Bundeswehrstützpunkt Holzdorf Bundeswehrstützpunkt Holzdorf: Oberstleutnant Jürgen Haupenthal übergibt das Ruder

Holzdorf - Wechsel in der Führungsebene sind bei der Bundeswehr kein Grund zur Sorge, sondern Normalität. Jetzt ist es Oberstleutnant Jürgen Haupenthal, Kommandeur der Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64, der das Kommando einem Nachfolger übergibt. In Jürgen Haupenthal schwingen gegenwärtig zwei Gefühlswallungen. Zum einen ist es Erleichterung, die Führung der Lufttransportgruppe, die er drei Jahre inne hatte, abzugeben, zum anderem spürt er schon den Verlust. „Dennoch bleibe ich dabei: Es ist der richtige Zeitpunkt.“ Verglichen mit einem Eishockeyspiel könne man sagen, so der 49-Jährige, er habe aus der Verteidigung heraus den Puck weit nach vorn gespielt. „Jetzt liegt es an meinem Nachfolger, Oberstleutnant im Generalstab Nicolas Bulitz, das Ding ins Tor zu bringen.“
Mehrmals Turbulenzen
Nach einem kurzen Fazit für seine Kommandeurszeit in Holzdorf befragt, macht Haupenthal keinen Hehl daraus, dass die vergangenen drei Jahre die intensivsten seines bisherigen Lebens waren. „Von vollkommen niedergeschlagen bis ganz oben auf war alles dabei“, resümiert er. Wie kaum ein zweiter Standort musste der Fliegerhorst Holzdorf, hier besonders die Lufttransportgruppe, Turbulenzen ertragen und ausgleichen. Vor allem der Wechsel von der betagten Bell UH 1D auf den hochmodernen NH 90 kostete Kraft und Energie. Wenig später sorgte der Fähigkeitstransfer der Hubschrauberkräfte für einen erneuten Umbruch, machte viele Bemühungen der Holzdorfer wieder zunichte. Der NH 90 ging an das Heer, dafür zog die CH-53 in die Hallen ein. Wenige Monate später folgte abermals eine Umstrukturierung, jetzt auf das Folgemodell CH-53 GA. Äußerlich waren die Veränderungen zwischen beiden Maschinen kaum zu erkennen, im Inneren jedoch ließ sich die Modernisierung der GA nicht übersehen. Auch diesen Wandel begleitete Haupenthal in führender Position.
Als überaus harmonisch bezeichnete Oberstleutnant Jürgen Haupenthal die Übergabe der Dienstgeschäfte an seinen Nachfolger Oberstleutnant i.G. Nicolas Bulitz. Der agierte zuvor auf ministerieller Ebene und ist dementsprechend bis in die höchsten Ebenen der Bundeswehr gut vernetzt. Zur Kommandoübergabe werden traditionell zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft sowie aus den Reihen der Bundeswehr erwartet, so der Kommodore des HSG 64, Oberst Stefan Demps, der den Wechsel mit der Übergabe der Truppenfahne an Oberstleutnant Nicolas Bulitz offiziell vollzieht. Zudem werden eigens für das Event eine Transall C-160 sowie ein Eurofighter am Standort landen und gemeinsam mit einer CH-53 GA der Verabschiedung des alten und der Begrüßung des neuen Kommandeurs einen würdigen Rahmen geben. (sgü)
Piloten mussten neuerlich umgeschult, Maschinen für den Flugbetrieb vorbereitet werden. Zudem galt es, den Standort so aufzustellen, dass der Lehrbetrieb nach Luftwaffenstandard für die CH-53 GA auf dem Fliegerhorst Holzdorf durchgeführt werden kann. „Dass uns diese Aufgaben gelangen, ist nicht einzig mein Verdienst. Es ist die Leistung der gesamten Gruppe“, unterstreicht Jürgen Haupenthal. Er hingegen sah es für sich als vordringlich an, die von den Standorten Rheine und Bückeburg nach Holzdorf versetzten Soldaten hier schnell zu integrieren. Dabei half ihm unter anderem der „Holzdorfer Spirit“, den es laut Haupenthal wirklich gibt. „Dieses ,Wir machen das und zeigen es den anderen’ ist schon fast einzigartig“, betont er.
Riesen-Transporter abgefertigt
Als herausstechende Highlights seiner Amtszeit erachtet Haupenthal die Landung einer Antonov 124 in Holzdorf sowie die Übung Cold Blade oberhalb des Nordkaps zu Beginn dieses Jahres. „Beide Male haben wir gezeigt, dass wir es können. Eine der größten zivilen Maschinen hier landen und starten zu lassen sowie die Verlegefähigkeit an einen der kältesten Punkte Europas.“ Dass es bei fast 4 800 Flugstunden in den drei Jahren keinen Flugunfall gab, gibt Jürgen Haupenthal ein gutes Gefühl. Zwischenfälle, wie den Verlust eines Löschwasserbehälters vor wenigen Tagen, bedauert er. Derlei lässt sich leider nicht grundsätzlich vermeiden und passiert immer wieder einmal, sagt er.
Zu gern hätte es Jürgen Haupenthal noch geschafft, dass die Bedingungen fürs Schießen mit Bordwaffen über der Annaburger Heide aus der CH-53 heraus in seiner Dienstzeit geregelt worden wären. Dieser Part obliegt nun seinem Nachfolger. Haupenthal arbeitet ab sofort im Zentrum für Luftoperationen in Kalkar, einer höheren Kommandobehörde der Luftwaffe. Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Führung von Luftstreitkräften im Einsatz.
(mz)