Sportpolitik mit Thomas Harm Sportpolitik mit Thomas Harm: Ein Leben für den Fußball

Annaburg - „Niemals geht man so ganz.“ Diese Liedzeile trifft auf Thomas Harm zu - und auch wieder nicht. Einerseits hat der langjährige Geschäftsführer von Grün-Weiß Annaburg sein Amt niedergelegt, er will dem Verein aber weiter verbunden bleiben. Andererseits will der 53-Jährige keinesfalls als graue Eminenz hinter dem „Neuen“ stehen und die Fäden ziehen. „Aus dem Vorstand bin ich raus.“
Mann des harten Schnitts
Thomas Harm ist ein Mann des harten Schnitts. Nachgedacht hat er vor seinem Entschluss, für den er persönliche Gründe anführt. Einmal ausgesprochen, gibt es für ihn kein Zurück. Sein Herz hatte der in Jessen Geborene bereits mit sechs Jahren an das runde Leder verloren. Damals meldete seine Mutter ihren Jungen zum Probetraining bei Heinz Dobra an. Der erfahrene Trainer erkannte sofort das Talent.
„Im Kurzsprint war ich schnell. Ansonsten wusste ich, wo ich als Stürmer stehen musste“, sagt Harm heute über seine fußballerischen Fähigkeiten. Seit 1972 Mitglied im Verein, spielte er sehr erfolgreich von da an bis zu den Junioren, der heutigen A-Jugend.
2002, in der zweiten Männermannschaft angekommen, hatte Harm sich inzwischen zu einem kompetenten Insider in Sachen Fußball entwickelt, was nicht zuletzt die Gründung der „Annaburger Löwen“ und der „Annaburger Teddys“ unter seiner Regie bewies. Als seine „Babys“ bezeichnet er diese noch heute und seine Augen glänzen, wenn er über diese Zeit spricht.
In der zweiten Mannschaft der Grün-Weißen war er allerdings nicht nur Spieler. Sowohl als Co-Trainer von Wolfgang Schuck als auch in der Position des stellvertretenden Jugendleiters im Vorstand des Vereins übernahm er Verantwortung und konnte Erfahrungen sammeln. Den Schritt in die Geschäftsleitung erklärt Thomas Harm mit seinem ihm eigenen Humor so: „Ich hatte mir beim Spiel der Alten Herren das Bein überlastet. Deshalb bin ich Vorsitzender geworden, damit ich nicht mehr spielen muss.“
Aufstieg war Höhepunkt
Folgerichtig übernahm Thomas Harm 2010 die Geschäftsführung des, wie er sagt „kompletten Vereins Grün-Weiß Annaburg“. Komplett hieß für ihn: Fußball und die gesamte Öffentlichkeitsarbeit. Er knüpfte vielfältige Kontakte. Beispielsweise zur Bundeswehr und nach Verl, der Partnerstadt von Annaburg.
Deren Fußballer aus der dortigen Regionalliga gaben hier Gastspiele gegen RB Leipzig und Union Berlin. Besonderer Leckerbissen: Union trat später auch gegen Grün-Weiß an. Gefragt nach dem größten Erfolg in seiner Amtszeit, kam sofort die Antwort: „Der Aufstieg in die Landesliga.“ Immerhin hielten sich die Annaburger dort drei lange Jahre. Aber auch die Kreispokal- und Supercupgewinne wiegen schwer.
Um weiter am Ball zu bleiben, trieb Harm die Bildung einer Spielgemeinschaft im Jugendbereich mit Elster und Jessen voran und war Mitbegründer des Vereins-Stammtisches. Hier treffen sich einmal im Quartal Vereine der Region. Vor fünf Jahren haben die Annaburger Sportler mit einem Projekt begonnen, welches ihrem Chef schon länger am Herzen lag.
Der Umbau des Stadions ist inzwischen weit fortgeschritten. Die Stadionuhr geht elektrisch, die Aschenbahn ist fertig und die Reling rings um den Platz ebenfalls. Ebenso der neugestaltete Klubraum. Nun ist der Umbau der Sanitäranlagen in vollem Gange. Ende Februar sollen diese übergeben werden. Ohne die Unterstützung durch Sponsoren und die Förderung durch die Stadt wäre das nicht möglich gewesen.
Da ist sich Harm sicher. Ohne Sponsoren geht heute nichts mehr. Genauso wenig ohne Mitstreiter im Verein. Bei Thomas Harm waren das vor allem die Ü-50-Mitglieder der SG Annaburg-Jessen. „Auf die konnte ich mich immer verlassen“. Dass das Sportlerherz auch weiterhin im grün-weißen Takt schlägt, versteht sich von selbst. Doch der Baumaschinist, der als Baggerführer ohnehin viel unterwegs ist, freut sich auf mehr Zeit mit seiner Familie, auf seinen Garten und das ein oder andere Feierabendbier mit den Kumpels. (mz)