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Leipzig Leipzig: Ist der Imam ein Hassprediger?

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 26.05.2009, 17:25
Hassan Dabbagh, Imam des Leipziger Moscheevereins (FOTO: DDP)
Hassan Dabbagh, Imam des Leipziger Moscheevereins (FOTO: DDP) ddp

LEIPZIG/MZ. - Oder: Der Islam sei ihm wichtiger als die Verfassung. In Material, das die Polizei im vorigen Jahr sicherstellte, sollen sich gar Aufrufe wie "Tötet die Ungläubigen!" finden. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft München I, ob sie gegen den Imam der Leipziger Al-Rahman-Moschee, Hassan Dabbagh, Anklage wegen Volksverhetzung erhebt.

Grundlage ist ein Ermittlungsverfahren, das seit 2007 gegen den Vorsteher der größten muslimischen Gemeinde in Ostdeutschland läuft. Der Verdacht: Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der sächsische Verfassungsschutz, der Dabbagh schon lange beobachtet, rechnet ihn zu den bekanntesten Vertretern der so genannten Salafiya-Bewegung, eine spezielle Islam-Auslegung, in Deutschland. Die entsprechende Ideologie, wie auch Dabbagh sie verbreite, sei als demokratiefeindlich einzustufen. "In Einzelfällen kann das ein Nährboden für Radikalisierung sein", sagt ein Sprecher. Erkenntnisse über Kontakte des Leipziger Imams zu militanten Islamisten, etwa zum Terrornetzwerk Al-Qaida, lägen dem Verfassungsschutz aber nicht vor.

Anders als offenbar dem sächsischen Landeskriminalamt (LKA): Der MDR zitierte am Montagabend aus einem internen LKA-Papier, in dem Dabbagh als "Kontaktperson für islamische Extremisten und dschihad-bereite Kämpfer" bezeichnet werde. Demnach soll er auch Verbindungen zu Hintermännern des 11. September gehabt haben. Das LKA dementierte am Dienstag prompt: Die Angaben seien aus dem Zusammenhang gerissen. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft will momentan noch nicht von einem konkreten Terrorverdacht sprechen. Es werde Monate dauern, bis das im vorigen Jahr in der Leipziger Al-Rahman-Moschee sichergestellte Material - darunter sei auch der eingangs erwähnte Tötungsaufruf - ausgewertet sei.

Dabbagh weist die Vorwürfe zurück. Er spricht von einer "Intrige" gegen ihn als Person und die Muslime im allgemeinen. Offenbar passe es vielen nicht, dass er als Imam regelmäßig zu Frieden und Dialog aufrufe. Und die bei der Razzia in seiner Moschee beschlagnahmten Unterlagen? "Es gibt Gerichte in Deutschland, wir werden sehen", sagt der gebürtige Syrer nur. Er habe sich nichts vorzuwerfen.