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Forstwirtschaft bei Kemberg Forstwirtschaft bei Kemberg: Die Dübener Heide verändert ihr Gesicht

Von Ulf Rostalsky 02.06.2016, 06:25
Torsten Vor zeigt Standorte der Versuchsflächen in der Heide.
Torsten Vor zeigt Standorte der Versuchsflächen in der Heide. Thomas Klitzsch

Rotta - Ab Mitte Juni werden auf 8 000 Hektar Fläche 74 sogenannte Weisergatter aufgestellt. Das bestätigte Michael Weninger, Leiter des Betreuungsforstamtes Dessau. Weisergatter sind zehn mal zehn Meter große umzäunte Flächen. Sie ermöglichen den Vergleich, wie sich Bewuchs und Waldverjüngung mit und ohne Einwirkung von Wild entwickeln.

In der Dübener Heide ist wie in anderen Regionen in Deutschland das Gleichgewicht im Wald gestört. Hohe Temperaturen, Trockenheit und Verbissschäden sorgen für Stress im Revier. Das soll sich ändern. Deshalb ist die Dübener Heide Teil des bundesweit angelegten Projekts zur „Biodiversität und Schalenwildmanagement in bewirtschafteten Wäldern“. Gut 8 000 Hektar Wald sollen hier in den nächsten sechs Jahren eine Frischzellenkur der besonderen Art erfahren (die MZ berichtete).

Ein neues Jagdregime soll den Wildbestand reduzieren helfen. Gleichzeitig hofft man, dass der Wald auf natürliche Art verjüngt werden kann und sich durch Artenvielfalt auszeichnet. Weninger präsentierte jetzt erste Ergebnisse des Projektes. Demnach hätten nur drei von mehr als 20 Waldbesitzern innerhalb der Pilotregion auf dem Fortbestand des bisher geltenden Jagdregimes mit ausgedehnten und nach Wildart gestaffelten Schonzeiten bestanden. Alle anderen hätten sich der Idee angeschlossen, den größer werdenden Beständen mit einer praktisch ganzjährigen Jagd einschließlich geringer Pausen zu begegnen. „Nach sechs Wochen Laufzeit können wir keine Trends ablesen. Dafür ist die Zeit zu kurz“, stellt Weninger klar. Allerdings hat er erste Zahlen bei der Hand. So wären in der Pilotregion an Schalenwild (Reh- und Rotwild) 60 Stück erlegt worden. Darunter hätten sich erwachsene und auch Nachwuchstiere befunden. Inwieweit das ein Indiz für die angestrebte Reduzierung der Bestände sei, wollte er jedoch nicht erklären.

Weninger forderte allerdings einmal mehr Vernunft ein. Die Jagd in der Heide soll nach geltenden Grundsätzen geschehen. „Füttern jeglicher Art ist verboten. Ausnahmen kann die Jagdbehörde erteilen. Aber nur, wenn Notzeiten für das Wild bestehen. Die gibt es jetzt nicht.“ Nicht zum ersten Mal waren Forstwirte in der Heide auf systematisch angelegte Futterplätze gestoßen, die Wild anlocken und den Beschuss erleichtern sollen.

Ganz andere Probleme haben Torsten Vor und seine Mitarbeiter. Das Team der Uni Göttingen kennzeichnet derzeit die Stellen, auf denen in den nächsten Wochen die Weisergatter aufgestellt werden sollen. Die Positionen sind über GPS-Daten erfasst. „Wir müssen aber jeden Punkt anlaufen und vor Ort entscheiden, ob die Stelle wirklich für ein Gatter geeignet ist.“ Sind die aufgestellt, müssen sie regelmäßig untersucht werden. Die Forstwissenschaftler erfassen Arten, die Größen von Pflanzen und deren Entwicklung. Schon jetzt haben sie eine Bitte. Wer Schäden an den Gattern feststelle, soll dies melden. Nur so wären zuverlässige Beobachtungen möglich. Helfen kann dabei jeder: Waldbesitzer, Jäger oder der ganz normale Besucher der Heide. (mz)