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Nach Rettungsaktion bei Steinthalleben Nach Rettungsaktion bei Steinthalleben: Illegales Erkunden von Höhlen ist lebensgefährlich

18.05.2015, 15:04
Rettungskräfte stehen in der Nähe von Sondershausen (Thüringen) an einem Eingang zu einem Schacht.
Rettungskräfte stehen in der Nähe von Sondershausen (Thüringen) an einem Eingang zu einem Schacht. dpa Lizenz

Steinthalleben/Kelbra/Gera - Nach der Rettung einer 26-Jährigen aus einem alten Bergwerk im Norden Thüringens ist der Eingang abgesperrt worden. „Wir prüfen, ob er verschlossen werden kann“, sagte der Leiter des Landesbergamtes, Hartmut Kießling, am Montag in Gera. Das hänge auch davon ab, ob Fledermäuse und andere Tiere die Höhle nutzten. Geprüft werde zudem, ob es weitere Höhleneingänge gebe und wie sie gesichert werden könnten. „Das wird nicht in wenigen Tagen abgeschlossen sein.“ Die Frau aus Halle (Sachsen-Anhalt) hatte am Sonntag mit sechs Hobby-Höhlenforschern im Alter zwischen 15 und 53 Jahren das Verbotsschild missachtet und war in das Bergwerk bei Steinthalleben an der Nordseite des Kyffhäusergebirges eingedrungen.

Sie stürzte 15 Meter tief in einen fast senkrechten Schacht, verletzte sich schwer und konnte erst nach Stunden mit einem Großeinsatz von Bergrettern und Feuerwehrleuten geborgen werden. In der Höhle wurde früher Schwerspat abgebaut.

Abenteuerlust stillen

Kießling nannte das illegale Eindringen in Höhlen und ehemalige Bergwerke, um eine „Abenteuerlust zu stillen“ unverantwortlich, lebensgefährlich und ein riesengroßes Sicherheitsrisiko. „Wer dies tut, hat keinerlei Sachkunde, um die Gefahren einschätzen zu können“, sagte der Bergbauingenieur. „Es drohen Steinschläge, Abstürze in unbekannte Tiefen, Gase, Wasser und glitschige Steine.“

Für die Rettungskräfte, die auf zumeist engstem Raum mit Ausrüstung und Tragen den oder die Verletzten bergen müssen, seien die Gefahren sogar noch höher, sagte Kießling. Er appellierte an Eltern und Kommunen, Kinder und Jugendliche auf die Gefahren aufmerksam zu machen und zu schützen. Die sei auch im Interesse der Allgemeinheit, die die Einsätze zumeist bezahlen müsse.

In Thüringen gibt es laut Kießling allein 3000 alte Bergbaustandorte, Höhlen und Karste nicht mitgerechnet. „Und es gibt unbekannte Objekte.“ Dies zeige die Schwierigkeit, alles so zu überprüfen, wie es notwendig wäre. „Wir können oft nur im Nachhinein auf Vandalismus oder illegale Erkundungen reagieren.“ Deren Zahlen seien erschreckend hoch. Erst vor wenigen Tagen mussten zwei leicht verletzte Männer von Feuerwehrleuten aus einem Schacht im Jonastal geborgen werden, die ohne fremde Hilfe nicht mehr herauskamen. (dpa)