Schloss Lichtenburg Schloss Lichtenburg: Neues Broschüre aus alter Zeit

Prettin - Ein Gemälde, das Cay von Ruhmor als Gott Merkur darstellt, ist das Titelblatt der ersten vom Förderverein Lichtenburg e.V. erstellten Broschüre „Schloss Lichtenburg und seine Bewohner - Das 17. und 18. Jahrhundert“. Sie bezieht sich auf die Zeit nach dem Tod von Kurfürstin Hedwig von Sachsen (1581-1641), die 30 Jahre lang Schloss Lichtenburg bewohnt hatte, bis zum Einzug der sächsischen Kurfürstin Anna Sophia (1647-1717, Mutter von August dem Starken) und ihrer Schwester, der pfälzischen Kurfürstin Wilhelmine Ernestine (1650-1706) zum Ende des 17. Jahrhunderts.
Lange war angenommen worden, dass Schloss Lichtenburg in den rund 50 Jahren ungenutzt gewesen sei. Nachforschungen hätten jedoch ergeben, dass das Schloss in jener Zeit immer wieder Gäste hatte, und zwar hochrangige, und demnach entsprechend bewirtschaftet worden sein muss. So wird in dem Heft erzählt von einem „Gipfeltreffen“ regionaler Fürsten im April 1651 mit rund 230 Personen. Der sächsische Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656) empfing hier unter anderem den Fürsten von Anhalt, den brandenburgischen Kurfürsten, den Grafen von Mansfeld.
Mit großer Entourage
Sohn Johann Georg II. (1613-1680) setzte die Tradition fort. Belegt ist ein mehrtägiges Treffen im Dezember 1657 mit „50 Herrschaften, 147 Dienern und 233 Pferden“. Bei der Schilderung des Treffens konnte Autorin Dr. Ariane Bartkowski, Mitglied im Förderverein, aus einem Protokoll schöpfen, das bis zu den Speisen des opulenten Mahls reicht.
Ob die Jagd in der Annaburger Heide der Hauptanlass für die Zusammenkünfte war oder ob sie politische Hintergründe hatten, darüber geben die Quellen keine Auskunft. Sven Langhammer, Historiker und Vorsitzender des Fördervereins, vermutet beides. „Die Fürsten haben damals auch schon rege genetzwerkt, wie man heute sagen würde“, meint er.
Der „Titelheld“ der Broschüre, Cay von Ruhmor (1643-1714), kam 1711 in die Lichtenburg. Er war Kammerherr der sächsischen Kurfürstin und Hofmeister in Dresden, dänischer Gesandter und Geheimer Rat. Sein Hobby war die Alchemie. Und so widmete er sich in der Lichtenburg Experimenten zur Goldherstellung, wie viele Alchemisten seiner und vorvergangener Zeiten.
Wo genau sich das Labor befand, dafür konnten die ehrenamtlichen Erforscher der Schloss-Geschichte bislang keine Belege finden. Ruhmor ist am 22. Juni 1714 auf Schloss Lichtenburg gestorben. Beigesetzt wurde er in der Kirche zu Oppurg in Thüringen. Im dortigen Schloss ist das eingangs erwähnte Gemälde zu besichtigen.
Noch bevor es ihr Witwensitz wurde, haben Anna Sophia und Wilhelmine Ernestine das Schloss mehrfach besucht. Nachdem sie dort sesshaft geworden waren, ließen sie es umbauen. Es kam noch einmal eine glanzvolle Zeit. Nicht zuletzt August der Starke selbst richtete dort große Jagdgesellschaften aus.
Beim Lesen der Schilderungen fügt sich vor dem inneren Auge ein farbenprächtiges Historiengemälde jener Zeit zusammen. Interessant ist, dass in Schloss Lichtenburg die Gemächer nicht ausreichten, all die Herrschaften unterzubringen. Und so ist auch überliefert, in welchen Häusern des damaligen Lichtenbergk illustre Gäste aufgenommen wurden.
Lesbar für jedermann
„Es geht uns nicht um wissenschaftlichen Anspruch“, sagt Sven Langhammer zum Anliegen dieser auch optisch ansprechenden Broschüre. „Wir wollen uns davon lösen, wiederzukäuen, was längst bekannt und geschrieben ist. Wir haben uns auf das noch unbekannte konzentriert und wollen es für jedermann lesbar aufbereiten“, so Langhammer.
Es sei ein Angebot an die Leser, mit den Leuten vom Förderverein in Kontakt zu treten, und möglicherweise eigenes noch unbekanntes Wissen darüber zu teilen. Und eben weil immer neue Erkenntnisse hinzu kommen könnten, habe der Verein die Broschüre nur in mittlerer dreistelliger Auflage drucken lassen.
Eine zweite Broschüre soll demnächst erscheinen: Dann soll es um die Lichtenburg als Strafanstalt von 1812 bis 1928 gehen. „Da könnten Prettiner schon eher im Nachlass von Vorfahren, die beruflich mit der Haftanstalt zu tun hatten, fündig werden“, ist Langhammer schon jetzt gespannt auf die Resonanz.
››Die Broschüre kann über die Internetseite des Vereins unter foerdervereinlichtenburg.jimdofree.com oder telefonisch unter 0157/78133541. bestellt werden. Mit den Kosten von 3,50 Euro (zuzüglich Porto bei Versand) wird die Vereinsarbeit unterstützt. (mz)
