1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Brauerei in Zahna: Brauerei in Zahna: Keine Durststrecke für 14 Mitarbeiter

Brauerei in Zahna Brauerei in Zahna: Keine Durststrecke für 14 Mitarbeiter

Von Ute Otto 27.06.2018, 08:47
Reinhard Jung ist einer von 14 Mitarbeitern in der Brauerei Zahna GmbH. Hier ist er im Einsatz am Etikettierer.
Reinhard Jung ist einer von 14 Mitarbeitern in der Brauerei Zahna GmbH. Hier ist er im Einsatz am Etikettierer. Ute Otto

Zahna - Die Dürre der letzten Monate konnte dem Zahnaer Mineralbrunnen nichts anhaben. „Wir haben bislang keine Schwierigkeiten“, sagt Susann Danneberg, Geschäftsführende Gesellschafterin der Brauerei Zahna GmbH. 105 Meter tief ist der Brunnen südlich der Jüterboger Straße. „Wir haben das noch nie ausgeschöpft“, so die Zahnaerin. „Wir fördern aus 85 Metern Tiefe.“

Hochsommerliche Temperaturen machten sich immer im Absatz bemerkbar. Statt einzelner Flaschen würden kistenweise Vorräte gekauft. Das Problem sei nicht Wassermangel, sondern der stockende Rücklauf von Leergut. „Neue Flaschen haben wir genug, aber uns fehlen die Kästen“, so die Firmenchefin. Ohne die könne weder vorproduziert noch ausgeliefert werden. So nutzt Susann Danneberg die Gelegenheit für einen Appell an die Kunden, Leergut baldmöglichst in die Verkaufsstellen zurückzubringen.

Den Brunnen zu bohren, war 1991 für das gerade reprivatisierte Unternehmen, das sich mit der Produktion aus der zentralen Trinkwasserversorgung lösen wollte, ein großes Wagnis. Aber es habe sich gelohnt, der These eines Wörlitzer Hydrogeologen zu folgen, dass es in den Tiefen des Flämings Schichten mit mineralhaltigem Wasser gibt. Drei Jahre habe es gedauert, bis die staatliche Anerkennung als Mineralbrunnen vorlag.

Der Qualitätsnachweis muss jährlich erneuert werden. Zwar seien noch keine erhöhten Nitrateinträge festgestellt worden - „es sind natürliche Lehmschichten, die den Brunnen schützen“, so die Chefin -, aber die Berichte über die zunehmende Belastung des Grundwassers lassen die Firmeninhaber nicht kalt. „Wir leben in einem komplexen Umfeld“, sagt die Zahnaerin und meint damit, dass sich jeder seiner Verantwortung für die Umwelt bewusst werden muss.

Pur ein Durstlöscher, ist das geschmacksneutrale Zahnaer Mineralwasser zudem eine ideale Grundlage für Erfrischungsgetränke. Zweieinhalb bis drei Millionen Abfüllungen, hauptsächlich Halbliterflaschen, beträgt die Jahresproduktion. Mit dem Dinosaurier-Etikett trifft die rote, grüne und gelbe Brause als „Dino-Brause“ gleich doppelt den Geschmack der Kinder. Zahner Fassbrause heißt das Getränk wirklich nur, wenn es im Fass daherkommt.

Natürliche Aromen von Himbeere, Waldmeister und Apfelsine geben der Brause den typischen Geschmack, der viele Erwachsene an ihre Kindheit erinnert. Auch die Limonaden werden mit natürlichen Zitrusaromen hergestellt. Die Fruchtsaftgetränke hingegen basieren auf Konzentraten. Manche, wie die Apfelschorle, kommen ohne Zusatz von Zucker oder Süßstoffen aus. Dem Trend folgend, haben die Zahnaer jüngst unter dem Namen „Balance“ ein so genanntes Wellnessgetränk, kalorien- und kohlensäurearm sowie ohne Konservierungsstoffe, auf den Markt gebracht.

Viel diskutiert wird gegenwärtig der Zuckergehalt von Nahrungs- und Genussmitteln. Susann Danneberg hält nichts davon, daraus ein Politikum zu machen. Zucker sei ein natürliches Süßungsmittel, es sollte in Maßen genossen werden. „Reglementiert worden sind wir lange genug“, sagt sie. „Die Menschen sollen eigenverantwortlich entscheiden können, was sie essen und trinken.“ Dafür müssten sie gleichwohl mit Kompetenz ausgestattet sein. Aufklärung über gesunde Ernährung und Verhaltensweisen hält sie ebenso für unabdingbar.

Einem weiteren aktuellen Problem - dem Kunststoffabfall - sind die Zahnaer schon vor mehr als 15 Jahren zuvor gekommen mit der Entscheidung, auf Kunststoffflaschen zu verzichten und konsequent auf Mehrweg-Glasflaschen zu setzen.

Die EU-Abgasnormen hingegen haben dafür gesorgt, dass sie in den zurückliegenden Jahren vordergründig in die Fahrzeugflotte investieren mussten, welche die von 14 Mitarbeitern produzierten Zahnaer Produkte in einem Radius von rund 85 Kilometern in Märkte und Gaststätten bringt. Die grüne Plakette ist ein Muss, und, so Susann Danneberg, „wer weiß, was in Sachen Dieselfahrzeuge noch auf uns zukommt...“

Überbordende Bürokratie - zuletzt die EU-Datenschutzgrundverordnung, machten so kleinen Unternehmen zunehmend zu schaffen. Die Kosten müssten zwangsläufig auf die Produkte umgelegt werden. „Die Politik muss sich nicht wundern, wenn immer mehr Handwerker und Kleinunternehmer aufstecken und lieber als Angestellte irgendwo arbeiten.“ Ans Aufhören denken die Firmeninhaber aber nicht. Schließlich haben Gottfried Danneberg und seine Nachfahren seit Firmengründung 1896 schon so manche Durststrecke gemeistert. (mz)