Heimatverein in Goltewitz Heimatverein in Goltewitz: Patenschaft für Storchenkind Niki

Goltewitz - Niki scheint hart im Nehmen zu sein. Ende Mai flog der kleine Weißstorch aus dem Nest im Oranienbaumer Ortsteil Goltewitz. Nicht, weil er übermütig und unvorsichtig gewesen wäre, sondern weil seine Eltern wohl ihren tierischen Instinkten folgten.
Vier Mini-Störche tummelten sich im Horst an der Heinrich-Heine-Straße. Die allesamt hoch zu päppeln, das wäre schwierig geworden. Zu immens die Trockenheit in jener Zeit. Zu knapp dadurch das Futterangebot. Das Storchenpaar musste handeln. Der Natur gehorchend.
Aufmerksam die Ohren gespitzt hatte jedoch Diana Torger. Zum Glück für Niki, der diesen Namen damals natürlich noch nicht trug. Die Goltewitzerin, die gerade Pferde von der Koppel holte, sah nicht nur den Abwurf aus dem so erfolgreich bebrüteten Nest, sie hörte auch, dass der abgestürzte verbannte Storchennachwuchs deutliche Lebenszeichen von sich gab. „Weil wir helfen wollten, hatten wir eine etwas schlaflose Nacht“, erzählt Frank Torger, Vater der Finderin, von den Bemühungen.
Betteln um Futter
Bis zum nächsten Morgen kümmerte sich die Familie um den geschwächten Jungstorch. Regenwürmer - für die der Komposthaufen im Garten intensiv durchsucht wurde -, etwas Katzenfutter und Wasser gehörten zunächst zur Kost, nachdem der gerettete Geselle getrocknet und gewärmt worden war. „Ich gebe zu, dass ich unruhig war. Als ich am nächsten Morgen gegen vier Uhr nachschaute, was er denn so treibt, reckte er gleich wieder seinen Schnabel hoch und bettelte um Futter“, so der Goltewitzer.
Ein paar Stunden später sorgte er mit der spontanen Unterstützung von Peter Ibe, der eigentlich Biber-Experte ist, dafür, dass der Kurzzeitzögling in die sichere Obhut des Loburger Storchenhofs gelangte. Allerdings leistete sich Frank Torger noch einen Abstecher zur Fleischerei am Oranienbaumer Busbahnhof. Der Storch sollte gut gestärkt auf die Reise gehen.
„Wir haben ihm ein paar Häppchen schnabelgerecht zugeschnitten“, erinnert sich Patrick Ponzki an den hungrigen Vogel. Froschschenkel servierte er ihm freilich nicht, sondern kräftigendes Rindfleisch. Das half. Ohne schon fliegen zu können, landete Niki dank menschlicher Hilfe am 30. Mai sicher im Loburger Storchenhof, um sich prächtig zu entwickeln. Das berichtet Antje Neumann, Projektkoordinatorin der Vogelschutzwarte.
Die Genesung des Storchenhof-Patienten mit der Nummer 1766 schritt sogar so günstig voran, dass er - inzwischen mit der Kennung DEHHN 793 beringt - vor einer knappen Woche in der Altmark zu Adoptiveltern in ein Nest gesetzt werden konnte. „Dort wird er nun unter störchischer Aufsicht groß und im Spätsommer Richtung Süden ziehen“, blickt Antje Neumann optimistisch voraus.
Niki hat nun aber das große Glück, dass auch Paten um sein Wohlergehen besorgt bleiben. Der Heimatverein Goltewitz, in dem Frank Torger Mitglied ist, nahm nämlich das dramatische Ereignis zum Anlass, die Patenschaft für den verstoßenen Weißstorch zu übernehmen. Der Storchenhof hat dies durch eine Urkunde beglaubigt, die bis zum 14. Juni nächsten Jahres gilt.
Pate werden könne man, erläutert die Projektkoordinatorin, über den Online-Shop auf der Webseite des Storchenhofs oder den direkten Kontakt per Telefon oder E-Mail.
„Und natürlich kann auch bei einem Besuch auf dem Storchenhof eine Patenschaft übernommen werden. Unsere Einrichtung ist täglich von 10 bis 17.30 Uhr für Besucher geöffnet“, so Antje Neumann im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Im Übrigen komme es dem jeweils ersten Paten eines Tieres zu, diesem einen Namen zu verleihen. Die Patenschaftsgebühr in Höhe von jährlich 50 Euro - bei einem Senderstorch sind es 100 Euro - nutze ganz direkt der Arbeit des Storchenhofs und seinen Patienten. (mz)
