Sportgala 2014 Sportgala 2014: Pfeilschnelle Polizistin

Wittenberg/MZ - „Die Begegnung mit Kristina Vogel war im Nachhinein eine teure Angelegenheit“, erzählt René Stepputtis, der seine Fahrt am 11. Mai zum Ehrengast der nächsten Sportgala nicht vergessen hat. Auf der Hinreise entschied sich der Cheforganisator der Veranstaltung, die am 25. Januar 2014 im Wittenberger Mercedes-Autohaus steigt, zu einer Tour über die Landstraßen. „Ich wollte mir die Gegend rund um Cottbus ein wenig anschauen“, begründet er seine Entscheidung, die ihm eine Geldstrafe im dreistelligen Bereich plus einen Punkt in Flensburg eingebracht hat. „Ich bin aber kein Verkehrsrowdy“, stellt er klar, auch wenn der Fotoauslöser an diesem Tag zweimal geklickt hat. Schöne Erinnerungen besitzt der stellvertretende Geschäftsführer des Kreissportbundes an die Begegnung mit der 23-jährigen Bahnradsportlerin, die in Leninskoje (damals Sowjetunion) geboren ist, aber auch. „Eine sympathische Frau“, so Stepputtis, der betont, dass Kristina Vogel eine Empfehlung von Sportgala-Moderator Andreas von Thien war, der die Wahl-Erfurterin nach ihrem Olympiasieg 2012 direkt in London für die Veranstaltung begeisterte.
Schwerer Verkehrsunfall
Drei Jahre zuvor hing das Leben der heutigen Weltmeisterin und Olympiasiegerin am seidenen Faden. Am 20. Mai 2009 nahm ihr ein Kleinbus bei einer Trainingsfahrt in Erfurt die Vorfahrt. Sie wurde mit Bruch des fünften Brustwirbels ins Krankenhaus eingeliefert, sechs Stunden operiert und zwei Tage ins künstliche Koma versetzt. Nach ihrem Horror-Crash sagte sie damals in einem Interview: „Ohne Helm wäre ich tot. Und ohne meine gute Rückenmuskulatur querschnittsgelähmt.“ Neben dem Brustwirbel waren unter anderem vier Handwurzel-Knochen am linken Arm und der Kiefer gebrochen. Inzwischen kann die 23-Jährige wieder ohne Schmerzen lachen, die Narben im Gesicht sind verheilt. „Eine traurige Geschichte“, meint Stepputtis, der überrascht war, wie gut Kristina Vogel sich im Vorfeld des Gesprächs über ihn informiert hat. „Sie wusste genau, mit wem sie spricht. Frühere Ehrengäste haben ihr ein paar Tipps gegeben.“ Bei den Olympischen Spielen 2012 schlug die große Stunde der Erfurterin, die sich ihre Top-Form auf der Cottbusser Radrennbahn holt. Gemeinsam mit Miriam Welte gewann sie Gold im Teamsprint, nachdem die Siegerinnen des Finales aus China wegen eines Wechselfehlers auf den zweiten Platz zurückgesetzt worden waren. Kurios: Das Finale haben die beiden deutschen Fahrerinnen nur erreicht, weil im Lauf zuvor das britische Duo wegen eines ebensolchen Fehlers eine Disqualifikation erhielt. Bei den Weltmeisterschaften ein Jahr später in Minsk haben Vogel und Welte ohne Schützenhilfe Gold gewonnen und bewiesen, dass sie momentan die Nummer eins in ihrer Disziplin sind. Die 23-Jährige, die Polizeimeisterin bei der Bundespolizei ist, gewann zudem noch die Silbermedaille im Sprint.
Autogrammstunde geplant
Am 25. Januar ist die 1,60 Meter große Modellathletin (58 Kilo), die auf ihrer Homepage als Hobbys Ikea und Faulenzen angibt, voll in das Abendprogramm mit eingebunden. Kristina Vogel soll laut Stepputtis die Auszeichnung der besten Nachwuchs-Athleten übernehmen. Des Weiteren gibt sie nach der Gala eine Autogrammstunde und präsentiert den Besuchern einen Teil ihrer Medaillensammlung. Gagenforderungen seitens der Olympiasiegerin gibt es nicht. Der Cheforganisator erklärt, dass alles im Rahmen bleibt. Was heißt das genau? „Fahrt- und Übernachtungskosten plus eine Gage im dreistelligen Bereich“, so Stepputtis. Vogel ist zum ersten Mal in Wittenberg. Der stellvertretende Geschäftsführer des Kreissportbundes hat beim Treffen in Cottbus jedoch schnell bemerkt, dass die Radsportlerin in Sachen Geschichte der Lutherstadt wenig Nachholbedarf besitzt. „Sie hat mir im Übrigen verraten, dass sie bei der Gala ein schwarzes Minikleid trägt“, sagt er und fängt verschmitzt an zu lachen.