Katrin Benedict stellt Buch vor Katrin Benedict stellt Buch vor: Geschichten mit feinem Ton

Coswig/Wörlitz - Die gefleckte Katze schaut sehr aufmerksam aus dem Fenster. Der Regen rinnt in Strömen über die Scheibe. Ja, drinnen ist es trocken und sicher. Draußen ist es in dem Moment eher ungemütlich. Aber vermutlich auch ziemlich spannend. Denn nicht jeder ist - wie eine schlaue Katze - wasserscheu. Mancher liebt nicht nur den hellen Sonnenschein, sondern kann selbst trüberen Stunden angenehme Seiten abgewinnen. So, wie der vorm Fenster hockende Stubentiger zu Interpretationen anregt, so schreibt Katrin Benedict. In ihrem zweiten Buch „Von Katze, Molch und Weihnachtsmann“ hat die Richterin am Amtsgericht in Zerbst - zu dessen Bereich auch die Städte Coswig und Oranienbaum-Wörlitz gehören - ihren Ton verfeinert, der bereits in ihrem Erstlingswerk „Maus, Hund und Honigbär“ vernehmlich angeklungen ist. Behutsam und zart, aufmerksam, mit großer Menschenkenntnis und einem selten gewordenen Einfühlungsvermögen widmet sie sich darin ihren Protagonisten.
Zwischen Realität und Mystik
Nicht immer sind es die alltäglichen Situationen, die Katrin Benedict beschreibt. Einiges mutet kurios an, manches wieder verrätselt. Absurd wird es jedoch nie. Gekonnt hält die Autorin die Balance zwischen der Realität und mystischen Einsprengseln. Und oft lässt sich während der Lektüre der sieben Geschichten - 116 Seiten sind an einem längeren freien Nachmittag locker zu schaffen - erahnen, dass sich die Autorin bei der Niederschrift ab und zu ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
Natürlich gönnt sich Katrin Benedict auch wieder einen kleinen Abstecher in die Räume, in denen sie sich berufsbedingt am besten auskennt. Mit „Eine Geschichte aus dem Amtsgericht Karlstadt“ hat sie den im Band enthaltenen Kurz-Krimi untertitelt. Der heißt „Der Schnee“.
Und die Kenner des Genres wissen: Hier geht es nicht um winterlichen Niederschlag. Hier geht es um Rauschgift, das mal verschwindet und mal wieder auftaucht. Wer da die Finger im Spiel haben könnte? Hier einen Tipp zu geben, würde den Spaß verderben.
Allein diese kleine Skizze aus der Justiz zeigt, wie sehr es die Erzählerin versteht, ihre Figuren mit wenigen Worten vor den Augen des Lesers plastisch zu machen. Ganz gleich, ob sie nun tierisch oder menschlich sind. So mutet es nahezu slapstickhaft an, wie Elsa im strömenden Regen in Nachbars Garten gerät. Der kleine Friedrich, von imaginären Trommeln gerufen, vergisst derweil alle ihm auferlegten Regeln und wird zum mutigen Krieger.
Und die Teenager Constanze und Marc - am Anfang noch von heftigen Sorgen geplagt, die sie aus der Bahn zu werfen drohen - schaffen es gemeinsam, familiäre Klüfte zu schließen. Diese unverzichtbaren versöhnlichen Abschlüsse zeigen, worauf es Katrin Benedict anzukommen scheint: Dass die Menschen miteinander respektvoll umgehen. Dass sie die Hoffnung nicht verlieren. Und dass sie ein bisschen an Wunder glauben sollten.
Ein Bild je Text
Illustriert hat das Büchlein, für das eine sehr augenfreundliche Schriftgröße gewählt wurde, Romy Pietzsch. Die auf einem Bauernhof in Nutha lebende Künstlerin - einst von den Könnern Heinz Rammelt und Heinz Szillat geschult - steuerte für jede Geschichte ein Bild bei, dass haargenau die Stimmungen der literarischen Miniaturen erfasst. Nicht plakativ und provozierend, sondern sensibel und hintergründig.
››Der Band „Von Katze, Molch und Weihnachtsmann“ ist erschienen bei Tredition. Er kostet 9,50 Euro. (mz)
