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Aktion Aktion: Das Herz am richtigen Fleck

Von Thomas Tominski 19.01.2016, 15:48
Kreissportbund-Präsident Uwe Loos erscheint am Samstag bei der Sportgala mit einem Ball.
Kreissportbund-Präsident Uwe Loos erscheint am Samstag bei der Sportgala mit einem Ball. Baumbach Lizenz

Wittenberg - Das Schicksal von Thomas Mieth hat Werner Roß schwer betroffen gemacht. Beim Handball-Turnier des VfB Zahna am 3. Januar war der in Wittenberg bekannte Sportmoderator in der Stadthalle mit dessen Mutter ins Gespräch und hat erfahren, dass Mieth nach einem Hirninfarkt rechtsseitig gelähmt ist. Doch dann gewinnt Roß bei diesem Turnier den Hauptpreis - einen Handball mit den Unterschriften der iranischen Nationalmannschaft sowie von Oberligist HG 85 Köthen. Nach der Preisübergabe steht sein Entschluss sofort fest. Roß stellt den Ball für einen guten Zweck zur Verfügung und rennt mit dieser Aktion bei Kreissportbund-Präsident Uwe Loos offene Türen ein. „Ich habe zusammen mit meiner Frau die Familie Mieth drei Tage später in Zahna besucht“, erzählt Roß, der sich vom Gesundheitszustand seines ehemaligen „Kunden“ persönlich überzeugen will. „Ich war früher sein Arbeitsvermittler“, sagt er und betont, dass der Kontakt nie ganz abgerissen ist. Der selbstständige Unternehmer hofft, dass die Versteigerung des handsignierten Balls dem 48-Jährigen mindestens 100 Euro einbringt. „Diese Summe wäre in seiner augenblicklichen Situation schon Gold wert.“

Bis Freitag können für den Handball mit den Unterschriften der iranischen Nationalmannschaft und der HG 85 Köthen Angebote beim Kreissportbund abgegeben werden, da die Sportgala am Sonnabendabend im Wittenberger Mercedes-Autohaus nur geladene Gäste (insgesamt 290) besuchen dürfen. Sollten keine Angebote im Vorfeld eingehen, eröffnet KSB-Präsident Uwe Loos persönlich bei der Sportgala mit 50 Euro die Versteigerung. Die komplette Summe kommt dem Zahnaer Thomas Mieth zu Gute, der nach einem Hirninfarkt rechtsseitig gelähmt ist. Den Ball hat Werner Roß beim Handball-Turnier des VfB Zahna gewonnen. Sieger des Wettbewerbs war der Iran. Gebote für den signierten Handball nimmt der Kreissportbund ab sofort unter der Telefonnummer 03491/40 26 78 entgegen.

Gemeinsam durchs Leben

Die Lebensgefährtin von Thomas Mieth, Heike Lehmann, findet es toll, dass sich Roß zu dieser Aktion entschlossen hat. Seit dem 29. Oktober 2014 hat sich das gemeinsame Leben grundlegend verändert. Ihr Partner ist wie erwähnt rechtsseitig gelähmt. Er kann nicht zufassen, nicht sprechen, ist in seinem Bewegungsablauf stark eingeschränkt. Trotz aller Hindernisse ist Heike Lehmann stolz auf ihren Thomas. „Er ist ein richtig toller Kämpfer, gibt nie auf“, verrät sie und sagt, dass der Gewinn aus der Aktion in Therapien fließt. Das Turnier des VfB hat sie nur vom Hörensagen gekannt. „Deshalb war ich überrascht, als Werner Roß plötzlich vor unserer Tür stand.“

Das Träumen ist Heike Lehmann nicht vergangen. Ihr Partner ist Anhänger von Fußball-Bundesligist Hertha BSC und überrascht sowie glücklich zugleich, dass die Mannschaft von Trainer Pal Dardai nach der Hinrunde auf dem dritten Platz steht. „Damit haben wir nicht gerechnet. Hertha hat schon viel schlimmere Zeiten durchgemacht“, sagt sie. Wenn es der Gesundheitszustand ihres Partners (irgendwann) zulässt, wollen beide ins Berliner Olympiastadion fahren und die Hertha anfeuern. Bis dahin ist es ein weiter Weg. „Jetzt wünsche ich ihm erst einmal viel Gesundheit. Wenn er wieder seinen Arm und seine Hand bewegen kann, gehen wir die Sache an.“

Kleine Programmänderung

Aufgrund dieser Aktion läuft die Sportgala am Samstag nicht wie gewohnt ab. Kreissportbund-Präsident Uwe Loos nimmt den Handball bei der Eröffnung mit auf die Bühne und beginnt mit der Versteigerung. Interessenten, die nicht zu den 290 geladenen Gäste der Gala gehören, haben im Vorfeld die Möglichkeit, ihr Gebot telefonisch beim KSB abzugeben. Der Präsident hofft, dass für die Therapien von Thomas Mieth eine „stolze Summe“ zusammenkommt. „Ich kündige die Aktion zusammen mit Moderator Andreas von Thien an“, sagt Loos und erklärt, dass Höchstgebot gleich Ballgewinn heißt. „Es gibt mehrere Arten von Versteigerungen. Wir haben uns auf diese Variante verständigt“, so der 52-Jährige, der noch einen Plan B aus dem Hut zaubert. Geht im Vorfeld kein Gebot für den Ball ein, beginnt er die Aktion mit 50 Euro. Loos findet es persönlich gut, dass Roß seinen Gewinn für einen guten Zweck zur Verfügung stellt. Er kenne Mieth zwar nicht persönlich, doch das Schicksal des 48-Jährigen habe ihn sehr erschüttert. In solchen Situationen weiß man die eigene Gesundheit umso mehr zu schätzen. „Deshalb habe ich nach einem Gespräch mit Werner Roß entschieden, dass der KSB die Sache unterstützt.“

Thema ist kein Tabu

Alexander Schlotbohm findet es super, dass solch eine Geschichte in die Öffentlichkeit gelangt. „Nach einem Schicksalsschlag wird der Bekanntenkreis meist immer kleiner und beschränkt sich im Endeffekt auf die Familie. Ich denke, dass Thomas Mieth mit diesem Aufruf zusätzlich neuen Lebensmut schöpft“, so der Handball-Abteilungsleiter des VfB Zahna, der auch Hauptorganisator des Turniers war. Schlotbohm kennt die Familie, wünscht ihr viel Glück und findet es bemerkenswert, dass die Menschen aus der Region auf Notfälle wie diesen reagieren. „Wir als Verein freuen uns, dass wir indirekt an dieser Aktion beteiligt sind“, schiebt Schlotbohm nach. In Zahna habe sich die „Sache mit der Versteigerung“ in Windeseile verbreitet. Dafür ist jetzt Daumendrücken angesagt. (mz)