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Nach Großbrand im Bibertal Center Nach Großbrand im Bibertal Center: Kleine Schritte vorwärts in Bad Bibra

Von Constanze Matthes 07.11.2014, 11:38
Am 6. August zerstört ein Brand große Teile des Bibertal Centers in Bad Bibra. Der Schaden beläuft sich nach Schätzung auf zwei Millionen Euro.
Am 6. August zerstört ein Brand große Teile des Bibertal Centers in Bad Bibra. Der Schaden beläuft sich nach Schätzung auf zwei Millionen Euro. Archiv Lizenz

Bad Bibra - Zwei Welten prallen im Bibertal Center in Bad Bibra zusammen. Während ein Schild und Luftballons auf die Wiedereröffnung aufmerksam machen, warnt ein anderes an einem Bauzaun mit Sichtschutz vor dem Betreten. Einsturzgefahr droht.

Mehrere Gutachter eingebunden

Auch Spuren der Flammen sind noch immer zu sehen. Drei Monate nach dem verheerenden Brand ist etwas Normalität eingezogen. Der Netto-Markt begrüßt seit Ende September wieder seine Kunden. Im hinteren Teil des Gebäudekomplexes hat dieser Tage ein Laden für Schreib- und Spielwaren, der auch als Postagentur und Lotto-Annahmestelle geführt wird, aufgemacht. Für Familie Ziegler von der Bibertal Center GmbH aus Wallroda haben jedoch weiterhin mit den Folgen zu kämpfen. Sie können nur kleine Schritte in Richtung Normalität gehen.

Der Alarm erfolgte am Mittwoch, 6. August, um 3.26 Uhr. Die erste Information: Brand eines nahestehenden Müllcontainers. Später begann der Dachstuhl des Gebäudes zu brennen.

Bis in den Vormittag hinein waren rund 80 Feuerwehrleute aus sieben Wehren, so auch aus Thüringen, mit 16 Fahrzeugen im Einsatz. Bereits am Tag des Ereignisses wurde Brandstiftung vermutet. Die Ermittlungen führten Spezialisten des Fachkommissariats 2 der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd durch.

Das Einkaufszentrum war 1990 mit 3800 Quadratmeter errichtet worden. Vor Ort gab es neben dem Geschäft für Spielwaren und Bücher, eine Postagentur, eine Lotto-Annahmestelle, das Soziallädchen, ein Laden für Haushalts- und Geschenkartikel, ein Wäsche- und Modegeschäft sowie einen Fahrradladen.  

Viel Hilfe und Mitgefühl haben sie erfahren, erzählt Regina Ziegler. Doch von der Versicherung ist bisher noch kein einziger Cent als Entschädigung geflossen. „Sie fordert immer weitere Unterlagen. Mehrere Gutachter sind eingebunden. Und die genaue Schadenssumme ist noch unklar“, sagt Regina Ziegler. Die geretteten Dokumente konnten fotografiert und digitalisiert werden. Unumwunden gibt sie ihre Enttäuschung zu und spricht von der großen Belastung. „Wir sind zwar hochmotiviert, können aber noch nichts weiter tun.“ Nötig und geplant sei vor allem der Abriss des vorderen Teils.

Eigeninitiative der Mitarbeiter

Viel Engagement sei von den Mitarbeiterinnen geflossen. In Eigeninitiative wurden unter anderem die Räume für den wieder eröffneten Laden renoviert. „Wir haben keinen entlassen. Alle stehen hinter uns“, sagt die Wallrodaerin. Radhändler Matthias Ludwig hat sein Geschäft indes in einer anderen Stadt wieder aufgebaut. Bereits Anfang Oktober eröffnete er seinen Laden in der Lauchaer Ahornstraße, im einstigen Schlecker-Laden. Wenige Tage nach dem Brand habe er einen Anruf von der Verwalterin der Immobilie erhalten. „Ich konnte nicht warten“, bemerkt der 45-Jährige.

Nach dem Brand liefen die Geschäfte im heimischen Saubach weiter, wo er auch die Garage seines Schwagers in Anspruch nehmen konnte, erzählt der Inhaber. Von seiner Versicherung habe er schon den Großteil der Schadenssumme - während des Brandes waren sämtliche Räder vernichtet worden - erstattet bekommen, rund 90 Prozent. Ludwig war dabei erst Anfang März in das Bibertal Center eingezogen. Sein neues Domizil verfüge nun über mehr Platz. Der Start in Laucha sei sehr gut verlaufen, zieht er eine erste Bilanz.

Zwei Jugendliche unter Verdacht

Nach dem Brand am 6. August konnte die Polizei schon Anfang Oktober einen Ermittlungserfolg verkünden. Zwei Jugendliche, 16 und 17 Jahre alt, stehen im Verdacht, den Brand verursacht zu haben (siehe „Hintergrund“). Der Schaden beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. Laut Staatsanwalt Hans-Jürgen Neufang dauern die Ermittlungen indes weiter an.

„Die Akte ist noch einmal zurück an die Polizei gegangen“, so Neufang auf Tageblatt/MZ-Nachfrage. Es gehe dabei um die Vernehmung der Beschuldigten. Auch die Feuerwehr hat sich im Nachgang mit dem Ereignis beschäftigt, wie Silvio Suchy, Brandmeister des Burgenlandkreises und stellvertretender Bürgermeister der Finnestadt, bemerkte. „In mehreren Gremien haben wir den Brand besprochen und unsere Lehren daraus gezogen.“ Zwar seien mehrere Existenzen betroffen gewesen, aber glücklicherweise keine Menschen körperlich zu Schaden gekommen, so dass die Psyche der Einsatzkräfte nicht übermäßig strapaziert wurde.

Hilfe von vielen Seiten

Hilfe kam in kürzester Zeit. Pfarrerin Bettina Schlauraff spendete Trost. Unterstützung gab auch der Pächter des nahe gelegenen Hotels „Bibermühle“, Michael Schmidt. Auf das eingerichtete Spendenkonto gingen insgesamt 7.200 Euro ein, war aus der Verwaltung der Verbandsgemeinde An der Finne zu erfahren. „Unser Ziel war es ja, den Betroffenen vor allem schnell und unbürokratisch zu helfen“, bemerkte Maik Wittke, amtierender Bürgermeister.

Wiedereröffnung: Mit einem Geschäft im hinteren Bereich setzt das Bibertal Center in Bad Bibra den Neuanfang nach dem Feuer.
Wiedereröffnung: Mit einem Geschäft im hinteren Bereich setzt das Bibertal Center in Bad Bibra den Neuanfang nach dem Feuer.
Nicky Hellfritzsch Lizenz
Auch der Netto-Markt empfängt bereits seine Kunden.
Auch der Netto-Markt empfängt bereits seine Kunden.
Hellfritzsch Lizenz
Neues Domizil in Ahornstraße: Matthias Ludwig ist mit seinem Rad-Laden nach Laucha gezogen. Eröffnung feierte er bereits Anfang Oktober.
Neues Domizil in Ahornstraße: Matthias Ludwig ist mit seinem Rad-Laden nach Laucha gezogen. Eröffnung feierte er bereits Anfang Oktober.
Hellfritzsch Lizenz