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Leipzig Leipzig: Rechte Drogenhändler vor Gericht

22.02.2013, 13:29
Die wegen Drogenschmuggels angeklagten Lars S. (l), Nico R. (M) und Peter M. (5.v.l.) stehen mit ihren Anwälten am Freitag zum Prozessauftakt im Landgericht Leipzig.
Die wegen Drogenschmuggels angeklagten Lars S. (l), Nico R. (M) und Peter M. (5.v.l.) stehen mit ihren Anwälten am Freitag zum Prozessauftakt im Landgericht Leipzig. dpa Lizenz

Leipzig/dpa. - Zu Rauschgift hat die rechtsextreme NPD eine klare Meinung: Drogen sind schändlich, Drogendealer, die den Stoff in Deutschland unters Volk bringen, noch viel schändlicher. Pikant ist vor diesem Hintergrund ein Prozess gegen drei Männer aus Nordsachsen, der am Freitag am Landgericht Leipzig begonnen hat. Das Trio soll laut Anklage im großen Stil mit Crystal Meth aus Tschechien gedealt haben. Zu den Vorwürfen schweigen die 30, 26 und 25 Jahre alten Männer. Die Behörden rechnen sie zur gewaltbereiten rechten Szene, der Älteste war bis 2011 in der NPD.

Für die Partei ist das dealende Ex-Mitglied ein peinlicher Einzelfall. Allerdings gab es zuletzt häufiger Berichte über Rechtsextreme, die in Drogengeschäfte verwickelt waren. Einen Tag vor Beginn des Prozesses gegen den nordsächsischen Drogenring wurde im Saarland ein 30-Jähriger verhaftet. Der Vorwurf: gewerbsmäßiger Drogenhandel, 3,5 Kilogramm Amphetamine wurden beschlagnahmt. In Hoyerswerda nahmen Ermittler im November den 42 Jahre alten Sänger einer Skinhead-Band fest. Auch er soll mit Crystal gedealt haben.

Für Kerstin Köditz, Extremismusexpertin der Linken im sächsischen Landtag, stellt sich deswegen die Frage, ob Geld aus dem Drogenhandel in die „Nationale Bewegung“ zurückfließt. Sie stellte der sächsischen Staatsregierung dazu Fragen. Die Antwort: Es werde statistisch nicht erfasst, ob die Tatverdächtigen bei Betäubungsmitteldelikten „Angehörige der extremen Rechten, Mitglieder der NPD oder ausländische Rechtsextremisten“ seien. Anhaltspunkte, „die auf strukturelle Finanzierungsgrundlagen schließen ließen“, hätten sich bisher nicht ergeben.

Auch der sächsische Verfassungsschutz erklärte am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, es sei lediglich bekannt, „dass einzelne Rechtsextremisten in Drogengeschäfte involviert sind“. Und: „Nach unseren Erkenntnissen sind derzeit keine Versuche der rechtsextremistischen Szene erkennbar, dass diese in die Drogenszene drängt, um mit dort erwirtschafteten Mitteln ihre extremistischen Bestrebungen zu finanzieren.“

Bleibt also vorerst nur der Blick auf die Einzelfälle. Die Ermittlungen gegen den Band-Frontmann aus Hoyerswerda dauern an. Seine Verbindungen zur rechten Szene spielten dabei keine Rolle, sagte die Cottbuser Oberstaatsanwältin Elvira Klein. Und auch beim Crystaldealer-Ring aus Nordsachsen gehen die Behörden davon aus, dass die Männer zwar rechtes Gedankengut pflegen, aber nichts vom Erlös an die Szene weiterreichten. Oberstaatsanwältin Elke Müssig: „Die wollten einfach Geld.“