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Crossgolf in Wittenberg Crossgolf in Wittenberg: Luthers Pflaster ist nichts für Weicheier

12.05.2016, 14:00
Mit dem Golfschläger quer durch die Stadt: Zu Pfingsten wird es 2016 wieder ein Crossgolf-Turnier in Wittenberg geben. Bei einem der letzten Turniere in Wittenberg wurde auch im Luthergarten der Ball abgeschlagen. Stefan Richter aus Köthen schlug damals seinen orange mar­kier­ten Schaum­stoff-​Ball vor der Kulisse der Wit­ten­ber­ger Altstadt ab.
Mit dem Golfschläger quer durch die Stadt: Zu Pfingsten wird es 2016 wieder ein Crossgolf-Turnier in Wittenberg geben. Bei einem der letzten Turniere in Wittenberg wurde auch im Luthergarten der Ball abgeschlagen. Stefan Richter aus Köthen schlug damals seinen orange mar­kier­ten Schaum­stoff-​Ball vor der Kulisse der Wit­ten­ber­ger Altstadt ab. Baumbach/Archiv

Wittenberg - In der Szene wird inzwischen liebevoll von der „Crossgolf City Wittenberg“ gesprochen. Zum vierten Mal werden in der Lutherstadt den staunenden Touristen und Einwohnern die Bälle um die Ohren gehauen. Klingt gefährlich. Ist es aber nicht, betont Mario Prell. Schließlich handele es sich um „Soft-Geschosse“. Passiert sei auch nie etwas. Und das werde auch so bleiben.

Der Cheforganisator betont, dass er „den Verantwortlichen der Stadt“ dankbar sei für das Vertrauen und die Genehmigung des Spektakels. In Wittenberg wird am Sonntag die Saison in der Mitteldeutschen Crossgolf-Liga eröffnet. „Zwar werden im Süden der Republik viel mehr Turniere gespielt, aber so eine Serie ist in Deutschland einmalig“, sagt Prell, der zum Auftakt mit 25 Teilnehmern darunter Berliner und Leipziger rechnet. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Brauhaus. Ernst wird es ab 11 Uhr.

Wo überall im Stadtzentrum gespielt wird, ist ein streng gehütetes Geheimnis. „Es ist Altbekanntes dabei, aber es hat auch eine neue Bahn in die Auswahl geschafft“, so der Organisator, der sicher ist, dass die zu einer neuen Herausforderung wird. Insgesamt werden elf Bahnen vorbereitet. Die Spieler, die mit den wenigsten Schlägen die originellen Ziele treffen, sammeln wertvolle Punkte für die Liga. Es folgen Wettbewerbe im Köthener Schlosspark im Juni und Potsdam im September.

Gehofft wird auch noch auf einen Vergleich in Berlin. Allerdings habe das Grünflächenamt dort dem noch nicht zugestimmt. Höhepunkt und Abschluss ist das traditionelle Nachtgolfen im November in Elster. Danach werden bei einem gemütlichen Beisammensein die Besten des Jahres mit Pokalen geehrt. „Bei uns geht es fast familiär zu. Der Spaß steht im Vordergrund. Die Wettkämpfe werden nicht verbissen geführt, zumindest zeigt das niemand nach außen“, so Prell.

Das freilich war noch vor einem Jahr ganz anders. Da traf sich die deutsche Elite der Crossgolfer zur Qualifikation für die Europameisterschaft in London in Wittenberg. Die Mitglieder der Nationalmannschaft waren begeistert - von der Stadt und vom unglaublichen Parcours, der durch das Einkaufszentrum Arsenal - „Sofort wieder!“, so Prell - führte und solche Ziele ansteuerte wie den Marktbrunnen. Überraschend wurde der Rischebach zu einer besonderen Herausforderung.

Passanten beobachteten belustigt, wie die Aktiven versuchten, mit einem Golfschläger die Bälle aus dem Wasser zu fischen. „Wir hatten im Vorfeld empfohlen, einen Kescher mitzubringen. Kosten doch nur zwei Euro“, sagt Prell. Der Tipp wurde ignoriert. Und es gab auch keinen Heimvorteil. Niemand aus der Region schaffte den Sprung in die englische Hauptstadt. Prell widerspricht energisch und verweist auf Jörg Großmann (Berlin). Die Hauptstadt gehöre schließlich zur Region, so Prell. Der Mann aus der Metropole spielt eben in der Mitteldeutschen Liga. Aber egal, das Event in Wittenberg löste einen Hype aus.

Kritik gab es aber auch - allerdings erst nach den Europameisterschaften. Die sieggewohnten Deutschen belegten nach Frankreich und England „nur“ Rang drei. Schuld sei die Qualifikation in Wittenberg!. „Wir wurden auf harten Untergrund gestählt“, schimpften die Bronzemedaillengewinner. „Luthers Pflaster ist das härteste“, sagt Prell dazu. Im Londoner Olympiapark wurde auf extrem weichem Untergrund - auf Kunstrasenmatten - gespielt. „Der echte Rasen sollte geschont werden“, so Prell.

Inzwischen ist die Qualifikation für die Titelkämpfe 2016 in Amsterdam über die Bühne gegangen - und zwar in einer Stadt. Aachen ging an die Kondition der Crossgolfer. Die Strecke betrug 17 Kilometer. Kein Problem für Stefan Hagendorf. Der Elsteraner ist für den zwölfköpfigen Kader der Nationalmannschaft nominiert und wird in den Niederlanden spielen. Prell schaffte unter den Top-Leuten einen ausgezeichneten Rang 25 und will am Sonntag wieder angreifen. (mz)