Superintendentin für Wittenberg gefunden Superintendentin für Wittenberg gefunden: Erste Frau auf dem Posten

Wittenberg - Der Evangelische Kirchenkreis Wittenberg hat eine Superintendentin: Gabriele Metzner, Dozentin am Evangelischen Predigerseminar in der Stadt, folgt in dem Leitungsamt Christian Beuchel, der im November 2018 verabschiedet wurde. Er war 16 Jahre Superintendent, seit Dezember ist er theologischer Vorstand und Rektor vom Diakoniewerk Halle. Seine Aufgaben übernahm als amtierender Superintendent der Axiener Pfarrer Hans-Jörg Heinze.
Mit Zwei-Drittel-Mehrheit
Metzner, Jahrgang 1965, verheiratet und Mutter zweier Töchter, ist in Lübben aufgewachsen. Nach dem Theologiestudium war sie unter anderem zwölf Jahre als Pfarrerin im Nordwesten Berlins tätig. Seit zwölf Jahren ist sie Dozentin am Predigerseminar Wittenberg.
Zur Superintendentin gewählt wurde sie am Montagabend im Bugenhagensaal von der Kreissynode. Nach Auskunft von Uwe Kröber, dem Präses dieses Kirchenparlaments, bekam Metzner im zweiten Wahlgang die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Insgesamt waren von den 52 Synodalen 42 anwesend.
Metzner setzte sich gegen die Leipziger Theologin und Mitarbeiterin im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Christiane Schulz durch.
Diese war ebenfalls vom Nominierungsausschuss der Kreissynode festgelegt worden, wobei es mehr Bewerber gegeben habe. In einer ersten öffentlichen Reaktion sagte Metzner am Dienstag zur MZ: „Ich freue mich sehr, dass die Synode mir ihr Vertrauen ausgesprochen hat.“
Im Dreiertakt
Um selbiges geworben hatte sie noch einmal am Abend der Entscheidung mit einem Vortrag, in dem unter anderem von einer ersten Zählzeit im Dreiertakt die Rede war: „Zuhören, Hinschauen, Wahrnehmen; was da ist, wachsen lassen und beobachten.“
Die geistliche Leitung eines Kirchenkreises bedeute für sie zuerst, zu einem Leben mit dem dreieinigen Gott anzuleiten. Es gehe um eine zugewandte Seelsorge, auch bei der Begegnung mit Menschen, „die nicht zu unseren Gemeinden gehören“.
Die Anleitung zum Hören gehöre für sie „zu einer geistlich verantworteten Konventsarbeit und zu Angeboten der Regeneration und Fortbildung“ für die Mitarbeitenden. Denn: Im Stress zu sein, sei kein Qualitätsmerkmal kirchlicher Arbeit.
Einen Kirchenkreis zu leiten bedeute auch, „in komplexen Zusammenhängen die Übersicht zu behalten, Impulse zu geben, Ziele zu verfolgen sowie sach- und auftragsgerecht zu handeln“. Dazu, so Metzner, habe sie große Lust, weil sie gern Prozesse gestalte.
Die Rede war auch vom Hineinwachsen in die neue Aufgabe. Dabei hat sie Leitungserfahrungen ja nicht erst seit ihrer Tätigkeit im Wittenberger Predigerseminar, dessen stellvertretende Direktorin sie auch ist. Schon während ihrer Arbeit als Pfarrerin im ländlichen Raum und als Mitglied verschiedener kirchlicher Gremien, etwa als Landessynodale, habe sie „Lust bekommen zu leiten“, so Metzner gegenüber der MZ.
Wichtig seien ihr Transparenz und Beteiligung, vor allem aber eine „wertschätzende Kommunikation auf allen Ebenen und zwischen den Ebenen“, also zwischen Gemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche.
Einer der größten
Damit beginnen kann sie wahrscheinlich am 1. November, doch gibt es laut Kröber noch eine Entscheidung der Dienststellen. Den Kirchenkreis Wittenberg sieht der Präses, trotz der Herausforderungen etwa angesichts des Schrumpfungsprozesses oder gelegentlicher Stellendiskussionen, „gut aufgestellt“.
Er gehört zu den größten Kirchenkreisen der EKM: mit etwa 23000 Mitgliedern in 56 Gemeinden und Kirchspielen, 21 Pfarrern, 20 Stellen für Gemeindepädagogen und Kantoren, einigen diakonischen Einrichtungen und nicht zuletzt 162 Kirchgebäuden. Gabriele Metzner selbst werde für die Schlosskirchengemeinde zuständig sein, verbunden mit einer Predigtstelle ebenda. Sie ist Wittenbergs erste Superintendentin. (mz)