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Löwen-Ausbruch in Leipzig Löwen-Ausbruch in Leipzig: Die Notfallpläne der Zoos

Von Oliver Müller-Lorey 29.09.2016, 21:19

Leipzig/Halle (Saale) - Der Ausbruch zweier Löwen aus ihrem Gehege im Leipziger Zoo hat ein dramatisches Ende genommen: Eines der beiden Tiere, die am Donnerstagmorgen entkamen, wurde erschossen, das andere konnte betäubt und eingefangen werden. Eine Gefahr für Besucher habe laut einer Zoo-Sprecherin nicht bestanden, da der Tierpark zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch nicht geöffnet hatte. Er blieb danach für mehrere Stunden geschlossen. Wie die Löwen aus ihrem Gehege entkommen konnten, dazu machte der Zoo am Donnerstag keine Angaben.

Menschenleben gehen vor

Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Tiere ausgebrochen waren, hatte der Zoo einen Notfallplan in Gang gesetzt - ein gängiges Verfahren, um Besucher und Angestellte zu schützen. Die Nachricht vom Ausbruch der Löwen machte auch schnell in Zoos in Sachsen-Anhalt die Runde. Ähnlich wie in Leipzig gibt es auch in den Zoos in Halle und Magdeburg und im Tiergarten Bernburg Notfallpläne, falls Tiere ausbrechen.

Es kommt immer wieder vor, dass Tiere aus Zoos ausbrechen oder Unfälle geschehen.

Im Oktober 2015 gelang der Schimpansen-Dame „Banghi“ die Flucht aus dem Affenhaus im Bergzoo Halle. Alles ging glimpflich aus. Sie wurde betäubt und zurück ins Gehege gebracht.

Weniger gut endete ein Vorfall im April dieses Jahres ebenfalls im Leipziger Zoo: Ein Tiger biss seinen Artgenossen tot, da ein Schieber zwischen zwei Gehegen offengelassen worden war.

Ehe putzig als gefährlich war der Ausbruch zweier Nasenbären aus dem Wittenberger Tierpark im vergangenen Mai.

„Die Prozedur ist im Grunde überall gleich. An erster Stelle steht die Sicherheit der Besucher und Mitarbeiter“, sagt Tom Bernheim, Sprecher des halleschen Bergzoos. Mitarbeiter würden versuchen, Besucher aus dem Zoo herauszuleiten und wenn das nicht möglich sei, in Tierhäusern auf dem Gelände in Sicherheit zu bringen. Der Zoo ist mit Sirenen ausgestattet, außerdem trägt jeder Mitarbeiter ein Funkgerät bei sich und Notfallsituationen werden regelmäßig durchgespielt.

Die Tiere versuche man zunächst mit Futter zurück ins Gehege zu locken, so Bernheim. Klappe das nicht, schieße ein Zoo-Mitarbeiter mit einem Betäubungsgewehr oder im äußersten Notfall mit scharfer Munition auf das Tier.

Dabei werden Zootiere in drei Gefährlichkeits-Kategorien eingestuft. Kategorie 1 betrifft ungefährliche Tiere wie etwa Vögel und Ziegen, Kategorie 2 kleinere Säugetiere, etwa einen Luchs und die gefährlichste Kategorie 3 große Raubtiere wie Löwen und Schimpansen. „Jeder Zoo mit Tieren der Gefahrenklasse 3 hat eine Waffe im Waffenschrank“, erklärt Tom Bernheim, Sprecher des halleschen Bergzoos. Mitarbeitern mit Waffenschein steht sowohl ein Gewehr mit Betäubungs- als auch mit tödlicher Munition zur Verfügung. Solche Waffen gibt es auch im Tiergarten Bernburg. 

Thomas Suckow, Zootierinspektor, musste bisher noch nicht zum Gewehr greifen, sagt aber, dass eine Betäubung nicht immer möglich sei. „Die Tiere fallen nicht direkt um und schlafen ein. Das kann bis zu 30 Minuten dauern“, sagt der Zootier-Experte. Wie schnell das Narkosemittel wirke, hänge unter anderem davon ab, an welcher Stelle des Körpers das Tier getroffen werde.

Neues Rudel war geplant

Das bestätigte auch Kai Perret, Direktor des Magdeburger Zoos. Die Entscheidung, ob scharf geschossen werde, sei extrem schwierig und vom Einzelfall abhängig, sagt er. „Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit scharf geschossen, weil die Narkose zu lange dauert.“ Zu genau solch einem Fall ist es offenbar auch am Donnerstag in Leipzig gekommen. Wie der Zoo mitteilt, hätte die Narkose nicht gewirkt. „Der Löwe durchbrach die Absperrung und musste zum Schutz von Menschenleben mit einem Schuss getötet werden“, so der Zoo.

Die beiden Löwen waren im August aus dem schweizerischen Basel nach Leipzig gekommen und sollten hier ein neues Rudel gründen. Ob das Zuchtprogramm durch den Unfall nun gefährdet ist, wollte der Zoo nicht kommentieren. (mz)