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"Goldener Ring" in Annaburg "Goldener Ring" in Annaburg: Jürgen Lehmann ist Wirt seit 30 Jahren

Von Frank Grommisch 08.08.2020, 11:02
Seit 30 Jahren ist Jürgen Lehmann Wirt vom „Goldenen Ring“ in Annaburg.
Seit 30 Jahren ist Jürgen Lehmann Wirt vom „Goldenen Ring“ in Annaburg. Grommisch

Annaburg - Das sei schon kurios gewesen, wie er damals Wirt vom „Goldenen Ring“ in Annaburg wurde. Jürgen Lehmann erinnert sich in diesen Tagen besonders daran, denn es ist mittlerweile 30 Jahre her. Am 1. August 1990 hat er die Gaststätte eröffnet. Davor war er in ganz anderen Bereichen zu Hause.

In Riesa hatte der Annaburger Zimmermann gelernt, arbeitete dann in einem Jessener Baubetrieb. Ehrenamtlich hat er später den Annaburger Jugendklub betreut, schließlich hauptamtlich. Die Jugendeinrichtung hatte ebenfalls ihren Sitz in dem Haus, das sich zu DDR-Zeiten im Besitz der Stadt befand. Als der damalige „Ring“-Wirt 1989 in den Westen geflohen war, sei ihm die Frage gestellt worden, ob er das Lokal nicht übernehmen wolle.

Schließlich habe er Erfahrungen mit Musikveranstaltungen für die Jugend, wofür der „Ring“ weithin bekannt war. Das Gebäude wurde der Stadt abgekauft, gemeinsam mit einem Gleichgesinnten vorübergehend eine GbR gegründet und daran gegangen, das Haus herzurichten. Der große Umbau mit dem Ausbau der oberen Etage zu Fremdenzimmern etwa erfolgte dann 1997, lässt er wissen.

In den besten Jahren hatten fünf Leute Arbeit im „Goldenen Ring“. Die schönste Zeit sei jene nach der politischen Wende gewesen, die Zeit des Aufbruchs, sagt Jürgen Lehmann. „Damals waren wir auch noch viel mehr Leute in Annaburg“, sagt er im Hinblick auf Einwohnerzahlen. Und die Annaburger seien auch bereit gewesen, Geld auszugeben.

Etwa bis zum Jahr 2000 war der „Goldene Ring“ für seine Live-Konzerte weithin bekannt. „Subway to Sally, Rammstein, In Extremo und Keimzeit, das waren die Highlights an Bands“, sagt Jürgen Lehmann. Gern erinnert er sich daran, dass „Silly“ mit Tamara Danz über Wochen im „Ring“ war, um hier zu proben. Doch nach der Jahrtausendwende sei die Konkurrenz an Veranstaltern zu groß geworden. „Da konnten wir nicht mehr mithalten.“

Der „Goldene Ring“ in der Hinter-straße ist regelmäßiger Treffpunkt von Vereinen und wird für Familienfeiern genutzt. Früher seien auch Heimat- und Volksfeste in der Region ein großes Standbein gewesen. Doch davon sind nur noch zwei übrig, bei denen Jürgen Lehmann Zelte bewirtschaftet. „In Groß Naundorf und in Annaburg und in diesem Jahr gar keins.“

Inzwischen ist Jürgen Lehmann, wie er erzählt, der dienstälteste Kneiper in Annaburg. Bereits seit 1990 gehört er dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) an. Vielleicht war der Weg zum Wirt gar etwas vorbestimmt, denn sein Opa führte einst den „Bürgergarten“ in Annaburg. Das Lokal stand in der heutigen Mühlenstraße. Auch der „Goldene Ring“ ist alt. Bei Bauarbeiten im Saal wurde die Jahreszahl 1897 gefunden. „Da hat es die Gaststätte schon gegeben“, ist Lehmann überzeugt.

Aufgrund von Corona sei derzeit alles ein „bisschen ruhig geworden“. Er und eine Angestellte kümmern sich um die Gäste. Froh ist er, dass die fünf Fremdenzimmer gefragt sind. „Da haben wir eine sehr gute Auslastung.“ Als Kneiper wolle er weiter durchhalten, sagt der 61-Jährige, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Unter fünf Bürgermeistern hat er bereits als Wirt gearbeitet und auch den sechsten wolle er noch erleben, sagt der Annaburger schmunzelnd. Seit Jahrzehnten ist er politisch aktiv und unterstützt das Vereinsleben nach seinen Möglichkeiten.

Der 30. Jahrestag sei am 1. August mit der Familie und den engsten Mitarbeitern gefeiert worden. Ein Hoffest, das sonst alljährlich ansteht, war aufgrund von Corona nicht möglich. (mz)