Tourismus Tourismus Wittenberg und Dessau: Welterbe-Card

Wittenberg - Das Grüppchen aus Berlin war nicht amüsiert. Elf „WelterbeCards“ wollten die Karfreitagstouristen kaufen - hamwa nich, hieß es in der ersten offiziellen Verkaufsstelle auf dem Weg vom Hauptbahnhof in die Stadt, im Panorama. Acht gingen über die Theke, für die restlichen drei müssten die Gäste aber
zur Touristen-Info, also einmal quer durch die Stadt. Dort erfuhren sie, dass sie die Karten auch im Lutherhaus hätten kaufen können (wo sie eigentlich hinwollten) - was sich am Ende aber als Fehlinformation herausstellte.
„Das geht gar nicht“, sagt Elke Witt, die Verkaufsstellen seien alle mit hinreichend „WelterbeCards“ ausgestattet worden und könnten diese bei Bedarf jederzeit nachordern. Die Geschäftsführerin des Tourismusverbands „Welterberegion Anhalt. Dessau. Wittenberg“ bittet aber um Verständnis für solche „Anfangsschwierigkeiten“.
Die Karte wurde am 1. Dezember 2016 eingeführt, der Verband versteht sie als sein „Premiumprodukt“ (Witt). Und mit Katrin Hochberger gibt es eine Mitarbeiterin, die sich ausschließlich um dieses kümmert. Die WelterbeCard ist im Kern eine Flatrate auf kulturelle und andere touristische Angebote in der gesamten Region und hat als solche das Ziel, die Verweildauer zwischen Bernburg und Wittenberg, Zerbst und Wolfen zu erhöhen.
„Man sieht sehr schön, wie sich die Gäste durch die Region bewegen“, sagt Hochberger - die Karte ist auch ein Marketing- und Planungsinstrument, freilich ein streng anonymes. Mehr als 1.000 Karten wurden bislang verkauft, die zum Jahresende angepeilten „4.000 sollten also zu schaffen sein“, zeigt sich Verbandsgeschäftsführerin Witt optimistisch.
Seit etwa vier Wochen zögen die Verkaufszahlen noch an, wobei in der Wittenberger Touristen-Info vorrangig die 24-Stunden-Variante (19,90 Euro) verkauft werde, online dagegen vor allem die Drei-Tages-Karte (39,90).
86 Anbieter, darunter sämtliche Welterbestätten, machen in diesem ersten Jahr in der Region mit. Neben diesen so genannten Akzeptanzstellen gibt es allein in Wittenberg knapp zehn Orte, wo man die Karte erwerben kann, insbesondere die Touristen-Info an der Schlosskirche. Eine genaue Übersicht findet sich auf der Homepage www.anhalt-dessau-wittenberg.de.
Dass wer bei Luther in Wittenberg war, dann auch noch etwa ins Technikmuseum nach Dessau fährt oder an die Goitzsche, ist der erhoffte und auch bereits
zu beobachtende Effekt. Die Wittenberger Platzhirsche sind freilich die Platzhirsche: das Asisi-Panorama (das ja allein schon mit elf Euro zu Buche schlagen würde), Lutherhaus, Melanchthonhaus.
„Die WelterbeCard wird häufig in unseren beiden Häusern eingesetzt“, erklärt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten, Stefan Rhein, „im Durchschnitt täglich 8 bis 10 Mal im Melanchthonhaus und ungefähr doppelt so häufig täglich im Lutherhaus.“ Seit dem Saisonauftakt im März holt Witt zufolge auch das erst zu diesem Zeitpunkt hinzugekommene Gartenreich auf, das neben Schlossbesichtigungen auch ebenso kostenlose Gondelfahrten verspricht.
Wenn ab kommendem Jahr neue Anbieter hinzustoßen - Witt rechnet damit, dass die bisherigen sämtlich bei der Stange bleiben - könnte sich auch auf dem Weg zwischen Wittenberg und Wörlitz etwas zum Besseren wenden: Ihr Verband bemühe sich beim Busunternehmen Vetter darum, die ohnehin verkehrende Buslinie 304 als Angebot auf die „WelterbeCard“-Liste zu setzen und zudem in „Welterbe-Linie“ umzutaufen.
Andernorts, in Dessau etwa, ist in diesem Rahmen sogar die Nutzung des gesamten Stadtverkehrs gratis, auch die Heidebahn - wenn sie denn mal fährt - und die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn nehmen Karten-Inhaber gratis mit.
Überhaupt ist Wittenberg, was die „WelterbeCard“ auf Anbieterseite angeht, so etwas wie das Auge des Hurrikans im Reformationsjubiläumsjahr. Leistungen, die die Karte verspricht, müssten eben auch zu bekommen sein, begründet Witt die Zurückhaltung mancher Anbieter in spe und nennt als ein Beispiel die Fahrradausleihe, aber auch das Bad in Piesteritz, die beide im ersten Jahr (noch?) nicht dabei sind.
„Wir wollen uns weiterentwickeln“, sagt Witt. „Nach diesem Jahr sind wir sehr viel schlauer.“ Schlau wäre möglicherweise auch eine Verkaufsstelle am Hauptbahnhof. Falls das Panorama mal wieder knapp bei Karte ist. (mz)