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Schlittenhunde in Wörlitz Schlittenhunde in Wörlitz: Mit Rennlizenz auf die Piste

Von Ilka Hillger 04.03.2019, 10:57
Christian Bäumler mit seinem Vierer-Gespann beim Start am Sonntag in Wörlitz. Er gehört zu den 44 Teilnehmern am Schlittenhunderennen, das zum fünften Mal stattfand.
Christian Bäumler mit seinem Vierer-Gespann beim Start am Sonntag in Wörlitz. Er gehört zu den 44 Teilnehmern am Schlittenhunderennen, das zum fünften Mal stattfand. Sascha Graf

Wörlitz - Fototermin für eine Husky-Hündin. „Die Ohren müssen hoch, das sieht sonst nicht gut aus“, sagt man zu Wolf-Dieter Polz. Also dauert es noch ein wenig, bevor der Mann mit der Kamera die richtige Pose erwischt. Dann aber geht es schnell weiter und das Papier ist ausgestellt. Die Augenfarben – eines Blau, das andere Braun – sind eingetragen, die Fellfarbe notiert.

Bei Hunden ist der Behördengang offensichtlich um einiges flotter erledigt, als beim Mensch. Mit einer Rennlizenz für ihre Hündin geht die Besitzerin von dannen. „Das gehört hier auch zu meinen Aufgaben. Jetzt kann der Husky ganz offiziell teilnehmen“, sagt Polz.

Er ist der Rennleiter des 5. Internationalen Schlittenhunderennens in Wörlitz und zugleich Präsident des ausrichtenden Sportvereins Reinrassiger Schlittenhunde Deutschland.

Kleines Jubiläum

Es ist also ein kleines Jubiläum, das am vergangenen Wochenende die Freunde der schnellen Hunde auf dem Wörlitzer Sportplatz zusammenbringt.

Wer noch mehr Schlittenhunde erleben möchte, dem seien die Baltic Lights vom 8. bis 10. März auf Usedom empfohlen. Das von Schauspieler Till Demtrøder initiierte Schlittenhunderennen hat sich zum publikumsstärksten Rennen Europas entwickelt. Neben Profi- und Prominentenrennen gibt es zahlreiche Dinge zu erleben, so auch das große Crave-Mushercamp, in dem die Zuschauer die Tiere aus nächster Nähe bestaunen und Wissenswertes über Huskys, Samojeden und Alaskan Malamutes erfahren können. Die rund sechs Kilometer lange Rennstrecke zwischen Heringsdorfer und Ahlbecker Seebrücke stellt für ungeübte Schlittenhundeführer eine Herausforderung dar – dennoch ist der Parcours für Laien zu bewältigen. Bevor die Promis ihre Solo-Fahrt mit zwei bis vier Hunden im Gespann antreten, erlernen sie in Coachings die wichtigsten Techniken zum Lenken und Bremsen des Schlittens, aber vor allem die Kommandos, um die Huskys antreiben zu können.

Hand in Hand organisiert mit dem Hundesportverein Wörlitz ist der Rasen gleich am Park der traditionelle Lager- und Aufenthaltsplatz für die Stars des Wochenendes und deren Besitzer. „Wir zählen diesmal 44 Starter und haben 250 bis 300 Hunde hier“, berichtet Polz.

Das sind ein paar weniger als in den Vorjahren. Auch die Musher, so nennt man die Schlittenhundeführer, sind vor der Grippewelle nicht gefeit. Zudem, so berichtet Polz, liege hinter den Teilnehmern eine anstrengende Saison, die nun mit den Starts am Samstag und Sonntag in Wörlitz zu Ende geht.

Das Finale in der Parkstadt sieht der Rennleiter bereits am ersten Tag unter einem guten Stern. Es gibt kein Hochwasser, das die Rennstrecke einschränken könnte, die Temperaturen stimmen und auch der Regen hält sich zurück.

Wolf-Dieter Polz erinnert sich noch gut an das Jahr, als es einfach zu warm war, um die Hunde vor die Rennwagen zu spannen. „Bei mehr als 15 Grad starten wir nicht mehr“, erklärt er, das wäre eine Tortur für die Schlittenhunde, die sich erst so richtig wohl fühlen, wenn die Zuschauer ins Frieren kommen.

Schauwert steigt

5,2 Kilometer misst am Wochenende die Rennstrecke in Wörlitz. Flott geht es am Großparkplatz vorbei auf die Wiesen der Auenlandschaft und im großen Bogen wieder zurück zum Sportplatz.

Mit jeder Kategorie erhöht sich bei den Läufen ab 10.30 Uhr auch der Schauwert für die Zuschauer. Den Radfahrern und Läufern mit ihren Hunden im Gespann folgen die Rennwagen, erst mit zwei und schließlich mit mehr als acht Hunden am Geschirr.

Das macht schon gewaltigen Eindruck, wenn die Siberian Huskys voller Ungeduld am Start auf das Signal warten und solch ein Rennwagen durchaus mal im Kavalierstart loslegt. Ein Hund kann schließlich das Zehnfache seines Eigengewichtes ziehen.

Ordentlich Ladung könnte deshalb auch Joana Bebert mit auf ihren Rennwagen nehmen. Das Fahrerlager ihrer Familie ist wohl das größte an diesem Wochenende in Wörlitz. Die Beberts sind mit 18 Siberian Huskys und Alaskan Malamuten angereist. „Und noch zwei Chihuahuas“, vergisst sie nicht zu erwähnen. Die fühlen sich aber im Wohnwagen wohler.

Für Beberts war die Anreise diesmal nicht allzu weit, sie leben in der Nähe von Jüterbog. Eine Saison mit Rennwochenenden aller 14 Tage liegt hinter ihnen. Am zweiten Märzwochenende geht es noch einmal hoch nach Usedom zum Prominentenrennen und dann ist erst einmal Erholung angesagt, wenn es diese angesichts der Menge an Hunden überhaupt geben kann.

Plötzlich eine eigene Zucht

Joana Bebert identifiziert eindeutig ihre Oma Gisela als Auslöserin der Begeisterung für Schlittenhunde. Die habe sich 1999 einen Wachhund anschaffen wollen. „Die Hündin war gigantisch und imposant, aber auch sehr liebenswert und als Wachhund gar nicht geeignet“, sagt Joana Bebert.

Also kam ein weiteres Hundepaar hinzu und plötzlich war die eigene Zucht geboren. „Außerdem haben wir auch immer Tiere aus dem Tierschutz genommen“, sagt Ines Bebert, die Mutter von Joana. Bei den Beberts ist der Schlittenhunderennsport also Frauensache. Ines und Joana Bebert stehen in drei Kategorien auf der Starterliste.

Auch für sie sperrt Polizeihauptkommissarin Karina Weise für einen Moment ab, wenn die Hundegespanne die Zufahrtsstraße zum Park queren. „Das ist ein angenehmer Einsatz“, findet die Polizistin des Wittenberger Reviers. Auch im Vorjahr war sie schon dafür eingeteilt. „Das sind alles friedfertige Teilnehmer“, lobt sie. Hunde, die rennen, beißen eben nicht.

(mz)

Vor dem Start werden die Schlittenhunde gut betreut und auf das bevorstehende Rennen vorbereitet.
Vor dem Start werden die Schlittenhunde gut betreut und auf das bevorstehende Rennen vorbereitet.
Sascha Graf
Jim Langer aus Rügen auf der Wörlitzer Strecke
Jim Langer aus Rügen auf der Wörlitzer Strecke
Sascha Graf
Räder und Bremsen müssen einiges aushalten.
Räder und Bremsen müssen einiges aushalten.
Sascha Graf