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Plastik verschwunden Plastik verschwunden: Geliebt und gehasst: Wer hat Oranienbaumer Dogge entführt?

Von Michael Hübner 27.06.2018, 14:23
Ein Bild aus besseren Tagen: Erika Miertsch und Uwe Zimmermann sind begeistert von der belgischen Kunst.
Ein Bild aus besseren Tagen: Erika Miertsch und Uwe Zimmermann sind begeistert von der belgischen Kunst. MZ-Archiv/Behling

Wörlitz - Erika Miertsch (CDU) hat nicht die geringsten Zweifel: Der Fall ist Stoff für ganze Komödien. Es geht um die „Entführung“ einer englischen Dogge - genauer gesagt, einer grellbunten, überlebensgroßen Plastik einer solchen.

Nach politischem Streit um den Stellplatz des Kunstwerks in Oranienbaum hatte Miertsch, Vizebürgermeisterin von Wörlitz, dem Vierbeiner seit April 2012 Asyl in ihrem „Wörlitzer Hof“ gewährt. Seit Dienstagnachmittag ist der Hund jedoch verschwunden.

Bei der Skulptur handelt es sich um eine Arbeit von Hannes D’Haese. Der belgische Künstler hat es der Stadt Oranienbaum-Wörlitz geschenkt, erinnert Ex-Verwaltungschefin Karin Tschernich-Weiske. Allerdings sei dies mündlich erfolgt. Es gab nichts Schriftliches zum Objekt, das eine Schulterhöhe von knapp einhalb Metern und ein Länge von 1,70 Metern hat.

Tage der Dogge waren gezählt

Die Kunst ist voluminös. „Sehr viele Besucher haben sich davor fotografieren lassen“, berichtet Miertsch. Trotzdem waren die Tage des Vierbeiners in Wörlitz schon vor der „Entführung“ gezählt. „Der neue Juniorchef des Hotels benötigt den Platz“, so die Kommunalpolitikerin. Die Plastik sollte mit einem „festlichen Umzug“ nach Oranienbaum transportiert werden. Daraus wird nun nichts.

Den überraschenden Coup ordentlich vorbereitet hat Jan Geldof. „Ich habe einen Spezialhänger zum Transport gekauft“, erklärt der in der Region bekannte Tourismus-Manager. Wohin die Fahrt ging, bleibt aber das Geheimnis des Holländers. „Das sage ich nicht“, erklärt er auf MZ-Anfrage und schimpft in Richtung Wörlitz: „Ich wurde sechs Jahre verarscht“. Darüber hinaus, sagt Geldof der MZ, sei er der Vertreter des Künstlers in Deutschland. Er habe dessen Interessen zu wahren. Deshalb habe er das Kunstwerk wieder an sich genommen.

„Das war eigenmächtig“, kommentiert Oranienbaums Bürgermeister Maik Strömer (CDU) und unterlässt als Ex-Polizist jede juristische Bewertung der „Entführung“. Noch am Montagabend habe er mit Geldof ganz andere Absprachen getroffen. „Die Dogge sollte ihren neuen Platz im Hof des Ampelhauses erhalten“, so das Stadtoberhaupt.

Dort sei abends abgeschlossen. „Wir haben derzeit ein paar Probleme mit Vandalismus und illegalen Graffiti-Sprühern“, erklärt Strömer weiter. Doch der Stellplatzwechsel konnte nicht sofort vollzogen werden. „Der Hof sollte vorher noch gepflastert werden. Wir hätten das Asyl um zwei oder drei Monate verlängert“, sagt Miertsch.

Ewiger Zankapfel

Für Geldof ist das offensichtlich inakzeptabel. Einst, erinnert sich Tschernich-Weiske, stand der Hund vor dem Haus des Holländers. Allerdings ist die Skulptur in Oranienbaum schon immer umstritten gewesen. Es gab Befürworter wie Ex-Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) und viele Kritiker.

Zunächst hat die Politik sogar Probleme bei der Rassenbestimmung. So wurde immer über einen Mops debattiert. Erst eine Bürgerin sorgt für Aufklärung. Ein Mops, so wird es ganz offiziell im Stadtrat erläutert, hat im Unterschied zur Dogge einen Ringelschwanz.

Nicht einigen konnten sich dagegen die Volksvertreter auf einen Standort. In der Diskussion ging es mitunter auch lustig zu. „Ich habe kein Verständnis für diesen Firlefanz. Für mich sind das alles Spinner. Mehr sage ich nicht dazu“, betonte einst Hans-Peter Schapitz (SPD).

Auch Strömer konnte dem tierischen Kunstwerk noch vor sechs Jahren so gar nichts abgewinnen. „Einzig bei diesem Thema haben die Augen vom Bürgermeister geleuchtet“, kritisiert er seinen Vorgänger im Amt und fühlt sich heute von der Presse missverstanden. Er habe lediglich Standorte kritisiert.  (mz)