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Oldtimertreffen in Külso Oldtimertreffen in Külso: Ankunft in Kolonnen

Von Ute Otto 23.06.2018, 07:46
Die Zweiräder waren deutlich in der Überzahl auf der Erlebniswiese in Külso.
Die Zweiräder waren deutlich in der Überzahl auf der Erlebniswiese in Külso. Ute Otto

Külso - Der Besuch der Erlebniswiese an der Külsoer Mühle wurde am Sonntag zum Erlebnis für alle, die alte Fahrzeuge lieben. Vom Fahrrad bis zum Traktor gaben sich insgesamt etwa 230 Oldtimer und ihre Besatzungen ein Stelldichein - so viele wie noch nie in den sieben Jahren zuvor. Die für 180 Teilnehmer vorbereiteten Anmeldezettel haben nicht ausgereicht, erzählt Peter Schulz von den Elsteraner Oldtimer-freunden. So können die Veranstalter das nunmehr achte Treffen an der Külsoer Mühle als vollen Erfolg verbuchen.

„Ich dachte, ich werd’ nicht wieder“, sagte Schulz, der gemeinsam mit Jörg Bethge die ankommenden Fahrer begrüßte und einwies, kurz nachdem gegen 10.30 Uhr eine Kolonne von etwa 40 Fahrzeugen auf einmal gemächlich angeknattert kam. Eile war ein Fremdwort für die Teilnehmer, sehen und gesehen werden, grüßen und gegrüßt werden, lautete die Devise.

In seine Jugend zurückversetzt fühlte sich Schulz angesichts der jugendlichen Simson-Moped-Gangs. „Wir wollen mit solchen Treffen auch das Interesse der jungen Leute wecken“, sagt er. Die Robustheit und den unkomplizierten Aufbau der Simson-Mopeds haben die Heranwachsenden von heute ebenso schätzen gelernt wie einst ihre Großeltern.

Überhaupt waren die Zweiräder bei diesem Treffen in der Überzahl. Mit einer NVA-Regulierermaschine MZ TS 250 ist der Klödener Frank Henkelmann gekommen. Er habe sie bei der Auflösung der NVA-Bestände erworben. „Ich kenne die Regulierer noch aus eigenem Erleben“, erzählt der Klödener, „gefahren bin ich damals sowas aber nicht.“ Seine Sozia war am Sonntag die elfjährige Tochter Marlene. Yvonne Fuchs-Hanke fuhr als Begleitfahrzeug eine RT Baujahr 1961. „Ich habe extra für die Oldtimer den Motorradführerschein gemacht“, berichtet sie. Demnächst werde sie auf eine Awo umsatteln.

Eine - jedenfalls für Nichteingeweihte - ungewöhnliche Kombination fährt der Kemberger Silvio Göttert. Das Trike Chopper ist noch kein Oldtimer, wohl aber der Klappfix, der unverwüstliche Zeltanhänger aus dem VEB Fahrzeugwerk Olbernhau. Camptourist lautete die offizielle Bezeichnung. Bei den Trike-Treffen, unter anderem auf Usedom, „sehen sie jede Menge davon“, sagte der Kemberger.

Einen knallroten Citroen 2CV6 Dyane, Baujahr 1972, nennt Artur Möbius sein Eigen. „Viele verwechseln das Auto mit der Ente“, sagte der Mann, der in Zahna-Elster zu Hause ist. „Das Fahrwerk ist dasselbe, aber die Karosse ist anders“, erklärte er. Er habe das Auto 1993 von Bekannten aus Westdeutschland erworben. Gefahren worden war es dort von einer Frau und deren Tochter. „Ich bin also erst der zweite Besitzer“, so Möbius.

Allerdings sei das Auto „fast nur noch Schrott“ gewesen, als er es gekauft habe. „Vier Jahre habe ich gebraucht, um es wieder aufzubauen.“ Und so glänzt Dyane in top-gepflegtem Zustand. 105 Kilometer pro Stunde schafft sie. Doch nicht weil er damit eventuell zum Bremser würde, meidet Möbius damit die Autobahn. „Es ist nur ganz dünnes Blech.“ Als sein Sohn einen kleinen Unfall damit hatte, sei ihnen bewusst geworden, dass die Insassen bei einem Autobahncrash kaum eine Chance hätten.

Präsentiert wurde von einem Jessener Besitzer der Vorläufer der heutigen E-Bikes. Das Diamant-Fahrrad, 1954 im Magdeburger Armaturenwerk wurde im Volksmund Hühnerschreck genant. Es hat einen Zweitakt-Hilfsmotor mit 49,5 Kubikzentimeter Hubraum. Mit 28-Zoll-Rädern kann es bis 40 Stundenkilometer schnell fahren. Als Kleinkraftrad muss es ein Mopedkennzeichen haben. Wie vom Hühnerhof sieht das in Külso gezeigte Modell aber keineswegs aus. Im Gegenteil - die Felgen, schwarz lackiert mit hellgrauem Streifen - sehen aus wie neu, die Speichen und weitere Chromteile blitzen.

Gelernte DDR-Bürger setzen für solche Effekte auf Elsterglanz. Die legendäre Polierpaste, heute in Zwochau bei Leipzig produziert, war auch im breiten Sortiment des Ersatzteilehändlers zu finden, der seinen Stand an der Külsoer Mühle aufgebaut hat.

Den Inhabern der Ausflugsgaststätte und Grundstückseigentümern, Familie Erpel, sind die Elsteraner Oldtimerfreunde zutiefst dankbar für die Unterstützung des Treffens. „Es war wieder sehr schön und rundum gelungen“, schwärmt Peter Schulz. (mz)

Erlebniswiese Külso
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Otto