Projekt Waldkindergarten Projekt Waldkindergarten: Mit Nistkästen in den Wald

Wörpen - Fünf Nisthilfen sind gebaut. Nun geht es ab in den Wald, um sie an Bäumen anzubringen. Die Meisennest-Kinder aus Wörpen stapfen los und mit ihnen neun Studenten aus Oregon. So lernt der Besuch von weither gleich mal kennen, wie schön es die Mädchen und Jungen im kleinen Dorf südlich von Coswig haben.
Die Gäste studieren Lehramt an der University Portland und haben während eines fast vierwöchigen Aufenthaltes in Wittenberg so manche Schule oder Kita kennengelernt. „Sie wollen sich über das deutsche Kindergarten- und Schulsystem informieren“, erzählt Elisabeth Böhmert. Als Kursorganisatorin des Instituts für deutsche Sprache und Kultur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg begleitet sie die Gruppe.
„Das bedarf schon einiger Organisation“, sagt die junge Frau über die Unterbringung bei Gastfamilien oder die Tagesausflüge nach Leipzig, Dresden, Berlin und Prag. Wie viele Schulen und Kitas am Ende der Studienreise, dem 3. Juni, besucht sein werden, weiß sie gar nicht. „Aber überall werden wir freundlich empfangen“, sagt sie. Auch in Wörpens Kita „Meisennest“, die für die Studenten aus den USA etwas Besonderes ist.
„Das Konzept der Waldkindergärten gibt es dort nicht. Die Betreuung ist sehr auf Bildung ausgerichtet“, sagt Böhmert.
Den ganzen Tag nur im Gruppenraum zu sitzen, kann sich Kita-Leiterin Helga Fanslau gar nicht vorstellen. „Mir gefällt es doch draußen auch besser als im Büro“, meint sie. Zum Aufenthalt bei bestem Frühsommer-Wetter im Freien haben sie, die Kollegen und die Kinder in dieser Woche zudem einen guten Grund.
Das „Meisennest“-Gebäude feiert gleich mit einer ganzen Festwoche seine Einweihung vor 25 Jahren. 1992 wurde es dort gebaut, wo bereits seit 1948 der Kindergarten seinen Standort hatte und ersetzte das alte Haus. „Es ist immer noch alles in gutem Zustand und funktioniert tadellos“, sagt Fanslau nach 25 Jahren über den Neubau. Das Jubiläum begann am Dienstag mit einem Waldpicknick und einer Fitnessrallye, am Mittwoch besuchten die Senioren die Kinder.
„Vor allem von unserer Modenschau waren sie begeistert“, berichtet die Kita-Chefin vom gelungenen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen. Nach dem Portland-Besuch stehen am Freitag noch die offiziellen Gäste aus. Coswigs Bürgermeisterin Doris Berlin, die Feuerwehr, der Heimatverein, das Trägerwerk Soziale Dienste, die Förster, Sponsoren und Kollegen aus dem „Amselgarten“ sind eingeladen. Am Nachmittag und Abend ist das „Meisennest“ fest in Familienhand.
Dann feiern Eltern, Großeltern und Geschwister ein Familienfest. „In der nächsten Woche müssen wir uns erholen“, ist Helga Fanslau sicher.
Mit derzeit 18 Kindern in der Einrichtung blickt sie zuversichtlich auf deren Zukunft. Vier Kinder werden in diesem Sommer in die Schule kommen, vier neue Anmeldungen gibt es in der Kita. „Wer ein Kind in die Schule bringt, muss eines in die Kita geben.“ Das sei scherzhaft die Devise im Ort, manchmal klappt es. „Wörpen hat wieder gut Kinder“, sagt Fanslau, auch aus Coswig und Senst werden Mädchen und Jungen hierher gebracht.
So hat Helga Fanslau mit ihren drei Mitarbeitern, darunter Erzieher Robin, auch in den kommenden Jahren gut zu tun und ist bereit, mal wieder Studentenbesuch aus den USA zu empfangen, denn das seit 2014 laufende Studienprogramm geht auch künftig weiter.
(mz)