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Kegeln Kegeln: Weltmeisterin aus Möhlau

Von thomas Tominski 30.05.2012, 17:27

Möhlau/MZ. - Sarah Dressler kann ihr Glück kaum fassen. "Ich schwebe nicht auf Wolke sieben durch den Ort", sagt die 21-jährige Blondine, die sich mit der Deutschen Nationalmannschaft (U 23) den Weltmeistertitel im Classic-Kegeln erkämpft hat. "Erst wenn ich die Goldmedaille in den Händen halte", erzählt die Sportlerin des SV Glückauf Möhlau weiter, "wird mir klar, dass es kein Traum ist." Die WM in Bautzen (21. bis 26. Mai) ist in der Gefühlswelt der angehenden Diplom-Finanzwirtin noch voll präsent. Sie spricht vom Tunnelblick, der schnurgeraden Bahn und der völligen Isolation von der Außenwelt. "Wichtig ist es", verrät sie, "dass man während des Wettkampfes nicht anfängt, zu denken." Der Körper muss wie eine Marionette funktionieren, für 120 Wurf stehen lediglich 48 Minuten Wettkampfzeit zur Verfügung.

Teamgeist hat gestimmt

Von ihrer Nominierung hat Sarah Dressler drei Wochen vor der WM erfahren. Bundestrainer Rainer Aulbach und Margit Welker (Coach Frauen) entschieden sich nach fast einjähriger Sichtungsphase für acht Spielerinnen, die in der Vorbereitung die konstantesten Leistungen gebracht haben. "Alle meine Bundesliga-Ergebnisse kamen auf den Prüfstand", erzählt die 21-Jährige, die vor der Fahrt nach Bautzen versucht hat, so gut wie möglich abzuschalten. Sarah Dressler bezeichnet die Zusammenstellung der Mannschaft als perfekt, von der ersten Minute an habe der Teamgeist gestimmt. "In unserer Freizeit war das Thema Kegeln tabu. Wir wollten uns so gut wie möglich ablenken."

Lange Wartephase

Am Tag der Entscheidung ist die Möhlauerin zwischen Wettkampfort und Hotel gependelt. 15 Nationen drängeln sich ab 8 Uhr auf acht Bahnen, Dresslers Einsatz ist erst ab 17.30 Uhr gefragt. "Unsere ersten beiden Spielerinnen habe ich mir noch angeschaut, um die Bahn zu studieren", erzählt sie rückblickend. Danach hat die 21-Jährige die Einsamkeit gesucht, um den Trubel auszuweichen. Als die angehende Diplom-Finanzwirtin an der Reihe ist, liegt Deutschland bereits in Führung. "Der Erfolgsdruck war nicht mehr so groß", berichtet sie. Mir ihren 568 Holz ist die Glückauf-Sportlerin "unter die Umständen" zufrieden. In der Halle ist es extrem warm, mit jedem Wurf nimmt die Konzentration ab. "Wichtig ist ", verrät sie ihr Erfolgsrezept, "dass man konditionell topfit ist und sich vor dem Wettkampf 30 Minuten erwärmt hat." Raphaela Kummer muss als Schluss-Starterin für Deutschland nicht mehr aufs Ganze gehen. Der Vorsprung auf die Slowakei ist inzwischen riesengroß.

Striktes Alkoholverbot

Nach dem Gewinn der Goldmedaille geht bei den deutschen Frauen zunächst nicht die Post ab. "Alkohol ist bei der WM strengstens verboten", erzählt die 21-Jährige. Keine Belohnung? "Nur Pizza essen war erlaubt." Kein Glas Sekt? "Erst nach Beendigung der Wettkämpfe." Männerbesuche sind ebenfalls nicht erwünscht. Sarah Dressler darf mit Freund Marek zwar Kontakt aufnehmen, aber, nur außerhalb der Hotels. "Bei einer Fußball-WM ist das doch auch nicht anders", fügt sie lachend an.

Inzwischen ist bei der sportlichen Blondine wieder der Alltag eingekehrt. Hochschule in Königs Wusterhausen und Praxis auf dem Finanzamt in Magdeburg stehen abwechselnd auf dem Programm. Sportlich hat Dressler längst ein neues Ziel. In zwei Jahren will sie zum dritten Mal nach 2009 (U 18) und 2012 (U 23) bei einer Junioren-WM an den Start gehen. "Das ist meine letzte Chance", sagt sie, denn im Frauenbereich sei es schwer, das Ticket zu lösen. Diese Aufgabe hat die (Fast)-Diplom-Finanzwirtin bereits durchgerechnet.