Luftrettung Luftrettung: Neueste Technik für die fliegenden Ärzte
Halle/Leipzig/MZ. - Für den Piloten Jürgen Makus, den NotarztFrank Wagner und die Rettungsassistentin KathrinBüschke ist das Routine. "Wir arbeiten imTeam", erklärt Makus. Und so sitzen im rot-weißlackierten Hubschrauber nicht nur drei Spezialistenfür ihr Fach, sondern Luftretter, die so qualifiziertsind, dass sie sich auch gegenseitig helfenkönnen. Zum Beispiel beherrscht die gelernteFach-Krankenschwester und Luft-Rettungsassistentinzugleich Grundlagen der Navigation und Hubschrauberkunde,hilft dem Piloten, mit der Landkarte auf demSchoß, seine Route zu Kranken oder Verletztenauf dem schnellsten Wege zu finden.
Sechs Piloten, eben so viele Rettungsassistentinnenund insgesamt 35 Notärzte zum Beispiel ausden Universitätskliniken Halle und Leipzigoder der Unfall-Spezialklinik Bergmannstrostin Halle wechseln sich im Luftrettungsdienst,der täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergangdauert, ab. Seit Monatsbeginn hilft ihnenneue Technik. "Am Flughafen Leipzig-Hallehaben wir jetzt das modernste Luft-RettungszentrumDeutschlands", schwärmt Karl-Heinz Gruhn vonder Internationalen Flugambulanz (Ifa), dieden Stützpunkt im Länder-Auftrag betreibt.
Für rund elf Millionen Mark hat der Verein,dessen Zentrale sich in Rottenbach bei Nürnbergbefindet und der sich außerdem dem weltweitenKranken-Rückholdienst für seine rund 260000Mitglieder verschrieben hat, zwei neue Hubschrauberangeschafft: Einen Eurocopter EC 135, denzurzeit modernsten Rettungshubschrauber Deutschlands,und den etwas größeren Explorer MD 902 ausden USA. Wie ihre Vorgänger, die seit dem2. April 1990 in Mitteldeutschland bereitstehen, tragen sie die Code-Namen Christoph 61und Christoph Leipzig.
Beide Fluggeräte, so erklärt Gruhn, sind zweimotorig,nachtflugtauglich und besonders leise. Undsie sind auch mit modernster medizinischerAusstattung versehen, gleichen fliegendenIntensivstationen. Mit der Kraft von jeweils1300 PS können sie die Retter mit Tempo 250an den jeweiligen Einsatzort bringen. Derbefindet sich in der Regel in einem Umkreisvon rund 70 Kilometern, irgendwo zwischenQuerfurt und Oschatz, Dessau und Zeitz. Sechsbis zehn Rettungsflüge pro Tag sind die Regel."Annähernd 14000 Einsätze wurden seit 1990geflogen, allein in diesem Jahr waren es über1600. Etwa 9000 Menschen verdanken den Luftretternihr Leben oder ihre Gesundheit", schätzt Gruhn.
Viel Unglück und Leid bekommen die "fliegendenÄrzte" bei ihrer Arbeit zu sehen. KathrinBüschke erinnert sich an die zwei verletztenKinder in einem Pkw, der auf der Autobahnin einen stehenden Lastwagen gerast war. Siehatten soeben den Tod ihrer Eltern mit ansehenmüssen. "Es gelingt nicht immer, die eigenenGefühle auszublenden", sagt Kathrin Büschke.Während des Einsatzes aber dürfe dies keineRolle spielen. "Doch später, in der Zentrale,reden wir darüber. Und oft fragen wir im Krankenhausnach, wie es unseren Patienten geht." Besondersgroß ist die Freude, wenn hin und wieder einAnruf mit einem Dankeschön kommt oder einfrüherer Passagier mit einem Blumenstraußvor dem Flughafen-Tor steht.