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Leipzig Leipzig: Jüdisches Begegnungszentrum ist eröffnet

Von Gitta Keil 15.05.2009, 12:28
Das Gebäude des neu eröffneten Israelitischen Begegnungszentrums in Leipzig. (FOTO: DPA)
Das Gebäude des neu eröffneten Israelitischen Begegnungszentrums in Leipzig. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Das Ariowitsch-Haus der IsraelitischenReligionsgemeinde Leipzig steht allen Leipzigern, egal welchenGlaubens offen. «Wir wollen die Hemmungen und Bremsklötze, die man imKopf hat, wegschaffen», sagte der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde,Küf Kaufmann. Mit einem Aufwand von 4,5 Millionen Euro wurde das Hauslaut Kaufmann seit 2006 saniert und umgestaltet.

«Das Haus mit seiner wechselvollen Geschichte ist ein Symbol desÜberlebens», sagte die Präsidentin des Zentralrats der Juden,Charlotte Knobloch. Die Eröffnung sei ein Tag, an dem das Lebentriumphiere. Jüdisches Altersheim, Stützpunkt der Nazi-GeheimpolizeiGestapo, Militärverwaltung, erst der US-Armee und dann derSowjetarmee - die Geschichte des Ariowitsch Hauses sei «dieGeschichte dieses Landes, die Geschichte dieser Stadt».

Die Auseinandersetzungen um das Projekt hätten viele Menschen weitüber Leipzig hinaus sehr aufmerksam verfolgt, sagte Knobloch. MitErleichterung sei es aufgenommen worden, wie viele Menschen sich andie Seite der Israelitischen Gemeinde gestellt hatten, um den Bau desZentrums zu realisieren.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) erinnerte an dietiefe Ablehnung, die dem Vorhaben aus der Nachbarschaft entgegengeschlagen sei. Mit Blick auf Wahlplakate der rechtsextremen NPD, diein der Nacht vor der Eröffnung gegenüber dem Zentrum angebrachtworden seien, sagte Jung, «es gibt Kräfte in der Mitte derGesellschaft, die aus tief verwurzeltem Hass versuchen, jüdischesLeben zu verhindern».

Um den Umbau des Ariowitsch-Hauses zu einem jüdischenKulturzentrum hatte es mitten im noblen Leipziger Waldstraßenviertelerhebliche Widerstände gegeben. Anwohner fürchtetenBeeinträchtigungen durch Publikumsverkehr und Sicherheitsmaßnahmen imUmfeld. Ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes machte 2005 den Wegfür den Umbau frei. Baustart war 2006. Finanziert wurde das Projektdurch öffentliche Mittel sowie aus Spenden.

Mit rund 12 500 Mitgliedern gehörte die jüdische Gemeinde Leipzigvor der Nazi-Herrschaft mit zu den größten in Deutschland. 1945lebten noch 15 Juden in der Stadt. Ende der 1980er Jahre waren es 32Gemeindemitglieder. Mit dem Zuzug russischer Juden sind es heute1200.