Seniorenbetreuung in Annaburg Seniorenbetreuung in Annaburg: Sabine Eltz hat Berufung gefunden

Annaburg - Es ist kurz vor 13 Uhr, als Sabine Eltz die Tür der Begegnungsstätte der Volkssolidarität Annaburg aufschließt. Sie hält sich nicht lange in ihrem Büro auf, legt nur ihren Mantel ab, nimmt eine Packung Kuchenmehl und Zutaten aus der Tasche und eilt gleich weiter in die Küche. Dort holt sie Backschüssel und Handrührer - ein RG 28 aus DDR-Zeit - aus den Schränken und bereitet den Teig zu. Alles geht bei ihr flink.
Bienenstich soll es an diesem Dienstag zum Kaffee geben. „Ich verwöhne meine Rentner gern, sie lieben es, wenn ich für sie backe“, sagt die 55-Jährige. Gegen halb zwei werden die ersten von insgesamt 18 Senioren eintreffen, doch ehe es ans Schlemmen geht, ist wie jeden Dienstag Gymnastikstunde mit einer Physiotherapeutin.
Seit diesem Frühjahr ist Sabine Eltz, Mutter einer erwachsenen Tochter und schon einmal Großmutter, offiziell von der Stadt Annaburg berufene ehrenamtliche Seniorenbetreuerin. In der Annaburger Line-Dance-Gruppe wurde sie von Marina Schräpler angesprochen, nachdem ihre Vorgängerin krankheitsbedingt aufgeben musste. „Das wäre doch was für dich“, habe die Mitarbeiterin des städtischen Sozialamtes zu ihr gesagt.
Sabine Eltz musste nicht lange überlegen. Es liege ihr, für andere Menschen da zu sein. „Ich war 36 Jahre im Einzelhandel, ich bin gelernte Verkäuferin.“ Sie sei von den Seniorinnen - es sind hier ausschließlich Frauen - sehr gut aufgenommen und angenommen worden. „Viele kennen mich schließlich schon lange, ich bin ja Annaburgerin.“ Ihre Bilanz nach dem halben Jahr: Ich habe hier meine Berufung gefunden.
Von Dienstag bis Freitag gibt es bei der Volkssolidarität jeden Nachmittag Angebote für die Senioren. Mittwochs ist Kartenspiel-Nachmittag und donnerstags Chor. Den leitet Sabine Eltz selbst, „das ist mein persönliches Wochenhighlight“, sagt sie. Es wird gebastelt, manchmal sehen sie sich gemeinsam einen Film an, der ihnen dann Gesprächsstoff gibt. Und gefeiert wird natürlich auch. Das Oktoberfest soll sehr stimmungsvoll gewesen sein. Die meisten Frauen seien verwitwet und sehr dankbar für die Stunden der Geselligkeit. „Sie schwelgen sehr in der vergangenen Zeit“, berichtet Sabine Eltz.
Die Älteste im Seniorenclub sei 92 Jahre alt. Sie hat jetzt angekündigt, dass sie nicht mehr regelmäßig kommen werde. Es sei der Frau schwer gefallen, das zu sagen, erzählt die Seniorenbetreuerin. „Das tat mir so leid.“ Was der 55-Jährigen an ihren Seniorinnen besonders gefällt, ist: „Sie verstehen es, aus dem Alltag etwas Besonderes zu machen. Wenn sie in den Treff kommen, sind sie immer schick angezogen, als würden sie zu einem Geburtstag gehen“. (mz)