Leben ohne Rauchen Leben ohne Rauchen: Zwischenbilanz nach der Abkehr vom Zugzwang
Langenbogen/MZ. - Im Kosmetiksalon von Elvira Teuchert sorgt schon mal die Vergangenheit für aktuellen Gesprächsstoff. Die Kundschaft hat ein gutes Gedächtnis. Und so fällt Marita Grost gleich auf, dass ihre Stamm-Kosmetikerin in letzter Zeit keine Raucherpäuschen mehr einlegt. Und auch nicht mehr mit lutschendem Bonbon zur Schönheits-Behandlung schreitet. "Also, dass sie das Rauchen aufgeben konnten, das ist wirklich beachtlich", zollt die treue Kundin aus Schwittersdorf der Geschäftsfrau aus Langenbogen Respekt.
Schon fast vier Monate liegt der Abschied vom blauen Dunst zurück. Elvira Teuchert hatte zu jener Zeit mit einem Raucher-Entwöhnungskurs der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) begonnen und mit guten Vorsätzen ihre letzte Zigarette am 19. Januar ausgedrückt. Seitdem hat sich der Nikotinrauch aus ihrem Leben verzogen. Und bis heute ist sie standhaft geblieben.
"Ich hätte es nicht für möglich gehalten", wundert sich Elvira Teuchert über die Wiederbelebung der Sinne. Denn seit dem Zigaretten-Verzicht habe sich ihr Geruchs- und Geschmackssinn deutlich verfeinert. "Auf einmal schnuppere ich, wer Raucher ist und wer nicht." Vorher habe sie dafür jedenfalls "keinen Riecher gehabt", sagt die Frau aus dem Saalkreis. Inzwischen sei sie der festen Überzeugung, auch weiterhin auf Glimmstängel verzichten zu können.
Sich von der Nikotinsucht loszureißen, war und ist nicht leicht. "Jetzt bin ich über die Bergkuppe geklettert und auf der ersten Etappe nach unten", markiert Teuchert die aktuellen Schritte auf ihrer Entzugsreise. "Natürlich gibt es noch immer Situationen im Alltag, wo ich plötzlich weiß: Hier hättest du nach Feuer gesucht und eine Zigarette angezündet", räumt die 48-jährige Frau ein.
Aber das neue Gefühl, nun nicht mehr unter "Zugzwang" zu stehen, das sei schon befreiend. Dieses Empfinden lasse sich dem Nichtraucher nur schwer vermitteln. Dass das gelungene Nichtraucherdasein - wie oft behauptet - allein vom Willen abhängt, verneint Teuchert. Auch das Umfeld aus Familie und Freunden müsse stimmen. Aus Solidarität habe jedenfalls ihr Mann Bernd die Zigaretten auch in der Schublade gelassen.
In raucharmer Anfangszeit sei es wichtig gewesen, sich gegenseitig zu motivieren, unterstreicht die Ex-Raucherin. Und die Sache scheint sich mittlerweile zu einer Art Familiensport zu entwickeln. Bereits zwei Onkel und die Schwiegertochter hätten dem Rauchen ebenfalls abgeschworen. Drei Jahrzehnte hat Elvira Teuchert zur Zigarette gegriffen und lange Zeit ihre Lunge mit Teer gefüttert. Asche aufs Haupt streuen will sie sich dennoch nicht. "Was nützt es, sich jetzt zu ärgern. Ich fange halt nur einfach neu an."
Im Juni wollen sich die Teilnehmer des Raucher-Entwöhnungskurses erstmals wieder treffen und über ihre Erfahrungen reden. Ob alle ohne Zigarette durchs Leben kommen? Elvira Teuchert zeigt sich skeptisch. "Ich glaube nicht, dass alle durchgehalten haben. Ich bin gespannt - schauen wir mal."