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NS-Geschichte in Torgau NS-Geschichte in Torgau: Umfangreiche Datenbank zu Kriegsgerichten erstellt

22.01.2021, 12:42
Internetseite vom DIZ Torgau, www.diz-torgau.de
Internetseite vom DIZ Torgau, www.diz-torgau.de Grommisch

Jessen/Torgau - In einer bislang einmaligen Datenbank stehen seit Kurzem umfangreiche biografische Angaben über die Kriegsrichter der Wehrmacht online zur Verfügung. Darauf macht das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) in Torgau Heimatgeschichtsinteressierte im Jessener Land aufmerksam.

Die Datensammlung entstand in einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Dokumentations- und Informationszentrums Torgau und des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT) an der TU Dresden. Die Datenbank zu mehr als 2.000 Richtern der Wehrmacht findet sich auf der Homepage des DIZ Torgau unter www.diz-torgau.de.

„Ich freue mich, dass wir diese einmalige Datensammlung für Forschung und Öffentlichkeit bereitstellen können“, so der kommissarische Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Sven Riesel. „Die verfügbaren Daten vertiefen unsere Erkenntnisse über die Richter als willfährige Akteure der NS-Militärjustiz im Dienste des Angriffs- und Vernichtungskrieges erheblich“, hebt der Vize-Direktor des HAIT, Clemens Vollnhals, hervor.

Zentrum der Militärjustiz

Die Stadt Torgau entwickelte sich im Zweiten Weltkrieg zum wichtigsten Zentrum der NS-Militärjustiz im besetzten Europa. Der oberste Gerichtshof der Wehrmacht, das Reichskriegsgericht, nahm 1943 seinen Sitz in Torgau. Zudem hatte die Wehrmacht mit dem Beginn des Krieges zwei große Gefängnisse in der Stadt eingerichtet, davon mit dem Fort Zinna die größte ihrer Haftstätten.

Viele der etwa 60.000 Häftlinge während des Zweiten Weltkriegs gehörten dem europäischen Widerstand an. Mehrere hundert Verurteilte wurden direkt in Torgau hingerichtet. Heute ist das DIZ Torgau ein europäischer Erinnerungs- und Lernort, der die Opfer der NS-Militärjustiz würdigt und das Unrecht dokumentiert.

Mehrere Unterstützer

Die Datenbank ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts über die Militärrichter als wichtige Funktionselite der NS-Militärjustiz. Das Projekt wurde von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und dem HAIT gemeinsam ins Leben gerufen. Gefördert wurde es durch das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Die umfangreichen Recherchen und die Erarbeitung der Datenbank lagen bei der Hamburger Historikerin Claudia Bade, wurde noch informiert. (mz)