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Eichenkranz Musikfest Eichenkranz Musikfest: Produktion aus Mallorca ist vor allem heiter

Von Corinna Nitz 24.04.2018, 10:19
Am Sonntag hat alles gepasst: Im Saal des historischen Gasthofs „Zum Eichenkranz“ erlebte ein zahlreich erschienenes Publikum eine konzertante Opern-Gala, die seit ihrer Premiere in Palma auf Mallorca auch andernorts Erfolge feiert. Und draußen lag Wörlitz mit seiner lieblichen Parklandschaft in vorsommerlicher Sonne. Veranstalter des Musikfests ist die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs.
Am Sonntag hat alles gepasst: Im Saal des historischen Gasthofs „Zum Eichenkranz“ erlebte ein zahlreich erschienenes Publikum eine konzertante Opern-Gala, die seit ihrer Premiere in Palma auf Mallorca auch andernorts Erfolge feiert. Und draußen lag Wörlitz mit seiner lieblichen Parklandschaft in vorsommerlicher Sonne. Veranstalter des Musikfests ist die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Thomas Klitzsch

Wörlitz - Mit einer Schweigeminute wurde am Sonntagnachmittag das erste „Eichenkranz Musikfest“ in Wörlitz eröffnet. Joachim Landgraf, Geschäftsführer der Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, die das Musikfest veranstaltet, erinnerte damit an den kürzlich verstorbenen Vorsitzenden der Gesellschaft, Rolf Budde: „Dass wir heute im Eichenkranz Konzerte erleben können, haben wir ihm zu verdanken“, so Landgraf.

Dass trotz der kurzzeitigen Kontemplation im beinahe ausverkauften Saal des historischen Gasthofs die Stimmung mehr als heiter ward, hatte mit jener Gala zu tun, mit der das Musikfest an den Start ging: „Viva L’Opera“, eine Produktion des Klassik-Festivals „Música Mallorca“.

Arien, Duette und mehr

Premiere hatte die Gala 2003 im Theater von Palma unter der musikalischen Leitung des französischen Dirigenten Olivier Tardy (Staatsoper München). In Wörlitz zeichnete für die musikalische Einstudierung der amerikanische Pianist Kevin McCutcheon von der Deutschen Oper Berlin verantwortlich.

Er kleidete den Gesang von Rahel Indermaur (Sopran), Hitomi Kawei (Mezzosopran), Adam Juran (Tenor) und Tohru Iguchi (Bariton) in Musik. Stoisch arbeitete er sich am Bechsteinflügel durch die Auszüge und lieferte die klangvolle Illustration zu berühmten Arien und Duetten aus bekannten Opern sowie Operetten. Der Titel „Lonely House“ aus dem Musiktheaterwerk „Street Scene“ von Kurt Weill konnte auch gleich noch als Reminiszenz an den berühmten Sohn der Stadt Dessau verstanden werden.

Insgesamt wurden Ausschnitte aus 19 (!) Werken geboten: Sie reichten von Giacomo Puccinis „La Bohème“ und „Tosca“ über Jules Massenets „Manon“ und „Werther“, Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“ und „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, Franz Lehárs „Lustige Witwe“ bis hin zu Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“.

Das Publikum erlebte also ein wahres Feuerwerk bekannter Titel - und ein gut disponiertes Ensemble, das gelegentlich auch szenische Interaktionen andeutete. Bariton Iguchi, der übrigens auch die Programmdramaturgie der Opern-Gala verantwortete, glänzte nicht nur mit großer Stimme, sondern zudem mit komödiantischem Talent.

Mitten ins Herz traf Juran mit seiner Interpretation von „E lucevan le stelle“ („Und es leuchteten die Sterne“) aus „Tosca“. Ausdrucksstark, gefühlvoll und wenn es sein musste dramatisch präsentierten sich die Frauen.

Indermaur sammelte als Mezzosopran und Sopran auch an großen Häusern Bühnenerfahrung (u. a. Deutsche Oper Berlin). Die Japanerin Kawai hatte Engagements an der Kammeroper Köln und in München an der „Pasinger Fabrik“. Dort singt sie im Sommer die Federica von Ostheim aus der Verdi-Oper „Luisa Miller“.

In das kleine Entree vor dem Saal des Gasthofs „Zum Eichenkranz“ hatte die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs am Sonntag zum Eröffnungskonzert ihres Musikfests ein Foto von Rolf Budde nebst Traueranzeige gestellt. Der Vorsitzende der Gesellschaft (und Jurist, Mäzen, Musikverleger, Investor) war am 13. April nach schwerer Krankheit im Alter von 61 Jahren in Berlin gestorben. Wie Joachim Landgraf von den Gartenreichfreunden erklärte, hatte Budde auch das Musikfest mitinitiiert. Noch eine Woche vor seinem Tod hätte er mitgeteilt, dass er die Programmhefte zur Reihe für gelungen halte, so Landgraf zur MZ. Mit dem „Eichenkranz Musikfest“ soll das musikalische Leben im Gartenreich („unter Berücksichtigung der Aktivitäten des jährlichen Gartenreichsommers“) bereichert werden und „weitere touristische Wirksamkeit entfalten“. Viel Wert haben sie bei der Programmgestaltung auf die musikalische Vielfalt gelegt - so wird es neben Oper und populärer Klassik bis in den Herbst hinein nun auch Jazz und Unterhaltungsmusik geben. Wichtiger Partner des von Lotto Sachsen-Anhalt geförderten Musikfests ist das Festival „Música Mallorca“.

Bei www.anhaltisches-theater.de gibt’s Infos zum Musikfest im Netz.

Pause im Freien

Von Verdi überreichten Kawai und Indermaur in Wörlitz zwei Kostproben aus „Aida“ und „Don Carlos“. Das war im zweiten Teil des Programms, nachdem das Publikum die Pause im Freien verbracht hat. Der Blick in die liebliche Parklandschaft, die Sonne, eine angenehme Ungezwungenheit - all das, in Verbindung mit der Musik, konnte überaus heiter stimmen.

Zurück im Saal verabschiedeten sich Sängerinnen, Sänger und Pianist schließlich mit „Brüderlein und Schwesterlein“ aus Johann Strauss’ „Fledermaus“. Der Beifall war langanhaltend, eine Zugabe der Lohn.

Freundschaft statt Mord

Ein Wiedersehen mit Teilen dieses Ensembles im „Eichenkranz“ gibt es in einem Monat: Dann wird das Programm des neuen Musikfests am 22. Mai um 15 Uhr mit „Mozart und Salieri“, ebenfalls eine Produktion aus Mallorca, fortgesetzt. Es erklingen die schönsten Arien und Duette dieser Komponisten. Und entgegen aller Gerüchte (Hat Salieri Mozart ermordet?) soll zwischen den Liedern über die freundschaftliche Verbundenheit der Künstler, „die sogar zusammen komponierten“, die Rede sein.

Die Moderation insoweit übernimmt der künstlerische Direktor des mallorquinischen Festivals, W. D. Bruemmel, der bereits zum Eröffnungskonzert nach Wörlitz gekommen war, schließlich ist „Música Mallorca“ Kooperationspartner des Eichenkranz-Fests.

Dort gab es im Vorfeld am Sonntag eine kostenfreie Führung für Konzertbesucher durch den „Eichenkranz“. Landgraf zufolge wurde die Möglichkeit von vielen genutzt. Auch vor dem nächsten Konzert soll das Angebot wieder unterbreitet werden. (mz)

Rahel Indermaur
Rahel Indermaur
Klitzsch
Hitomi Kawai
Hitomi Kawai
Klitzsch