Jahrestagung Landfrauenverband Jahrestagung Landfrauenverband: Sie backen und packen an

Wittenberg - Eines wollen die Landfrauen aus Sachsen-Anhalt nicht: auf ihr Können beim Kochen und Backen reduziert werden. „Landfrauen sind mehr als das“, betont Kathrin Ahlers. Und dann zählt die Frau aus Schmilkendorf auf, wo sich die Frauen überall engagieren.
Da gibt es das Milchprojekt gemeinsam mit Kindertagesstätten und Schulen, das Projekt mit der AOK zum Thema „Gesundes Frühstück“ in Kindereinrichtungen und das Angebot regionaler Produkte auf Märkten in verschiedenen Orten unter dem Motto „Regional und Fair“.
Wissen über Landleben vermitteln
Zudem gibt es die institutionelle Förderung von Veranstaltungen unter dem Titel „management@home“, bei dem Wissenswertes für den Alltag vermittelt wird, von der Budgetplanung im Haushalt bis zur Gartenkunde.
Und Landfrauen hätten ihren Namen nicht, ginge es nicht auch um Landwirtschaft und Landleben. „Als Bauernpaten bringen wir Grundschulklassen Wissen über die moderne Landwirtschaft bei“, erklärt Kathrin Ahlers.
Bei all ihren Aktivitäten hat die studierte Agraringenieurin, die Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt, nicht einmal einen Ortsverein an ihrer Seite. Kathrin Ahlers ist seit dem Jahr 2000 Einzelmitglied im Landesverband, interessiert hat sie anfangs eine Ausbildung als Kinderbotschafter für gesunde Ernährung. Das ist schon eher unüblich, denn meist sind Landfrauen in Ortsvereinen organisiert. So wie der Verein „Wir - Landfrauen helfen sich selbst“ in Jessen.
„Eigentlich hatte unser Verein ursprünglich eine andere Aufgabe als sozialer Verein, der Frauen eine Chance bieten wollte. Aber da wir auch einen Kräutergarten haben, habe ich den Kontakt zu den Landfrauen aufgebaut“, berichtet Margit Mehr, seit 18 Jahren Vereinsvorsitzende.
Von den derzeit 63 Mitgliedern widmet sich ein gutes Dutzend den Projekten der Landfrauen. Die Vorsitzende weiß jedoch auch: „Landfrauenarbeit ist nicht mehr so wie früher.“
Auf der Jahrestagung des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Landfrauen sind am vergangenen Wochenende in Wittenberg viele Facetten erlebbar. Es gibt die Landwirtin im Familienbetrieb (mit drei Generationen) wie Marion Wollert aus der Altmark, die 130 Milchkühe im Stall stehen hat. Sie hält große Stücke auf den Verband, mit dem sie und ihre Mitstreiterinnen nicht nur viele kulturelle Angebote wahrgenommen haben, sondern auch Schulungen zur Erschließung neuer Erwerbszweige, zur Alterssicherung und Regelung der Hofnachfolge.
„Wir treffen uns einmal im Monat, das gibt mir sehr viel“, schwärmt sie von den Kontakten untereinander und dem steten Erfahrungsaustausch. Daneben gibt es reine Stadtvereine. „Man muss keinen Hof haben, um Landfrau zu sein“, wirbt Kathrin Ahlers, die auch im Vorstand des Landesverbandes mitarbeitet.
In Wittenberg fehlt es an Strukturen, nicht nur, dass kein Ortsverein existiert, es gibt auch keinen Kreisverband. Doch bevor es an den Aufbau geht, bräuchte es Mitstreiter. Auch Margit Mehr wäre nicht böse darüber, würden sich weitere aktive Frauen finden, die die eingangs genannten Projekte im Jessener Raum unterstützen. Spontan entsteht die Idee, einen Stammtisch ins Leben zu rufen, um Frauen in der Stadt und auf dem Land zu aktivieren.
Dabei müsse man nicht einmal alles allein machen. Kathrin Ahlers zum Beispiel hat die Agrargenossenschaft Zahna sowie das dortige Bauernmuseum als Partner. So können die Kinder vom Anbau von Getreide bis zum Brotbacken und Buttern lernen, wie Lebensmittel traditionell entstehen.
Knapp 1.000 Mitglieder
Gegründet wurde der Landesverband der Landfrauen Sachsen-Anhalt 1990. Derzeit ist Sibylle Klug aus Stendal Vorsitzende der knapp 1.000 Mitglieder im Land. „Wir müssen die Arbeit der Landfrauen bekannter machen“, weiß auch sie.
Die Grußworte von Staatssekretär Ralf-Peter Weber aus dem Landwirtschaftsministerium, dem Präsidenten des Landesbauernverbandes Olaf Feuerborn sowie Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner machen den Frauen Mut und lassen Wertschätzung erkennen. Weber stellt zudem eine höhere Förderung in Aussicht.
Angemerkt sei zum Schluss, dass die Landfrauen natürlich backen können. Für die Ehrengäste, unter ihnen Bernhard Naumann alias Martin Luther (der den über 100 Frauen aus Sachsen-Anhalt einen erheiternden Einblick in sein Leben bot) gab es als Dank den gebackenen Lutherkopf. (mz)
