Magdeburg Magdeburg: Rückkehr der Schutzpatronin

Magdeburg/ddp. - Lange hat der 80-Jährige für dieWiederherstellung eines Denkmals der Preußenkönigin Luise in seinerHeimatstadt gekämpft, nun ist er am Ziel. Am Donnerstag (18. Juni)wird Schuster ein Standbild der Monarchin einweihen. Fast zweieinhalbMeter groß, eine Rose in der Hand und aus strahlend weißem Marmorgemeißelt, steht die Königin, die nach der Niederlage Preußens gegenNapoleon 1806 persönlich beim französischen Kaiser um SchonungMagdeburgs gebeten hatte, im Geschwister Scholl-Park der Stadt. «Dasist die Krönung dessen, was ich ehrenamtlich in meinem Leben gemachthabe», sagt Schuster sichtlich stolz, der für seine Verdienste um dieDenkmalpflege im Jahr 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnetwurde.
Für den pensionierten Bauunternehmer, der von 1990 bis 1994 fürdie FDP im Bundestag saß, schließt sich mit der Aufstellung einKreis. Denn schon einmal stand die Luise dort. 1901 aufgestellt,avancierte sie zu einem Wallfahrtsort für Luisen-Verehrer aller Art.Sie habe nicht nur als Schutzpatronin Magdeburgs gegolten, sagt derHistoriker Matthias Tullner, sondern sei darüber hinaus auch zurIkone deutscher Frauentugenden verklärt worden, auf die sich rechteund nationalistische Organisationen gerne berufen hätten.
Den Zweiten Weltkrieg und die antipreußische Bilderstürmerei derNachkriegszeit überlebte die Magdeburger Luise unbeschadet. Doch 1963ließ ein Professor für Marxismus-Leninismus das Denkmal schleifen,allein der Kopf der Luise überdauerte, versteckt bis zur Wendezwischen Blumen in einem Magdeburger Vorgarten.
Jener Kopf und alte Fotos dienten den halleschen BildhauerbrüdernTraub nun als Vorlage für die Wiederherstellung der Luise - inAuftrag gegeben von Hans Schuster. Die mehr als 80 000 Euro, die erdafür brauchte, trieb Schuster aus Spenden und Sponsorengeldern auf.«Wir haben getrommelt nach allen Regeln der Kunst», sagt er und weistvehement darauf hin, dass er von der Stadt Magdeburg keinen Centbekommen habe. Nach seiner Motivation befragt sagt er: «Es gehtdarum, ein Stück Magdeburg wieder auf die Beine zu stellen.»
Zu DDR-Zeiten war Schuster Eigentümer eines Denkmal-Baubetriebsund nach seiner Enteignung dessen Betriebsdirektor. Sein Eintretengegen die geschichtsvergessene sozialistische Stadtplanung, sagt er,habe ihm 22 Monate Gefängnis eingebracht. Vielleicht vertritt erdeswegen heute ein klares Geschichtsbild: «In Magdeburg sind dieKommunisten doch noch irgendwie zu Hause, und die haben gesagt, dieLuise kommt da nicht wieder hin.»
Doch als Schusters private Denkmal-Initiative 2004 im MagdeburgerStadtrat zur Abstimmung stand, machte auch die damalige PDS-Fraktionihren Frieden mit der Luise. Die Linken-Abgeordnete und amtierendeKulturausschuss-Vorsitzende Karin Meinecke sagt: «Wir wissen, wiesehr gerade älteren Bürgern das Denkmal am Herzen liegt.» DennMagdeburg, so äußert es ein grüner Stadt-Parlamentarier, braucheIdentifikationsorte wie das Luisen-Denkmal. Bis heute fehle der Stadtdie im Krieg zerstörte und später mit breiten Schneisen im Sinne derDDR-Stadtplanung überbaute historische Mitte.
Am neuen, alten Standort der Luise indes ereignet sich eineexemplarische deutsche Denkmal-Geschichte. Die Grünfläche, die heuteden Namen der Widerstandskämpfer Geschwister Scholl trägt, hieß einstLuisen-Garten, wenige Schritte neben der Luise steht eine Büste dessozialistischen Preußenkritikers Franz Mehring.