1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt: Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt: Hallenserin Dalbert führt Grüne an

Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt: Hallenserin Dalbert führt Grüne an

Von Kai Gauselmann 26.09.2015, 10:35
Die Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt Claudia Dalbert
Die Fraktionsvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt Claudia Dalbert dpa Lizenz

Halle (Saale) - So sehen Sieger aus: Das Parteivolk jubelt, die frisch gekürte Spitzenkandidatin Claudia Dalbert strahlte über das ganze Gesicht. Erstaunlich, denn der Grünen-Landesparteitag hat am Samstag in Magdeburg zwar die hallesche Psychologie-Professorin auf Platz eins der Liste zur Landtagswahl 2016 gewählt - aber mit nur knapp 63 Prozent.

Ein Denkzettel mit Jubel, denn zur Widersprüchlichkeit der kleinsten der im Landtag vertretenen Parteien gehört: Nachher standen alle auf und klatschten Dalbert frenetisch Beifall. 2011, bei ihrer ersten Spitzenkandidatur, hatte Dalbert noch 81 Prozent geholt. „Ich bin überrascht“, sagte Landesparteichefin Cornelia Lüddemann, „das ist eine Denkaufgabe für uns.“ Dalbert blieb locker und erklärte quasi den Jubel für wichtiger als das Ergebnis: „Ich habe stehende Ovationen bekommen. Das zeigt, dass die Partei hinter mir steht und bereit ist, im Wahlkampf die Ärmel hoch zu krempeln.“ Es gebe in der Partei einen „Reflex“, es Spitzenleuten nicht leicht zu machen. „Die Partei möchte nicht zum Kanzlerwahlverein verkommen“, sagte die 61-Jährige, die auch die Landtagsfraktion führt.

Die Sache mit dem Reflex bemühten auch Delegierte als Erklärung. Und dazu, hinter vorgehaltener Hand: Dalbert führe die Fraktion sehr straff - was eigentlich gut für eine effiziente Parlamentsarbeit sei, der diskussionsfreudigen Parteibasis aber teilweise aufstoße. Das bekamen auch andere Spitzengrüne zu spüren. Sebastian Striegel, parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, setzte sich in einer Kampfkandidatur um Platz zwei gegen Nils Rosenthal nur mit knapp 59 Prozent durch. Während Lüddemann noch mit soliden 74 Prozent den dritten Platz holte, unterlag Fraktionsvize Sören Herbst im Ringen um Platz vier gegen den Finanzexperten Olaf Meister, wobei Herbst nur 18 Prozent erhielt. Er bekam schließlich Platz acht.

Inhaltlich nutzte Dalbert ein Alleinstellungsmerkmal der Grünen zur Abgrenzung: Klimapolitik und Abkehr von der Braunkohle. Wobei sie zwei für eine Regierungsbeteiligung in Frage kommenden Partner attackierte. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) habe „überhaupt nicht verstanden, was eine Energiewende ist“. SPD-Chefin Katrin Budde, die sich wie Haseloff für die Nutzung  von Braunkohle ausgesprochen hat, habe sich im Burgenlandkreis „zur Kumpelkönigin ausrufen lassen“, spottete Dalbert. Dass sie wieder in den Landtag einziehen werden, daran zweifelten die Grünen angesichts der letzten Umfrage von Mitte September nicht. Da kam die Partei auf sieben Prozent, nur 0,1 Prozentpunkte schlechter als das Ergebnis 2011. Auch die Frage, ob die Grünen in eine Regierung streben sollten, wurde nicht wirklich diskutiert. „Wir wollen gerne in die Regierung“, gab Parteichef Sebastian Lüdecke vor. Dalbert gab dazu „eine acht oder neun vor dem Komma“ als Ergebnis-Ziel aus.

Statt Prozente und koalitionäre Farbenspiele trieb einige Delegierte am Samstag eher die Frage um, ob die Spitzenleute denn Cannabis konsumieren. „Ja, ich habe in meinem Leben schonmal gekifft“, gab Dalbert zu. „Ich würde aber auch ohne das eine gute Politik machen.“