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Luft in Sachsen-Anhalt verbessert Luft in Sachsen-Anhalt verbessert: Experten sind aber besorgt wegen Abgasen

Von Ralf Böhme 07.06.2016, 18:47
Die Luftqualität in Sachsen-Anhalt hat sich verbessert. Doch es gibt noch viel zu tun.
Die Luftqualität in Sachsen-Anhalt hat sich verbessert. Doch es gibt noch viel zu tun. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Die Luftqualität in Sachsen-Anhalt hat deutlich  gebessert.  So ist die Belastung mit Schwefeldioxid, das vor allem beim Verbrennen von Braunkohle entsteht, seit 1990 um mehr als 90 Prozent gesunken.

Aber es gibt Schadstoffe, die nach Auskunft des Umweltbundesamtes (UBA)  in Dessau-Roßlau noch immer große Sorgen bereiten. Dazu gehören vor allem Stickoxide und Feinstaub. Hauptquellen  der  Stoffe sind nach Worten von UBA-Sprecher Felix Poetschke Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfälle.

Zugleich sei der Verkehrssektor der einzige Bereich, dessen  Kohlendioxid-Emissionen seit 1990 nicht gesunken sind.  
Vor allem in Ballungsgebieten trage der Straßenverkehr am stärksten zur  Luftverschmutzung bei, sagte Poetschke. Feinstaub und Stickoxide belasten Herz und Kreislauf und können die Atemwege schädigen.

Messungen über dem Grenzwert

Laut Umweltbundesamt werden bundesweit an 60 Prozent der verkehrsnahen Messstationen im Land Werte registriert, die zeitweise deutlich über dem Grenzwert liegen. Für Stickoxide und Feinstaub beträgt  das kritische Maß 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Nur an jeder  vierten Messstelle wird die Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation eingehalten.

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger schlägt deshalb Alarm. „Kommunen müssen Maßnahmen ergreifen, um die Stickstoffdioxid-Belastung in den Innenstädten schnellstmöglich zu reduzieren.“ Der Straßenverkehr sei die Hauptquelle der Stickoxid-Belastung und der Anteil von Schadstoffen aus Diesel-Pkw besonders groß.

Krautzberger: „Zusätzliche Maßnahmen müssen deshalb genau hier ansetzen.“ Ältere Diesel sollten schrittweise aus den Innenstädten verschwinden, Umweltzonen ausgeweitet und verschärft werden. Das könne „die erforderliche Modernisierung der Fahrzeugflotte beschleunigen“. Gelingt das, erwartet das UBA an  hochbelasteten Straßen  ab  2025  spürbare Entlastung.

Besonders betroffene Straßen

Neben Magdeburg sind in Sachsen-Anhalt Halle, Halberstadt und Wittenberg besonders betroffen. Dicke Luft wie sonst nirgends im Land herrscht an der halleschen Paracelsusstraße.     Überschreitungen der Grenzwerte sind nach Auskunft des Landesamtes für Umweltschutz  an der Tagesordnung. Im Jahresmittel liegen die Werte bei 49 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Vergleichbar schlechte Ergebnisse erreichen bundesweit nur 45 von  511 Stationen.

Seit 2010 ist aber auch an der Paracelsusstraße ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Inwieweit eine jüngst erfolgte  Ausweitung der Umweltzone dazu beiträgt, ist laut Uwe Stäglin, Umwelt-Beigeordneter in Halle, noch nicht nachweisbar. Um das Problem besser in den Griff zu bekommen, will die Stadt  im  Sommer und in Trockenperioden bis zu fünfmal pro Woche  Wasserwagen losschicken.

Eine Nassreinigung der Fahrbahn, so die Hoffnung, hilft gegen Feinstaub. Außerdem werde geprüft, ob der Gleiskörper der Straßenbahn begrünt werden kann - dort wird zusätzlich Feinstaub aufgewirbelt. Ein Förderantrag ist gestellt.

Nennenswerte Einnahmen aus Bußgeldern gegen Umweltsünder, die ohne Plakette am Auto durch Umweltzonen  fahren, sind indes kaum zu erwarten. Umweltzonen gibt es in Sachsen-Anhalt ohnehin nur in Halle und Magdeburg. Wegen Personalmangels erfolgen  nur wenige Kontrollen -  in Halle sind derzeit gerade mal sieben Verfahren anhängig. Einnahmen bisher: null Euro.