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Leiche an der Elbe Leiche an der Elbe: Rätsel des Gruselfunds nicht gelöst

Von Michael Hübner 06.07.2016, 17:52
Auf der Höhe des Sieglitzer Parks hat ein Paddler in einer Metallkiste eine Leiche entdeckt. Nur wenige hundert Meter flussaufwärts befindet sich die Autobahnbrücke der A9.
Auf der Höhe des Sieglitzer Parks hat ein Paddler in einer Metallkiste eine Leiche entdeckt. Nur wenige hundert Meter flussaufwärts befindet sich die Autobahnbrücke der A9. Klitzsch

Vockerode - Exakt 24 Stunden nach dem Gruselfund - ein Paddler meldet auf der Elbe bei Vockerode am Dienstag eine Metallkiste mit einer Leiche - nimmt die Rechtsmedizin in Halle am Mittwoch um 12 Uhr ihre Arbeit auf.

Hoffen auf Gewissheit

Die Ermittler hoffen, dass die Todesursache und möglicherweise auch die Identität des Opfers schnell geklärt werden kann. In drei Stunden soll es die ersten Erkenntnisse geben.

180 Minuten später gibt es diese Hoffnung nicht mehr. Die Obduktion wird selbst für die erfahrenen Gerichtsmediziner zum Horrortrip. Überstunden sind fällig.

„Es gibt Probleme, die Leiche unbeschadet aus der Kiste zu bekommen“, sagt Staatsanwalt Olaf Braun. Selbst die Frage, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, sei immer noch nicht eindeutig geklärt.

„Die Leiche liegt seitlich in der Kiste“, erklärt Braun. Trotzdem laufen die Recherchen der Ermittler auf Hochtouren. Überprüft werde derzeit der komplette Frachtverkehr auf dem Fluss.

Dass das Behältnis von einem Schiff im Bereich Tschechien von Bord geworfen worden ist, wird nicht bestätigt. „Wir beteiligen uns nicht an den wildesten Spekulationen“, sagt Polizeisprecher Maik Strömer. Offiziell wird mitgeteilt, dass es sich definitiv nicht um eine Kinderleiche handelt. Doch das konnten die Beamten schon am Dienstag um 13.20 Uhr beim Sichern des Fundorts per Augenschein feststellen.

Bergung wird zum Drama

Doch schon das Bergen des Behältnisses wird zum Drama. Die Polizei ordert um 15.36 Uhr Unterstützung. Wenige Minuten später treffen vier Kameraden der Feuerwehr Vockerode am Elbkilometer 249 ein.

Sie können allein nicht helfen. Sie verfügen zwar über ein Boot, es kann aber nicht eingesetzt werden. „Tiefgang“, begründet Wehrleiter Holger Schmidt. Unterstützung mit einem Schalenboot und weiteren sechs Kameraden kommt aus Dessau-Roßlau.

„Unsere Aufgabe war es, die Kiste von Punkt A zum Punkt B zu transportieren“, sagt Kreisbrandmeister Roland Karthäuser. Das ist gar nicht so leicht, denn es dürfen keine Spuren vernichtet werden. Mit Handschuhen und Seilen geht es im Wasser und auf dem Land an die Arbeit.

Die zehn Männer hieven die schwere Kiste schließlich auf den Pkw-Transporter der Gerichtsmedizin. Das Fahrzeug kann nach Halle starten. Die Einsatzkräfte müssen noch Stunden danach den grausigen Anblick verarbeiten.

„Über die Skrupellosigkeit bin ich total erschüttert“, sagt Karthäuser, der 2016 schon einen ähnlichen Einsatz erlebt. In der Elbe bei Prettin schwimmt ein in Folie verpackter lebloser Körper. „Für denjenigen, der so etwas aufschneiden muss, ist die Situation unbeschreiblich dramatisch.“ (mz)

Blick in Richtung der Elbe, in der die Kiste gefunden wurde.
Blick in Richtung der Elbe, in der die Kiste gefunden wurde.
Klitzsch