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Sturmfolgen in der Annaburger Heide Sturmfolgen in der Annaburger Heide: Das Aufräumen läuft

Von Sven Gückel 05.06.2018, 10:14
René Bruschke, Revierleiter Sören Krämer (r.) und Janna Kühlhorn begutachten das Holz eines der zahlreichen Poller in der Annaburger Heide.
René Bruschke, Revierleiter Sören Krämer (r.) und Janna Kühlhorn begutachten das Holz eines der zahlreichen Poller in der Annaburger Heide. Sven Gückel

Annaburg - Auch wenn die aktuelle Witterung die Ereignisse weit entfernt erscheinen lässt, die Schäden der letzen Herbst- und Winterstürme sind bis heute weithin sichtbar. Forstexperten beschäftigen sich intensiv damit, die Wälder wieder in Ordnung zu bringen.

Genaue Zahlen lassen sich noch immer nicht sagen. Aber René Bruschke, Leiter des Betriebsbereiches Ost Annaburger Heide im Bundesforstbetrieb Mittelelbe, schätzt, dass durch die letzten drei Stürme etwa 50.000 Festmeter Holz vorzeitig einer Verwertung zugeführt werden müssen. Mehr als die Hälfte der Menge, 30.000 Festmeter, liegen bereits zum Abtransport bereit - fachgerecht geschlagen und auf Maß zersägt.

Diese Arbeiten übernehmen aufgrund der Fülle überwiegend Fremdfirmen. „Wir haben feste Verträge mit Unternehmen aus Torgau, Hohenbucko, Stendal und Dänemark“, erläutert Bruschke.

Jeden Tag 600 Festmeter

Diese Firmen bringen aktuell in sechs Revieren der Annaburger Heide sieben Harvester und sieben Rückezüge zum Einsatz. Dabei werden täglich bis zu 600 Festmeter Holz bearbeitet. Eine Menge, die von Hand niemals zu bewältigen wäre. Zudem lässt die mitunter gefährliche Schräglage der Bäume nur maschinelles Arbeiten zu. Alles andere, so René Bruschke weiter, sei schlicht zu gefährlich. Nicht umsonst gehört der Beruf des Waldarbeiters zu den gefährlichsten Jobs auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Sturmschäden gilt es für den Bundesforstbetrieb Mittelelbe nicht nur in der Annaburger Heide, sondern auch auf dem Fliegerhorst Holzdorf aufzuarbeiten. Dort gilt es ungefähr 1500 Festmeter zu schlagen. Mit seiner Technik wird der Betrieb auch beim Tag der Bundeswehr vor Ort sein und für seine Arbeit werben.

Dank des aktuellen Wetters weist das geschlagene Holz eine gute Qualität auf. Das freut zum einen den Bundesforstbetrieb, aber auch die Abnehmer in der Industrie. Die verlangt aufgrund der anhaltend guten Konjunktur und des hohen Exportaufkommens nach wie vor nach einer riesigen Menge Holz. Um das Abtransportieren kümmern sich ebenfalls Fremdfirmen.

Dennoch, bestätigt auch Züllsdorfs Revierförster Sören Krämer, befassen sich die Mitarbeiter des Betriebsbereiches der Bundesforstverwaltung seit September letzten Jahres nur mit einem Thema - Holz aus Sturmschäden. Dazu zählt für die Bundesforst nicht nur die Schadensbeseitigung, sondern auch die Folgearbeit.

„Auf etwa 50 Hektar des gesamten Areals müssen wir aktiv in Verjüngungsmaßnahmen investieren. Nur bedingt schafft es die Natur selbst, diesen Part zu übernehmen“, verdeutlicht Bruschke. Für 2019 sind auf dem Gebiet der Annaburger Heide deshalb Investitionen in Höhe von 300.000 Euro veranschlagt. Zwei Drittel der Summe werden für die Verjüngungsmaßnahmen ausgegeben, der Rest für weiteren Wegebau.

Wegen des hohen Verkehrsaufkommens im Wald, bedingt durch die Forstmaschinen und Lkw, die das Holz abholen, aber auch die Regenfälle zu Jahresbeginn, sind etliche Kilometer Wegstrecke enorm beschädigt, bedürfen einer dringenden Reparatur. 40.000 Euro, so die erste Bilanz, wurden in den vergangenen Monaten für die Verkehrssicherheit der Wege ausgegeben.

Helikopter helfen bei Analyse

Um sich überhaupt ein Gesamtbild vom Ausmaß des Schadens machen zu können, erhielten die Forstfachleute Unterstützung vom Fliegerhorst Holzdorf. Dreimal kreisten Hubschrauber der Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 über dem Gelände, aus denen heraus Fotos geschossen wurden, anhand derer die Bundesforst einsehen konnte, wo die Stürme am stärksten gewütet haben.

Diese Schäden jetzt aufzuarbeiten, hat höchste Priorität. Aufgrund der Temperaturen ist die Brandgefahr extrem hoch, zum anderen besteht die Gefahr, dass Schädlinge das Holz befallen und sich von dort ausbreiten.

Ein genaues Bild von den Arbeiten vor Ort macht sich währenddessen auch Janna Kühlhorn. Die junge Forstangestellte arbeitet für gewöhnlich im Bundesforstbetrieb nördliches Sachsen-Anhalt, absolviert in der Annaburger Heide derzeit aber ein vierwöchiges Praktikum. Dabei will sie Erfahrungen sammeln, die ihr andernorts hilfreich sein können. (mz)