Naturschutz Naturschutz: Wieso englische Studenten die Dübener Heide aufräumen

Söllichau - Im Wald ist etwas los: Junge Leute wuseln durchs Grün. Sie schnappen sich Schaufel und Harke, dann beginnen sie mit den Aufräumarbeiten. Das Ziel der achtköpfigen Truppe am Donnerstag: Den Gesundbrunnen im Wald zwischen Söllichau und Bad Düben von Schlamm und Zweigen befreien.
Die 19-jährige Alisha aus Nordengland zögert nicht lange. Sie nimmt einen Spaten, steigt in den schmalen Bachlauf und schaufelt braunen Schlamm heraus. „Come on“ (Kommt schon), ruft sie auf englisch ihren Kumpanen zu und winkt freudig.
Alle packen mit an
Naturparkleiter Axel Mitzka steht etwas abseits der Quelle. Er ist sichtlich begeistert, dass sich auch in diesem Jahr viele Studenten aus England für die gemeinnützige Arbeit im Naturpark Dübener Heide gemeldet haben. „Wir bieten ihnen abwechslungsreiche Projekte. Wie man sieht, haben sie richtig Spaß an der Arbeit“, erklärt Mitzka.
Am Donnerstag verschlug es die englischen Studenten in die Tiefen des Söllichauer Waldes. Seit vielen Jahrhunderten entspringt dort eine kleine Quelle. Das Wasser, das man auch trinken kann, fließt von dort in einen etwa 200 Meter entfernten Teich. Mit den Jahren ist der sogenannte Gesundbrunnen immer mehr verdreckt und zugewachsen. „Heute wollen wir hier Ordnung schaffen und den Bachlauf in Schuss bringen“, sagt der Diplom-Mineraloge Raik Zenger aus Bad Düben. Zenger ist schon seit langem Mitglied im Verein Dübener Heide und entwirft Holzskulpturen. Er ist auch derjenige, der das Projekt am Gesundbrunnen angestoßen hat. „Wenn alle helfen, sieht es hier bald besser aus“, findet Zenger.
Die jungen Engländer sind jedenfalls motiviert. In kürzester Zeit haben sie Äste und Laub aus dem Bachlauf gefischt und den zugewucherten Weg wieder begehbar gemacht. Zwischendurch nahmen sie einen Schluck vom Quellwasser. Auch wenn der Grund des Brunnens rot-bräunlich schimmert, kann man das Wasser bedenkenlos trinken. „Es schadet dem Körper nicht. Das liegt nur an dem hohen Eisengehalt“, erklärt Raik Zenger.
Ganz im Gegenteil - das Wasser soll eine heilende Wirkung besitzen. Einer Sage nach erlangt jeder, der von dem Wasser trinkt, Schönheit und Lebensmut. Ein Wanderbursche half dort einst einem kleinen Männlein. Zum Dank ließ es für den Wanderer eine Quelle entspringen, die ihm Kraft für den weiteren Weg gab. Entkräftet sahen die Studenten nach etwa zwei Stunden nicht aus. „Vielleicht ist ja etwas Wahres dran“, vermutet Mitzka mit einem Zwinkern.
Die 19-jährige Alisha ist zum ersten Mal in Deutschland. Sie ist überrascht von der Natur und Idylle. „Es ist ein schöner Ort hier. Ich liebe den Wald“, erzählt sie mit einem Leuchten in den Augen. Sie kann sich definitiv vorstellen, solch eine Studentenreise noch einmal zu unternehmen. „I love Germany.“
Der Gesundbrunnen scheint auch bei den Bad Dübenern beliebt zu sein. Zwei junge Männer kamen am Donnerstag zur Quelle, um dort gemeinsam zu musizieren und kurze Video-Clips aufzunehmen. „Es ist ein unfassbarer Ort. Wenn man sich darauf einlässt, kann man die Energie spüren“, sagt Jonas Runck. Er ist Mitglied in einer kleinen Band. Mit einer Songeinlage am Brunnen unterhielt er die acht Engländer, als diese ihre Arbeit fast beendet hatten.
Kein Wolf oder Biber
Um die Zeit in Deutschland für die Studenten abwechslungsreich zu gestalten, hat sich Axel Mitzka viel überlegt. In den vier Wochen möchte er unter anderem noch die Heidekrautflächen bewirtschaften, die Waldwiesen pflegen und verwitterte Rastplätze erneuern. Bleibt bei diesen Tätigkeiten noch genügend Freizeit? „Natürlich, den halben Tag wird gearbeitet, danach können sie machen, was sie wollen“, sagt der Naturparkleiter.
Anja aus Schottland hat sich bei dem Work-Travel-Projekt (eine Mischung aus Arbeit und Urlaub) angemeldet, da sie sich sehr für Natur und Ökologie interessiert. „Es ist so verrückt, wir haben in Schottland keine Wölfe oder Biber“, sagt die 21-Jährige verblüfft.
Für die Studenten ist nach dem Einsatz an der Quelle Freizeit angesagt. Sie haben ihr Pensum für diesen Tag erreicht und wollen sich nun am Badesee etwas erfrischen.
(mz)