Trotz hohem Aufwand Landwirtschaft: Annaburger Landgut Heideck setzt weiter auf Kartoffelanbau

Annaburg - Die letzten Wochen vor der zwangsläufigen Winterpause bilden eine Hochphase im Jahreszyklus der Landwirte. Es gilt die aktuelle Ernte einzufahren und Voraussetzungen für die nächste Saison zu schaffen. Immer seltener werden dabei Pflanzen angebaut, die vor drei Jahrzehnten noch zum Standard gehörten. Das Landgut Heideck aus Annaburg geht da einen anderen Weg.
Schon lange nicht mehr stand der Mais so gut wie in diesem Jahr. Die Landwirte der Region freut das. Vielerorts holen Maishäcksler die Pflanze jetzt vom Acker, auf anderen Flächen bleibt sie noch etwas stehen. Hier geht es den Agrarbetrieben vorrangig um das Ernten der inzwischen ausgereiften Kolben. Auch die Mitarbeiter des Landgutes Heideck sind voll im Einsatz.
Auf 1.100 Hektar Ackerfläche haben sie in diesem Jahr Mais, Roggen, Gerste und Zuckerrüben angebaut. Darüber hinaus bewirtschaften sie 250 Hektar Wiese. In deutlich kleinerem Umfang, aber mit hoher Intensität nehmen sich die Annaburger zudem des Anbaus von Zwiebeln (32 Hektar) und Kartoffeln (37 Hektar) an. „Die leichten, siebfähigen, sandigen Böden eignen sich dafür besonders“, erläutert Marius Feldmann, stellvertretender Betriebsleiter des Landguts.
Ein Vorteil, der sich nicht nur bei der Ernte, sondern ganzjährig bezahlt macht. Vor allem bei pflegeaufwendigen Kulturen wie der Kartoffel. Wäre der Boden wie anderenorts lehmig, bliebe er nach ergiebigem Regen für schwere Landtechnik unpassierbar. Sandboden hingegen nimmt das Wasser auf und leitet es fast ungebremst nach unten weiter.
Diesem Vorteil steht jedoch ein hoher Management-Aufwand entgegen. „Die Intensität beim Anbau der Kartoffel ist deutlich höher als bei anderen Ackerfrüchten“, so Feldmann. Die Pflanzen seien anfälliger, etwa dann, wenn das Wetter schwülwarm ist. Infektionen und Knollenfäule können die Folge sein. Zudem gilt es im zeitigen Frühjahr mittels intensivem Technikeinsatz den Boden mit Zwischenfrüchten aufzuwerten, um erforderliche organische Stoffe in den Boden zu bringen.
Um erfolgreich Frühkartoffeln anzubauen, bedarf es großen Aufwands. Schon im Dezember des Vorjahrs werden die Knollen zum Vorkeimen in spezielle Boxen gelegt, anschließend mit Licht- und Wärmereizen aus ihrem Winterschlaf geholt und ins Wachstum überführt. Anfang März werden sie ins Erdreich gebracht, geimpft und mit Folien bedeckt. Die noch schwache Sonnenenergie wird damit gebündelt, der Boden schneller erwärmt. Sobald das Wachstum einsetzt, entfernt man die Folien wieder. Erntereif sind die Frühkartoffeln im Juni und Juli.
Das trockene erste Halbjahr kam den Sonderkulturen 2017 zugute. Anders verhält es sich beim Getreide. „Hier kam der Regen eindeutig zu spät“, resümiert Marius Feldmann. Und während die Deutschen einem verregneten Sommer hinterher trauerten, freuten sich die Landwirte über diese Wachstumsgabe für ihren Mais. Doch wie üblich, fielen die Niederschlagsmengen auch dieses Jahr auf engstem Raum sehr unterschiedlich aus.
Die Region Annaburg blieb dabei einmal mehr zu trocken. Schon vor einem Jahr hatte das Landgut aus dieser Erkenntnis heraus auf einer seiner Flächen eine Kreisberegnung installieren lassen. „Die Kartoffel hat uns diesen Einsatz gedankt“, sagt Feldmann.
Auch die Zuckerrüben haben das zusätzliche Wasser wohlwollend angenommen. „Wenn Pflanzen kein Wasser zum Wachsen bekommen, stehen sie unter Stress“, so der Landwirt weiter. Besonders in dieser Zeit seien sie dann anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall.
Während die Frühkartoffeln bereits im Sommer geerntet wurden, steht der „normalen“ Kartoffel im Herbst die Ernte bevor. Eingeholt werden die Knollen im einphasigen Verfahren. Der Roder nimmt dabei die Kartoffel komplett auf und trennt die Knolle vom Rest der Pflanze. Die Feinreinigung erfolgt später andernorts.
Bis zu vier Personen postieren sich auf einem Roder, sortieren mit geübtem Blick beschädigte und für den Verkauf unbrauchbare Exemplare aus. Die anschließende Vermarktung übernimmt ein Partnerunternehmen in Adersleben bei Halberstadt. Damit ist garantiert, dass Annaburger Kartoffeln der Sorten Prinzess, Colomba, Gala oder Wega auch auf dem regionalen Küchentisch ihren Platz finden. (mz)