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Kultur in Prettin Kultur in Prettin: Das Museum muss schrumpfen

Von Aline Gorldt 12.10.2019, 07:37
Die Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses der Stadt Annaburg wollten sich selbst ein Bild von der Kulturstätte Schloss Lichtenburg in Prettin machen. Dieser Ballsaal, indem sie sich befinden, wird wegen der Brandschutzauflagen künftig nicht mehr für Besucher zugänglich sein.
Die Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses der Stadt Annaburg wollten sich selbst ein Bild von der Kulturstätte Schloss Lichtenburg in Prettin machen. Dieser Ballsaal, indem sie sich befinden, wird wegen der Brandschutzauflagen künftig nicht mehr für Besucher zugänglich sein. Gorldt

Prettin - „Das Schloss Lichtenburg ist eines der größten Renaissance-Schlösser Deutschlands“, erklärt Silke Rosenkranz, Sachbearbeiterin Kultur, Touristik und Archiv in der Stadtverwaltung Annaburg, in Vorbereitung auf eine ganz besondere Führung. Der Kultur-und Sozialausschuss der Stadt Annaburg hat sich zu seiner jüngsten Sitzung vor dem Schloss versammelt, um diese mit einer Führung durch die Räumlichkeiten des Museums zu beginnen. Denn künftig soll sich hier einiges ändern.

Etage wird geschlossen

Das Museum wird sich bald erheblich verkleinern müssen. Das Schloss Lichtenburg ist im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Aufgrund der regen Nutzung der Kulturstätte sei es erforderlich, Brandschutzmaßnahmen im Gebäude durchzuführen. Diese beinhalten eine Verkleinerung des Museums.

Das beeinträchtige erheblich die Qualität des Museums, erklärt Rosenkranz den Ausschussmitgliedern. Einige Ausstellungen wurden bereits zurückgebaut, der ehemalige Ballsaal kann künftig nicht mehr zu Museumszwecken genutzt werden. Das gilt für das gesamte zweite Obergeschoss.

Hier war zu Zeiten der Kurfürstin Anna und Hedwig das Hochzeitsgemach. Aus finanziellen Gründen könne eine Verkleinerung nicht umgangen werden, sagt Wiebke Rode von der Bundesimmobilienanstalt. Wie teuer die Brandschutzmaßnahmen sein werden, sei zwar noch nicht bekannt, man rechne aber mit „entsprechend hohen Kosten“.

„Um diese Kosten auf ein verträgliches Maß zu reduzieren, ist es erforderlich, dass die Stadt Annaburg gewisse Einschränkungen in Kauf nimmt. Je größer die Nutzflächen der Stadt, desto größer sind die Kosten für die brandschutzgerechte Ertüchtigung“, sagt Rode. Weiter erklärt sie, dass ohne die brandschutztechnische Ertüchtigung ein Weiterbetrieb der Ausstellungen fraglich wäre. Unter Berücksichtigung aller Interessen habe man sich aber bemüht, die Einschränkungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Erste Maßnahmen, die überhaupt erst eine weitere Nutzung ermöglichten, wurden bereits umgesetzt, informiert Wiebke Rode weiter. So wurde in der Schlosskirche ein zweiter Rettungsweg eingerichtet, der aufgrund der hohen Personenzahl bei Veranstaltungen notwendig gewesen sei. Es sollen beispielsweise gebäudebezogene Brandabschnitte ausgebildet werden, um einen Brandüberschlag über die großen Dachstühle, die im Wesentlichen aus Holz sind, auf andere Gebäudeteile zu vermeiden. Eine dauerhafte Brandmeldeanlage sowie Sicherheitsbeleuchtung, Handfeuerlöscher und eine Blitzschutzanlage soll installiert werden.

Des Weiteren wird die brandschutzmäßige Ertüchtigung der Rettungswege notwendig. In diesem Zuge werden zudem sämtliche elektrotechnischen Anlagen erneuert. Organisatorische Maßnahmen wie die Anpassung der Brandschutzordnung, Feuerwehrpläne sowie Flucht- und Rettungspläne gehören ebenfalls dazu.

Die Erstellung des Brandschutzkonzeptes in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt und weiteren Fachplanern sei nahezu abgeschlossen. Aufgrund weiterer Planungen und Ausschreibungsverfahren könne man voraussichtlich erst im Jahr 2022 mit dem Umsetzen aller geplanten Maßnahmen beginnen. Die Bauzeit wird auf etwa ein Jahr geschätzt.

Im Frühjahr neues Konzept

Gleichzeitig würden Abstimmungen mit der Denkmalpflege stattfinden und unter anderem störende Einbauten aus jüngerer Zeit zurückgebaut, so dass künftig die historische Bausubstanz im genutzten Bereich wieder erlebbar sein wird, informiert Rode. Außerdem wird momentan das Dach des Flügels D1 saniert. Es wird neu gedeckt, geschädigte Dachbalken zwischen dem zweiten Obergeschoss und dem Dachgeschoss werden ausgetauscht und der Dachstuhl statisch gesichert.

Nach derzeitiger Planung geht die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben davon aus, dass diese Arbeiten im Frühjahr 2020 abgeschlossen werden können und dabei voraussichtlich Kosten in Höhe von 380000 Euro entstehen werden. Bereits seit einigen Jahren werden an dem Schloss in Prettin umfangreiche Bauunterhaltungsmaßnahmen durchgeführt. „Der Schutz der Besucher und der Beschäftigten spielt eine große Rolle“, erklärt Liebig.

Jetzt müsse ein neues Konzept aufgestellt werden, um so viele Ausstellungen wie möglich zu erhalten. Nicht nur die Räume werden reduziert, sondern auch dementsprechend die Ausstellungsstücke.

Eine neue Konzeption des Museums kann aber auch eine Chance sein, die vorhandenen Ausstellungen zu optimieren und qualitativ zu verbessern. Erste Überlegungen, welche Themen man halten und auf welche man verzichten könne, wurden bereits im Anschluss in der Ausschusssitzung diskutiert. Im Frühjahr wolle man deshalb schon mit einem neuen Konzept starten.

(mz)

Derzeit wird das Dach eines Flügels saniert.
Derzeit wird das Dach eines Flügels saniert.
Gorldt