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Kriminalität bei Turbine Zschornewitz Kriminalität bei Turbine Zschornewitz: Angebot an Einbrecher: spielt Fußball!

23.06.2019, 06:24
Ein Mann versucht ein Fenster aufzuhebeln.
Ein Mann versucht ein Fenster aufzuhebeln. dpa

Zschornewitz - Die Zschornewitzer Kicker wehren sich. Sie sind Opfer von dreisten Einbechern geworden - in der Nacht zum vorigen Samstag. Das Vereinsheim wird von den Unbekannten verwüstet. „Ich hätte heulen können“, sagt Frank Thiecke. Nach Angaben des stellvertretenden Abteilungsleiter wird die exakte Schadenshöhe noch immer ermittelt.

„Es wurden mehrere Türen aufgebrochen“, so Thiecke, der davon ausgeht, dass der Sachschaden Tausende Euro betragen wird. Beute konnten die Einbrecher auch machen. Der Vize-Chef spricht von 20 Euro. „Die waren auch schon bei den Ruderern, in Gräfenhainichen und bei vielen anderen Vereinen. Das ist doch der Wahnsinn“, sagt Thiecke.

Ziel: Wahnsinn stoppen

Und diesen Wahnsinn will der Zschornewitzer Fußballchef Bertram Jacobi jetzt stoppen. Der Mann hat einen offenen Brief an die „unruhigen Geister, die Nachtschwärmer, Einbrecher und drogensüchtigen Gemeinwohlzerstörer“ geschrieben. Darin betont der Präsident: „Ihr sollt wissen, dass die Mitglieder des SV Turbine Zschornewitz tiefstes Mitleid mit euch empfinden. Wie schlimm muss es sein, permanent den Druck zu verspüren, Geld beschaffen zu müssen? Wie qualvoll ist es, sich Nacht für Nacht um die Ohren schlagen zu müssen, um in fremdem Gefilden nach irgendetwas Verwertbarem zu suchen – immer auf der Hut davor, erwischt zu werden?“

Der Vereinschef, bewaffnet mit Ironie und Sarkasmus, unterbreitete ein „tolles Angebot“ seiner Fußballer an die Unbekannten: „Anstatt nachts heimlich bei uns einzusteigen – kommt offiziell und am Tage und meldet euch bei uns an. Das ist kein Scherz! Wir helfen euch mit Sport, Beistand und Verständnis, von eurer Sucht wegzukommen. Ihr spielt mit uns – wir arbeiten mit euch, helfen euch Anerkennung zu finden und das Suchtzentrum mit der ,Droge Gemeinschaftssinn‘ und sportlichem Erfolg umzukrempeln“, so Jacobi, der auch die Trainingszeiten dienstags und donnerstags ab 17.30 Uhr mitteilt.

Seine Elf ist in der abgelaufenen Saison souveräner Kreisliga-Meister geworden und spielt jetzt in der neuen Serie in der Kreisoberliga.

Motivation Drogenkauf?

Unterdessen hat die Polizei eine Häufung von Einbrüchen in Vereinsräume in den vergangenen Wochen bestätigt. So habe es 2019 bereits neun Einbrüche in Sportler- und Vereinsheime in Coswig, drei in Jessen, zwei in Wittenberg und jeweils einen in Annaburg und Gräfenhainichen gegeben.

Zwar seien die 16 Einbrüche im ersten halben Jahr im Vergleich zu den Vorjahren keine große Zahl, aber in sehr kurzen Abständen geschehen. 2017 und 2018 gab es jeweils gut 40 Einbrüche in Vereinsräumlichkeiten, im aktuellen Jahr 2019 bislang erst 16.

Als Motivation für die Einbrüche sei laut Polizei häufig Beschaffungskriminalität im Spiel - also die Hoffnung auf schnelles Geld für den nächsten Drogenrausch, so wie es Jacobi vermutet. (mz)