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Hirschmühle in Prettin Hirschmühle in Prettin: Stopp für Unbelehrbare

Von Ute Otto 26.03.2019, 12:37
Die Prettiner Hirschmühle. Für unbefugte Kraftfahrer ist hier Schluss.
Die Prettiner Hirschmühle. Für unbefugte Kraftfahrer ist hier Schluss. Otto

Prettin - Der asphaltierte Weg zur Prettiner Hirschmühle endet seit einigen Wochen vor einem Tor. Ein Schild weist darauf hin, dass es sich bei dem Areal dahinter um Privatgelände handelt, das kameraüberwacht wird.

Alteingesessene Prettiner sind irritiert: Die Hirschmühle, bzw. das zugehörige Bootshaus, war über Jahrhunderte öffentlich zugänglich. „Die Hirschmühle ist 1578 als Wassermühle gebaut worden, die Bauern mussten zu ihr fahren, um ihr Getreide dorthin zu bringen“, erzählt die ehemalige Ortsbürgermeisterin Helga Welz, an die sich Bürger in ihrem Unmut wandten.

Zwischen 1893 und 1918 sei dann dort Ausladeplatz für Schiffe gewesen. „In der Zeit hat die Gemeinde den öffentlichen Weg dorthin gebaut“, hat Helga Welz recherchiert. Das zur Hirschmühle gehörende Bootshaus, das heute von den Prettiner Wasserwanderfreunden bewirtschaftet wird, sei ein beliebtes Ausflugsziel gewesen, „früher war dort sogar eine Gaststätte“.

Auch als diese längst geschlossen war, seien Familien und Vereine dorthin mit dem Fahrrad zum Picknick gefahren. Und nicht zuletzt sei der neue Anleger über das bundesweite Programm „Blaues Band“ gefördert worden, sollte also für alle Wassersportler öffentlich zugänglich sein.

Eigentümer des Geländes ist Alexander Pirich. Er hat es 2015 von Werner Gerdes erworben. Genau genommen beginne sein Grundstück sogar schon 150 Meter vor der Toreinfahrt, sagt er.

„An den Grundstücksverhältnissen hat sich durch den Eigentümerwechsel nichts geändert“, sagt Karin Kralisch, die als Leiterin des Bau- und Ordnungsamtes der Stadt Annaburg für Liegenschaften zuständig ist. Die Prettiner Wasserwanderfreunde waren seit der Wende schon immer Pächter. Der Vertrag zwischen dem neuen Eigentümer und dem Verein wurde 2016 für 20 Jahre abgeschlossen.

Wenn die Wasserwanderfreunde ihre Boote einsetzen wollen oder Veranstaltungen haben, dürfen sie mit dem Auto zum Bootshaus fahren. Der Verein hat, ebenso wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz, die Schifffahrtsverwaltung, der Landpächter und demnächst auch die Feuerwehr Transponder bekommen, mit denen sich das Tor öffnen lässt. „Es gibt keine Probleme, es funktioniert“, versichert der Vorsitzende der Prettiner Wasserwanderfreunde, Heiko Kämpfe.

Schon vor zwei Jahren hatte Alexander Pirich gegenüber der MZ erklärt, dass er das Areal für den Kraftfahrzeugverkehr absperren lässt, weil immer wieder Unbefugte mit Autos oder Krafträdern über das Gelände gerast seien, auch über den Damm, was schon der Hochwasserschutz verbiete.

„Wir haben Kinder und Haustiere, die sich auf unserem Grundstück gefahrlos bewegen können sollen“, sagt der 43-jährige Neu-Prettiner. Zudem sei er als Verpächter von Grünland gegenüber dem Agrarbetrieb in der Verpflichtung, dass die Fläche unbeschadet landwirtschaftlich nutzbar bleibt.

Zunächst war es nur eine Sperrkette mit Zahlenschloss, die Unbefugte am Durchfahren hindern sollte. „Die war schon nach wenigen Stunden gestohlen worden“, erzählt Pirich. Das Schild, auf dem darauf hingewiesen wird, dass Fußgängern und Radfahrern der Durchgang erlaubt ist, habe das gleiche Schicksal ereilt.

Mehrfach seien er und seine Partnerin zudem bedroht und in zwei Fällen sei er tätlich angegriffen worden, als sie unbefugte Kraftfahrer vom Grundstück verweisen wollten. Ein Fall wird demnächst vor Gericht verhandelt.

„Gegen solche unbelehrbaren Eindringlinge werden wir uns mit allen Mitteln wehren“, so der Eigentümer. Deshalb gebe es nun das Tor und die Videoüberwachung. Spaziergänger und Radler wollen sie tagsüber dulden, „wenn sie sich zivilisiert benehmen und keinen Müll hinterlassen“. Fremde Wasserwanderer, die am Steg anlegen, dürften nach Absprache sogar auf der Streuobstwiese zelten, wenn es unten beim Bootssteg zu nass ist.

„Wir sind doch selbst Wassersportler“, sagt Pirich. Ihm sei an Streit mit den Prettinern nicht gelegen. „Wir schützen nur unser Eigentum, wie es jeder andere hier auch macht.“ (mz)