Nach Schiffsunfall Nach Schiffsunfall: «Fröhliche Dörte» wartet in der Werft auf die Reparatur

Dresden/Naumburg/dpa. - Das Anfang Mai auf der Unstrut gesunkene und schwer beschädigte Fahrgastschiff «MS Fröhliche Dörte» wartet derzeit in der Werft in Dresden-Laubegast auf die Reparatur. «Wir erarbeiten gerade Richtlinien für die Instandsetzung, damit aus der traurigen wieder eine fröhliche Dörte wird», sagt der TechnischeDirektor der Schiffswerft Laubegast AG, Udo Rehm, zum aktuellen Stand der Dinge. Bei einer dramatischen Rettung von drei schiffbrüchigen Schülerinnen und ihrer Lehrerin unterhalb des Wehres in Freyburg war Eigner und Kapitän Manfred Schmidt selbst in Seenot geraten: Der kleine Dampfer lief im Heck voll Wasser und sank.
Gut bekommen war ihr das natürlich nicht, zumal Dörte bereits 116Jahre unter dem Kiel hat. «Eigentlich hat sie für ein so altes Schiffzu viel abgekriegt, aber wir kriegen es wieder hin», ist sich Rehmsicher. Der gesamte Innenausbau, alles was aus Holz ist, mussgänzlich ersetzt werden. Ebenso die Elektroanlagen. Wann die«Fröhliche Dörte» wieder in See stechen, sprich auf Unstrut und Saaleschippern kann, steht noch nicht fest.
«Eine Prognose möchte ich da nicht abgeben, aber es wird keineunmenschlich lange Zeit dauern», sagt Rehm. «Wenn ich alles Materialin 24 Stunden zusammen hätte, könnte es in drei Wochen fertig sein.»Aber bei der so genannten Just-In-Time-Zulieferung laufe nicht immeralles ohne Zeitverzögerung. Was die Höhe der voraussichtlichen Kostenbetrifft und wer sie übernimmt, dazu will sich Rehm im Moment nichtäußern. «Herr Schmidt steht uns nahe, wir wollen helfen, wir werdeneinen Weg finden», sagt Rehm.
Für die Laubegaster Werftleute ist «Dörte» keine Unbekannte. Unterdem Namen «Pfeil» verkehrte sie bis 1992 als Dresdner Elbfähre undwar in ihrer ständigen Obhut. Fährmann Schmidt verliebte sich in denDampfer, rettete ihn durch den Kauf vor der Schrottpresse undsteuerte ihn über 500 Kilometer in den neuen Heimathafen amZusammenfluss von Saale und Unstrut im Blütengrund bei Naumburg.
«Die Schäden am Schiff sind das Eine, genauso schwer wiegt derUmsatzausfall, den zahlt keine Versicherung, das geht schon an dieSubstanz», berichtet Schmidt. Der Betrieb der winzigen Fähre gehtzwar weiter, auch die «Unstrutnixe, das zweite Schiff der Miniflotte,zieht ihre Bahn und das urige Gartenlokal am Flussufer ist geöffnet.Aber «Dörte» wird nicht nur zu Pfingsten schmerzlich vermisst: «Siehat 40 Prozent unseres Umsatzes eingefahren und war für Mai und Juniausgebucht.» Bei Schmidt verdienen sechs Menschen in Festanstellungihr Brot, dazu kommen noch zeitweilig Saisonkräfte.
Seit dem Unglück am 11. Mai hat der 37-Jährige, der mit Leib undSeele Schiffer und Fährmann ist, Licht und Schatten erlebt. MancheKunden brachten kein Verständnis auf und stornierten. Aber dasPositive überwiegt: Der Naumburger Bürgerverein hat ein Spendenkontoeingerichtet, die Sparkasse Burgenlandkreis überreichte einen Scheckin Höhe von 500 Euro und auch bei einem Gottesdienst im nahegelegenen Großjehna gaben viele Menschen Geld. «Dafür bin ich sehrdankbar, das tut richtig gut», sagt Schmidt.
Bis vor einigen Tagen war noch nicht klar, ob die «FröhlicheDörte» jemals wieder flott zu machen ist. «Wenn sich zum Beispiel derRumpf beim Aufprall ans Wehr verzogen hätte, wäre es das Endegewesen», erläutert Schmidt. Doch bei der Prüfung auf der Werft kamdann Entwarnung. Von den Schultern des Kapitäns fiel dieallerschwerste Last: «"Dörte» hätte es nicht verdient, als Denkmal ineinem Vorgarten zu landen.»