Sechsjährige Malin wurde in Zerbst beigesetzt

Zerbst/dpa. - Die Trauergäste hatten Blumen und Plüschtiere mitgebracht. EinFoto, umrahmt von einer Lichterkette, zeigte das blonde Mädchen.«Malin wollte das Leben anpacken», sagt die Pfarrerin, die auchMalins Religionslehrerin war, in ihrer sehr persönlichen Predigt. Siesei ein kämpferisches, fantasievolles Kind gewesen, mitunter aucheigensinnig. Sie habe Kassetten von Pippi Langstrumpf geliebt, derberühmten Kinderbuchfigur von Astrid Lindgren.
Während des Gottesdienstes trugen Malins Freunde Geschichten vonAstrid Lindgren vor. Als Mitschüler und Lehrer das Pippi-Langstrumpf-Lied spielen, fließen Tränen. Dieses fröhliche Kinderlied will so garnicht in den Trauergottesdienst passen, in dem an ein junges, sinnlosausgelöschtes Leben erinnert wird.
Ein 19-Jähriger soll Malin sexuell missbraucht und erwürgt haben.Der geistig behinderte Mann sitzt in der geschlossenen Psychiatrie.Er hat die Tat gestanden. Den Hinweis zur Festnahme hatte seineMutter gegeben.
Fassungslosigkeit, Hilflosigkeit, Ratlosigkeit - auch eineinhalbWochen nach dem schrecklichen Sexualverbrechen sitzt der Schock überdie Ereignisse in Zerbst tief. «Wie konnte das nur passieren», fragensich die Menschen in der Kirche. «Was hat Malin gedacht, als sie demTäter folgte», fragt die Pfarrerin. «Wir haben Malin sehr geliebt»,sagt eine Frau.
Immer noch liegt ein Blumenmeer vor dem Mordhaus in der Friedrich-Naumann-Straße. Es regt sich Zorn und Ohnmacht gegen das Verbrechen.In ihrer Predigt warnt die Pfarrerin vor falschen Vergeltungs- undRacheforderungen gegenüber der Familie des 19-jährigen Täters.
Zum Abschluss des Gottesdienstes gehen die Gäste einzeln zum Altarund zünden zum Abschied eine Kerze an. «Uns fehlen die Worte», sagtPfarrerin Blaszcyk. Als einzige Hoffnung bleibe für sie, dass Gottunter den Menschen sei. Er sei der einzige, der jetzt Worte finde,die den Menschen fehlen.

