Lebendiger Adventskalender Lebendiger Adventskalender : Singen mit den Schafen

Last - Wenige Tage vor Heiligabend hat die Aktion „Lebendiges Kalendertürchen“ Station in Last, idyllisch nahe der Elbe zwischen Dautzschen und Großtreben im sächsischen Beilrode gelegen, gemacht. Daniel Hissung, der Anfang des Jahres die Schäferei seines Vaters Eckard übernahm und nun in zweiter Generation weiterführt, öffnete der Vielzahl Gäste die Stalltür.
An stimmlicher Durchsetzungskraft mangelt es Almuth Heinze eigentlich nicht. Die Axiener Gemeindepädagogin weiß sich zu behaupten, versteht es, klare Ansagen zu machen. Im Stall der Schäferei Hissung kam aber auch sie an ihre Grenzen.
„Ich spreche jetzt noch den Segen, dann kann ich nicht mehr reden“, kapitulierte sie nach gewisser Zeit. Zuvor hatte Heinze in gewohnt souveräner Art die Besucher der „Lebendigen Kalendertür“ Aktion begrüßt und zum gemeinsamen Singen animiert. Doch gegen den Widerhall von 400 Schafen, die sich in dem Gebäude befanden, war auch sie machtlos.
Dieses Opfer hat die Axienerin nach eigenem Bekunden aber gern gebracht. „Wenn ein Ort zur Weihnachtszeit eine besondere Bedeutung hat, dann ist es der Schafstall“, betonte sie. Es waren Hirten, denen ein Engel die frohe Weihnachtsbotschaft von der Geburt Jesu als erstes verkündete.
„Menschen, die damals am Rande der Gesellschaft standen, die arm waren, in keinem Palast lebten“, sagte Heinze. Auch heute gibt es viele Menschen, die wie die Hirten seinerzeit am Rande der Gesellschaft stehen. An sie im Besonderen sei die Weihnachtsbotschaft gerichtet: „Fürchtet euch nicht!“, sagt Almuth Heinze.
Auf den Besuch der Gäste war man in Last gut vorbereitet. Eigens für die Kalendertüraktion hatte Schäfermeister Daniel Hissung ein großes Holzkreuz an einer der Giebelwände anbringen lassen. Er selbst freute sich angesichts des regen Zuspruchs in seinem Betrieb. Rund 800 Schafe zählt das Unternehmen, Schwarzköpfe und Heidschnucken sowie etwa 50 Ziegen.
Deren Zahl soll in absehbarer Zeit aufgestockt werden, da sie vor allem bei der Heidepflege gute Arbeit leisten. Für die setzt Hissung, der zwei Mitarbeiter und einen Lehrling beschäftigt, bisher vorrangig seine Heidschnucken ein. Knapp 300 Schafe dieser Rasse stehen im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft bei Bad Liebenwerda, um dort den Bewuchs kurz zu halten.
Mit Einsetzen des Winters werden aber auch sie in den Stall geholt. Hier nimmt die Zahl der Schafe und Ziegen im Augenblick stetig zu. Es ist Lammzeit und zu den ersten Aufgaben der Schäfer gehört jeden Morgen die Kontrolle der Gatter, wobei ihr Augenmerk dem Nachwuchs gilt. „Während der Lammzeit sind wir rund um die Uhr auf Achse, um die Tiere auch bei Komplikationen im Blick zu haben“, sagt Hissung.
Fest zur Seite steht dem Schäfermeister dabei Alrun Gahsche. Die 16-Jährige stammt aus der Nähe von Bautzen und befindet sich im ersten Ausbildungsjahr zur Schäferin. „Mein Vater züchtet Pferde und hatte früher selbst Schafe und Ziegen“, sagt sie.
Deshalb stand für sie frühzeitig fest, sich diesen beruflich zu widmen. Ein befreundeter Schäfer der Familie hatte ihr den Tipp gegeben, sich in Last um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Hier war man über das Ansinnen froh, sucht der Betrieb doch schon seit geraumer Zeit nach junger Verstärkung. Mit Alrun scheinen sie die Richtige gefunden zu haben.
Der jungen Sächsin war bei dieser Aktion der Spaß am Job anzusehen. Geduldig beantwortete sie die Fragen der Besucher, sowohl zu ihrem eigenen Werdegang als auch zur Arbeit im Stall. „Im Sommer betrieben wir mit den Tieren in Sachsen-Anhalt und Sachsen vor allem Deichpflege. Jetzt dürfen sie im Trockenen bleiben, werden mit Heu und Kraftfutter versorgt“, erläutert sie.
Eine Pause steht den Hirten von heute auch am Heiligabend nicht ins Haus. Die Tiere wollen auch sonn- und feiertags versorgt werden. „Das heutige Erlebnis bleibt uns in guter Erinnerung. Und wenn wir zu Weihnachten bei den Tieren sind, holen wir uns diese Zeit und den gemeinsamen Gesang ins Gedächtnis“, sagt Daniel Hissung abschließend mit einem Augenzwinkern. (mz)