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Infrastruktur im Landkreis Wittenberg Infrastruktur im Landkreis Wittenberg: Bauen teurer als geplant?

Von Julius Jasper Topp 01.04.2019, 05:47
Am Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium soll hier am Montag der Spatenstich für Haus 4 erfolgen. Der Rohbau wird teurer als geplant.
Am Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium soll hier am Montag der Spatenstich für Haus 4 erfolgen. Der Rohbau wird teurer als geplant. Thomas Klitzsch

Wittenberg - 25 Millionen Euro will der Landkreis in diesem Jahr allein für Bauprojekte an Schulen ausgeben. Am Paul-Gerhardt-Gymnasium wird das Haus 4 gebaut, für die Förderschule Holzdorf in Jessen wird ein Ersatzneubau hochgezogen, weitere Bauarbeiten und Sanierungen sollen an der Pestalozzi Förderschule und am Schulgebäude des Luther-Melanchthon-Gymnasiums sowie dessen Turnhalle durchgeführt werden. 15,5 Millionen sollen alleine die drei letztgenannten Projekte kosten.

Umgebaut wird teils nach den Regeln der energetischen Sanierung – Bund und EU fördern energieeffizientere, emissionsarme Bauten, die den heutigen Standards entsprechen.

Lange Dauer

Die genannten Projekte sind teils bereits seit den Jahren 2015 und 2016 in der engeren Planung. Hinzu kommt noch ein sechstes am Haus 5 des Paul-Gerhardt-Gymnasiums. Hier steht der Förderbescheid noch aus.

Hat das Projekt diese Hürde passiert, folgt eine weitere: „Das Bau- und Liegenschaftsmanagement des Landes muss Bauvorhaben erst prüfen und mit der zuständigen Investitionsbank abstimmen“, sagt Ines Behrens, Fachdienstleiterin für Gebäude, Liegenschaften und Service beim Landkreis Wittenberg.

Der Prozess kann sich ziehen: Bei den aktuellen Projekten wurden nach Intervention der Genehmigungsbehörden beispielsweise ursprünglich geplante Außenanlagen am Paul-Gerhardt-Gymnasium zusammengestrichen. Eigentlich habe das Land angekündigt, sechs Monate lang prüfen zu wollen, am Ende wurde ein Jahr daraus, heißt es aus der Kreisverwaltung.

Bereits im November hatte Rolf Häuser, Leiter des Bauordnungsamtes, einen Brandbrief an den Wirtschaftsminister geschrieben. Tenor: Die Vergabevorschriften seien zu kompliziert, das verprelle Baufirmen und führe dazu, dass diejenigen, die sich trotzdem bewerben, astronomische Preise fordern könnten. Als Beispiel nannte Häuser die Treppe vor dem Neubau des Landratsamtes, die monatelang gesperrt bleiben musste, weil sich kein Bewerber für die Fertigstellung fand, der nicht „das zwei- oder dreifache der geplanten Kosten gefordert hätte“, sagt Häuser.

Aktuelles Beispiel: Die Kosten für den Rohbau am Haus 4 des Paul-Gerhardt-Gymnasiums liegen knapp 30 Prozent über den eigentlich veranschlagten. Dieser Posten allein beläuft sich auf eine hohe sechsstellige Summe.

„Wir haben heute häufig nur fünf bis sechs Bewerber - auch bei größeren Losen. Vor zehn Jahren wären das zehn bis zwölf gewesen“, sagt Bauordnungsamt-Chef Häuser. Und: Eine europaweite Ausschreibung dauert mindestens sechs Monate. Wer mit Fördergeldern baut, hat allerdings Zeitdruck. „Wir müssen binnen 12 Monaten nach der Fördermittel-Zusage mit dem Bau beginnen und innerhalb von 36 Monaten fertig sein“, sagt Liegenschaftschefin Ines Behring. Im Zweifel müsse man auch etwas höhere Kosten in Kauf nehmen, um die Finanzierung der Projekte nicht zu gefährden.

Förderprogramme vereinfacht

Einen Lichtblick gibt es allerdings für die Planer der Stadt: Die EU hat nach Verhandlungen mit dem Land vor einiger Zeit die maximalen Kosten für förderfähige Projekte erhöht. Ohne diese Änderung wären fast alle zu teuer für die Programme gewesen.

Zudem lägen nicht alle Ausschreibungen weit über den ursprünglich veranschlagten Kosten, ergänzt Behring. Beim Haus 4 des Paul-Gerhardt-Gymnasiums erfolgt am Montag der Spatenstich und - vom Rohbau abgesehen - läge ein Großteil der bislang bekannten Kosten im vorher abgesteckten Rahmen. (mz)