Investition Schöne Pläne für Spielplatz in Wörlitz
In Wörlitz könnten ein Spielplatz und eine spezielle Fahrradstation entstehen - wenn es mit der Förderung klappt.

Wörlitz - Die Frau ist guter Dinge, als sie auf ihrem Fahrrad an der Friederikenbrücke in Wörlitz vorbeifährt. Ein laues Lüftchen weht und macht die Hitze an diesem Sonnabendvormittag erträglich. „Ein schöner Tag!“, ruft die unbekannte Radlerin und ist schon auf und davon. Schön ist auch das Fleckchen Erde zwischen Brücke, Eichenkranz und Park- beziehungsweise Sportplatz. Und es könnte noch schöner werden, denn geht es nach dem Oranienbaum-Wörlitzer Stadtrat, dann entsteht dort ein besonderer Spielplatz nebst Fahrradstation am Eichenkranz. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat das Gremium wie berichtet auf seiner jüngsten Sitzung gefasst. Die Realisierung des Vorhabens indes hängt davon ab, ob die erhofften Fördermittel tatsächlich auch fließen werden.
In Sichtweite
Der Mann, der dem Krägengraben, so nennt sich das Areal, auf dem die Spielelandschaft entstehen soll, im Idealfall ein neues Antlitz geben könnte, ist Daniel Krebietke von „Grünplan“ aus Bernburg. Bereits im Stadtrat hatte er die Entwürfe des Büros kurz vorgestellt, nun schreitet er beim Ortstermin mit der MZ das langgestreckte Grundstück ab. Gleich im Eingangsbereich, noch in Sichtweite zur Brücke und zum Eisenhart, soll ein Picknick-Rastplatz für Radler entstehen. Ein paar Meter weiter, in einem Mini-Wäldchen aus Silberpappeln, könnte eine Biberburg gebaut werden. Dass die ohne befestigte Flächen auskommen würde, erklärt Krebietke. Die Rede ist von Punktfundamenten, wobei man zuvor die Wurzeln der Bäume sondieren würde. Insgesamt 40 Quadratmeter inklusive Fallschutz für die potenziellen Nutzer würde die Biberburg, die aus haltbarer Robinie gebaut werden soll, messen. Bei der weiteren Vorstellung wird es bedeutsam. Krebietke erinnert an die Anfänge, als im Rahmen eines „nichtformellen“ Wettbewerbs das Leitthema noch „Spielplatz der Aufklärung“ gelautet habe. Eine Reminiszenz an den angrenzenden Wörlitzer Park, gewiss. „Aber wie will ich ein abstraktes Gedankenmodell mit einem Kinderspielplatz in Verbindung bringen?“, fragt wohl mehr rhetorisch der Planer. Der „Klick-Gedanke“ sei dann Lessings Ringparabel gewesen, doch habe man die Überlegungen von den dort verhandelten Religionen gelöst und „in die heutige Zeit transformiert“. Sichtbar werden soll das einerseits in einem Dorf der Kulturen, wo drei Gebäude anstelle der drei großen monotheistischen Weltreligionen verschiedene Kulturkreise symbolisieren. Der Toleranzgedanke zeigt sich auch dadurch, dass die Häuser einander zugewandt sind und in der Mitte ein skulpturaler Tisch „wie ein Ring“ dazu einladen soll, zusammenzukommen.
Zusammenkommen könnten Besucher dereinst auch auf einem Hügel, welcher angelegt werden soll und der auf eine, wie Krebietke es formuliert, gebaute Wunschliste von Kindern der Wörlitzer Kita „Villa Sonnenschein“ zurückgeht. Von einem kleinen Vulkan war da unter anderem die Rede, auch sollte es „was mit Tieren“ sein. Anknüpfung insoweit böte die Biberburg, aber auch „Wackeltiere“, also kleine Spielgeräte, könnte es geben. Groß, respektive hoch werden zwei Schaukeln sein. Und ziemlich groß mutet ein Gerüst zum Klettern an, bei dem es sich recht eigentlich um eine sogenannte Calisthenics-Station handelt, die im hinteren Bereich des Spielplatzes errichtet werden soll. Nicht zuletzt diese Station mache zudem deutlich, dass der geplante Ort Angebote für alle Altersgruppen beinhalten soll.
Matt statt hochglänzend
Was die Gymnastikstation betrifft, so habe es dort bei den Planungen die einzige Auflage der Denkmalpflege gegeben: Sie besteht laut Krebietke darin, kein hochglänzendes Metall zu verwenden, sondern mattes. Ansonsten, und das freut den Planer zu Recht, liegt die denkmalrechtliche Genehmigung für das Projekt inzwischen vor. Man habe versucht, dem Ort gerecht zu werden, vom geistigen Überbau spricht Daniel Krebietke angesichts des Genius loci. „Da kann man nicht in einem Spielekatalog Kreuzchen setzen“, meint er wohl auch in Hinblick auf den Welterbestatus des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs.
Nachfragen im Stadtrat
Dass es einen Spielplatz wie den geplanten nicht für kleines Geld gibt, liegt auf der Hand. Die von der Verwaltung benannten Kosten haben im Stadtrat gleichwohl für Nachfragen gesorgt. Nachdem die Planungen für den Spielplatz um eine Fahrradverweilstation mit Ladestation für E-Bikes erweitert wurden, betragen die geschätzten Kosten 591.445 Euro. „Ich habe den Eindruck, in Deutschland geht’s uns gut“, sagte Guido Teichmann (CDU). Wissen wollte er unter anderem, mit welchen „Nachlaufkosten“ für Pflege und Instandhaltung zu rechnen sei. Kuno Wendt (SPD) meinte, dass dafür eventuell Einnahmen aus der Kurtaxe verwendet werden könnten.
Nadine Koppehel (AfD) erkundigte sich, ob bei der Pflege die Kulturstiftung ins Boot geholt werden könnte. Wozu der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Maik Strömer (CDU) sagte: „Es ist unser Territorium, da sind wir verantwortlich.“ Vielleicht könnte man versuchen, Kontrollen und Müllbeseitigung gemeinsam zu organisieren, aber Anspruch auf eine finanzielle Beteiligung gebe es nicht.
Es ging im Stadtrat eine Weile hin und her, wobei erkennbar war, dass das Gesamtprojekt fraktionsübergreifend befürwortet wird. „Solche Spielplätze sind Premium-League, die kosten so viel“, erklärte etwa Rüdiger Schmidt (SPD), der meinte: „Das gehört nach Wörlitz.“ Jana Pfeifer von der Wählergruppe MuT betonte: „Wir müssen Attraktionen schaffen in unserer Stadt. Der Park alleine reicht nicht.“ (mz)